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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Zäpfchen verabreicht. Man fotografierte sie, bevor sie eine Windel anbekam und in einen orangefarbenen Overall gesteckt wurde, als Geschenk verpackt für einen wartenden Kleintransporter. Wenn das Team gut eingespielt war, dauerte die ganze Operation fünf Minuten. Das war die Durchschnittszeit für die alten Profis in der Siebzehn.
    »Ich lasse Sie einen Moment allein«, sagte Mrs Brown, die sich plötzlich ihres Schmerzes schämte, und verließ das Zimmer.
    Ich saß auf dem Bett und drückte die Chenilledecke mit den Fingern. Das Material war mir bereits innig vertraut, ein Déjà-vu in meinen Fingerspitzen. Ich hatte eine Vision von mir selbst, wie ich in einer endlosen Folge von Räumen genau wie diesem auf einem Bett saß und darauf wartete, dass ein |373| Gott, an den ich nicht glaubte, mir irgendein Zeichen von ihr sandte.
     
    Das Lagerhaus war genau da, wo Iris geschrieben hatte. Das Hauptgebäude war eine dreigeschossige Aluminiumschachtel, fensterlos, schweigsam und rostig. Kleinere Außengebäude drängten sich darum herum. Die Worte »Executive Transport Services« standen in Blau und Gold auf der Seite und waren in der Dunkelheit dieses menschenleeren Teils der Stadt von Flutlicht beleuchtet.
    Ich überwachte das Gebäude eine Stunde lang, aber keiner kam oder ging. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sonderbar. Außen führte der übliche Maschendrahtzaun um das Gelände herum, oben mit Stacheldraht versehen. Was mein Interesse weckte, war das Fehlen irgendwelcher Wachpatrouillen, zu Fuß oder in einem Fahrzeug, und die vollständige Abwesenheit von Kameras.
    Ich hatte bei einem die ganze Nacht geöffneten Laden gehalten und ein paar Dinge besorgt, von denen ich glaubte, dass sie mir vielleicht nützlich werden würden. In der braunen Papiertüte auf dem Beifahrersitz lag ein Bolzenschneider für den Zaun, mit dem ich gerechnet hatte. Auch noch ein paar andere Dinge befanden sich in der Tüte. Ich hoffte, dass ich sie nicht brauchen würde.
    Mit dem neuen Bolzenschneider schnitt ich ohne große Mühe ein für mich passendes Loch in den Zaun. Es lagen etwa hundert Meter beleuchteter Beton zwischen der Stelle, wo ich mich befand, und dem Hauptgebäude. Ich spielte Himmel-und-Hölle mit seinen kleineren Brüdern. Das brachte mich auf dreißig Meter an eine Seitentür heran. Den Rest bewältigte ich mit einem Sprint.
    Ich schraubte die Glühbirne über der Tür heraus, um ein bisschen Privatsphäre zu haben, und machte mich am Schloss zu schaffen. Eine schwierige Arbeit. Es war verrostet |374| und wäre selbst dann eigensinnig gewesen, wenn ich einen Schlüssel gehabt hätte. Die große Versuchung während dieser Momente ungeschickten Fummelns bestand darin, das verdammte Ding einfach einzutreten, aber ich hatte lange genug trainiert und behielt einen klaren Kopf.
    Die Tür führte in eine Folge von Lagerräumen, die durch metallene Schiebetüren abgeteilt waren. Es gab keine Holzsplitter, zerbrochenen Paletten oder anderen Abfall, der auf logistische Aktivitäten hingewiesen hätte. Ich betrat jeden neuen Raum in der Erwartung, dass es Ärger geben würde, aber selbst das Ungeziefer zierte sich, einen solchen Ort zu besiedeln.
    Der letzte Raum führte in einen wesentlich größeren Ladebereich, der den überwiegenden Teil des Gebäudes einnahm. Nackte Glühbirnen, die von der Decke baumelten, beleuchteten die einzige Fracht, die auf Mitnahme wartete. Dort standen sieben Reihen Sprungrahmenbetten, je zwölf pro Reihe, alle im genau gleichen Abstand voneinander. Es sah aus wie die Überreste einer Massenunterkunft nach dem Ende einer Katastrophe.
    Wie in den kleineren Räumen war auch hier der Boden vollkommen sauber gefegt worden. Ich unterteilte den Raum in Planquadrate und suchte ihn Feld für Feld mit einer Taschenlampe ab. Es gab keine alten Tüten oder Quittungen, Kippen oder Pappbecher mit verschmierten Rändern, nicht ein Fitzelchen der typischen Überreste des modernen Lebens, von denen Schnüffler wie ich abhängig waren. Es erforderte sehr viel Disziplin, gar nichts zurückzulassen. Selbst Profis machten Fehler.
    Ich fand den Fehler unter dem vierten Bett in der fünften Reihe. Eine Kette war am Bettgestell befestigt worden. An ihrem freien Ende hing eine ganz normale Handschelle. Ich leuchtete mit der Lampe darüber. An der Innenseite des Scharniers waren ein paar braune Flecken. Ich hätte sie für |375| Rost gehalten, wenn ich weniger Erfahrung mit getrocknetem Blut gehabt hätte. Die Logik

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