Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
Vom Netzwerk:
nach Bedeutung immer größer und düsterer. Ist sie weggelaufen, weil ich ihr verboten habe, diesen Jungen zu treffen? Hat er mich verlassen, weil ich fünf Kilo zugenommen habe? Faye wollte mich fragen, ob es ihre Schuld sei, wollte dass ich verneinte und sie freisprach, doch der Stolz verschloss ihr die Lippen.
    Mir gingen die Fragen aus und Fayes kleiner Vorrat an Antworten war längst erschöpft. Ihre Augen wanderten durch das kleine Wohnzimmer, während sie wartete. Die Stille zog sich in die Länge. Der Kaffee wurde kalt. Es war bestimmt nicht der richtige Moment, ein Gespräch übers Wetter anzufangen. Ich stand auf und erlöste uns von unserem Elend.
    »Danke für den Kaffee«, sagte ich. »Ich melde mich in ein paar Tagen bei Ihnen, früher, falls sich etwas Interessantes ergibt.«
    »Danke«, antwortete sie und reichte mir Mantel und Hut. »Es klingt sonderbar, aber allein schon durch die Begegnung mit Ihnen fühle ich mich besser. Es war mir unerträglich, aus dem Haus zu gehen und jemanden zu besuchen. Den ganzen Tag hier in der Wohnung eingesperrt, habe ich allmählich geglaubt, die Polizei hätte recht und ich hätte ihn mir tatsächlich nur ausgedacht. Aber Sie haben ihn gekannt, Sie wissen, dass es ihn wirklich gab.«
    Sie brachte mich zur Tür.
    »Nur noch eines«, sagte ich. »Haben Sie ein neueres Bild von Isaac?«
    »Natürlich«, antwortete Faye. Sie ging kurz ins Schlafzimmer und kam mit einem Foto zurück. Obwohl zehn Jahre |79| vergangen waren, sah Isaac für sein Alter noch immer jung aus. Er trug sein Haar weiterhin militärisch kurz und seine Haut war zarter als bei irgendeinem meiner Bekannten, die in der Großen Sandkiste gewesen waren. Er stand in der Titan-Uniform vor dem Firmensitz der Gesellschaft. Das Lächeln in seinem Gesicht war genauso breit und unschuldig, wie ich es in Erinnerung hatte, aber es erreichte seine Augen nicht mehr.
    »Er muss inzwischen ganz anders aussehen, als Sie ihn in Erinnerung haben.«
    »Er hat sich weniger verändert, als ich erwartet hatte«, gab ich zurück. »Auf eine gute Weise.«
    Wir standen einen Moment lang in der Tür und schauten uns gemeinsam Isaacs Foto an, dann verabschiedeten wir uns.
    Es hatte zu regnen begonnen. Mein Hut tat, was er konnte, wurde aber von kalten, harten Tropfen bedrängt, die wie Schrotkörner auf die Krempe prasselten. Manche Leute waren so weitsichtig gewesen, sich beim Hinausgehen einen Regenschirm mitzunehmen. Uns anderen blieb nichts übrig, als einfach weiterzugehen. Ich warf einen kurzen Blick auf Fayes Fenster, stellte fest, dass es leer war, und machte mich auf die Jagd nach einem Taxi. Ihre Hoffnung, nicht das Wetter, war der Grund, aus dem ich den Kopf senkte.
     
    Ich begann mit Isaacs Zimmer in Flushing. Faye hatte noch untertrieben, als sie mir das Haus beschrieb: Noch heruntergekommener ging gar nicht mehr. Ein Neonschild hatte das schmutzig graue Gebäude, an dem es schief herunterhing, einmal als das »Grand Royal Hotel« gekennzeichnet, doch dann waren die Vokale erloschen und der Dreck hatte den Rest der Buchstaben in Hieroglyphen verwandelt. Ein einziger Blick in die Lobby zeigte mir, dass hier nur stundenweise gewohnt wurde.
    |80| Über Jahrzehnte hatten die hohen Absätze der Huren das Muster der grünen Auslegeware abgetreten. Ein paar Damen dieser Profession ruhten auf den beiden an der Wand stehenden Sofas und verhöhnten durch Rauchen im Innenraum die Stadtgesetzgebung und mit ihrem gelangweilten und gebrochenen Aussehen das Leben. Sie brauchten nur einen kurzen Blick, um zu erkennen, dass ich nicht hinter ihrer Ware her war, und danach hätte ich ebenso gut Luft sein können.
    Der Empfangstresen war mit Maschendraht umzäunt und sah aus wie ein Kaninchengehege. Der einzige Trick, der dem Tier im Inneren blieb, war, sich tot zu stellen. Der Hausverwalter war ein schmaler Mann mittleren Alters mit wenig weißem Haar, das überwiegend an den Augenbrauen wuchs. Der Anzug, den er trug, hatte sich für die Farbe Grau entschieden, nachdem er alles außer einer Reinigung erlebt hatte. Die roten Flecken an seinem Hals waren so wenig mangelhafter Hygiene zuzuschreiben wie die violette Quetschung in seinem Gesicht. Jemand mit großen Händen hatte sich nachdrücklich mit diesem Mann unterhalten, und zwar vor nicht allzu langer Zeit. Ich ließ ihn schlafen, während ich die Flecken auf seiner Krawatte zählte.
    Dann rührte er sich, und als seine Augen auf mich fielen, erstickte er fast an seinem Atem.
    »Er

Weitere Kostenlose Bücher