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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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auszustatten.«
    »Trifft das zu, Direktor?«
    »Absolut nicht, Senator.«
    »Warum haben die Iraner das Uran, nachdem sie es einmal hatten, nicht einfach zur Abschreckung behalten, wenn das der ursprüngliche Plan war?«
    »Der Zusammenbruch der Ölpreise im Juni hat das iranische Budget schwer belastet. Die Unzufriedenheit mit dem Regime war so hoch wie nie. Gewisse radikale Mitglieder der Revolutionsgarden glaubten, ein atomarer Anschlag in Amerika selbst werde ein so großes wirtschaftliches und politisches Chaos hervorrufen, dass die Vereinigten Staaten |291| gezwungen wären, sich für eine Generation aus der Region zurückzuziehen.«
    »War ihnen nicht klar, dass ein Anschlag einfach nur das Beste im amerikanischen Volk zum Vorschein bringen würde?«
    »Senator, wie alle islamistischen Gruppen betrachten die Revolutionsgarden Amerika als von Sünde geschwächt und zutiefst korrupt. Sie waren der Meinung, ein einziger schrecklicher Anschlag werde unsere Moral untergraben. Die Japaner hatten eine ähnliche Vorstellung, als sie Pearl Harbor angriffen.«
    Das Video sprang vor. Die Gesichter waren dieselben, aber nun war eine Mischung aus Unruhe und Empörung in ihnen zu sehen. Dyer verbarg unter der Fassade des professionellen Politikers eine Menge Zorn. Irgendetwas sehr Aufwühlendes war in den fehlenden Sekunden vorgefallen, aber der Sender würde seinen Zuschauern nicht mitteilen, was das war.
    »Direktor«, sagte Dyer, »damit das ganz klar ist: Haben Sie festgestellt, dass die in Houston gefundenen Uranspuren von ebenjenem Uran stammen, das Anatoly Rudashevsky den Vertretern der Revolutionsgarden verkauft hat?«
    »Jawohl, Senator. Ich habe nicht den geringsten Zweifel.«
    Die Aussage war perfekt: kein Stolpern über Worte, kein Wortgefecht und keine irrelevanten Fragen. Ein Senatsausschuss der damaligen Zeit war normalerweise einfach nur eine Gelegenheit für die Senatoren gewesen, sich vor der Kamera in Szene zu setzen, und für die Aussagenden, ihre Agenda unters Volk zu bringen. Wenn einmal irgendwelche Tatsachen an die Öffentlichkeit durchsickerten, lag das daran, dass einer der wenigen Aufrechten für kurze Zeit die Kontrolle über das Mikrofon erlangt hatte. Solche glücklichen Zufälle wurden von Präsident Adamson korrigiert, sobald er den Ältestenrat gegründet hatte. Dyer und Foyle hatten einander Hand in Hand durch alle Fakten geleitet, |292| die sie vor der Öffentlichkeit ausgebreitet wissen wollten. Eigentlich hätte ich mir ja schon beim Anblick ihrer gegensätzlichen Körperstatur denken können, dass sie ein bühnenreifes Duo waren.
    Die Kamera schaltete zur Menschenmenge draußen um und die war abstoßend. Die Leute schrien, sangen, beteten und hielten Schilder hoch: »Atombomben auf den Iran, jetzt«, »Gott verdammt die Mullahs«, »Bombardiert Mekka«. Einige der Schilder waren von denselben Gruppen, die die Leute busladungsweise herangekarrt hatten, in Massenproduktion hergestellt worden, aber ausnahmsweise einmal brodelte auch viel echte, spontane Emotion in der Menge. Nur schade, dass es sich überwiegend um Angst handelte, dicht gefolgt von Wut.
    »Während der Ausschuss seinen Bericht offiziell erst in zwei Wochen vorlegen wird«, fuhr die Offstimme des Korrespondenten fort, »haben hochrangige Quellen in den Nachrichtendiensten und im Militär den Iran schon vor der ersten Sitzung des Ausschusses mit Houston in Verbindung gebracht.«
    Dafür hatte Adamson gesorgt. Er war damals erst der designierte Präsident, aber das spielte keine Rolle. Keiner nimmt einen abgewählten Präsidenten ernst, und schon gar nicht, wenn er nicht das sagt, was die Leute hören wollen. Adamson hatte eine Agenda und die Sender waren scharf darauf. Alle bekamen, was sie wollten – zumindest die Leute, die zählten.
    Damals machte ich mir über all das keine Gedanken. Meine Einheit war für eine gemeinsame NAT O-Übung in der Campbell-Kaserne in Heidelberg stationiert. Vor dem Anschlag auf Houston hatte ich den größten Teil meiner Zeit damit zugebracht, die deutschen Ausdrücke für »Ich habe mich verirrt«, »Ein Bier bitte« und »Du hast wunderschöne Augen« zu lernen.
    |293| Nach der Zerstörung der Stadt wurde der Verteidigungszustand ausgerufen, heilige Scheiße, und wir mussten in der Kaserne bleiben. Wir hatten uns vor den Fernsehern versammelt, Nachrichtensendungen wie diese gesehen und dabei genauso im Dunkeln getappt wie die Landsleute, die zu verteidigen wir geschworen hatten. Wie diese

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