Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall

Vom Netzwerk:

is’ nich’ zurückgekommen, das schwör ich«, rief er und stand von seinem Hocker auf. Seine Stimme war rau von altem Teer und vor Angst. »Sonst hätt ich euch doch angerufen.«
    Ich weiß nicht, für wen er mich hielt: Zuhälter trugen auffälligere Anzüge und die der Mafia waren hochwertiger. Ich beschloss, einfach abzuwarten, wo dieser Fall von Verwechslung mich hinführen würde. »Ich möchte Taylors Zimmer sehen.«
    »Die anderen Typen ha’m es schon durchsucht«, stotterte der Hausverwalter.
    |81| »Ich nicht.«
    Er hörte die Drohung in meiner Stimme und kam so schnell hinter seinem Schreibtisch hervor, wie er konnte. Dann führte er mich zwei nackte Betontreppen hinauf zu Zimmer 309, öffnete die Tür mit einem großen Schlüsselring an seinem Gürtel und trat zur Seite. Er blickte mir nicht in die Augen.
    »Ich sehe Sie dann unten«, sagte ich. Ich ließ ihn an mir vorbei ins Treppenhaus gehen, bevor ich das Zimmer betrat.
    Es war nicht gemütlich. Das Sprungrahmenbett an der hinteren Wand war typische Einheitsware. Obendrauf lag eine nackte, verblichene Matratze. Ein Minikühlschrank stand neben dem Kopfende des Bettes, für leichten Zugriff. Die Wand zu meiner Rechten wurde von einem Schrank ohne Tür eingenommen. Sollte man sich in der Mitte des Zimmers auf den verzogenen Holzboden stellen und eine tote Katze schwingen, würde die genau auf der Billigkommode in der Ecke landen.
    Sich in die Mitte zu stellen war allerdings im Moment nicht möglich, weil jemand alles dort aufgehäuft hatte, was beweglich war. Die Kommodenschubladen waren herausgezogen und umgekippt worden, zwei von ihnen waren dabei zerbrochen. Darunter fand ich einen kleinen Haufen alter Männerkleidung: T-Shirts , ein paar verblichene Jeans und Unterhosen mit ausgeleierten Gummibändern. Aus dem Schrank waren nur drei Drahtkleiderbügel dazugekommen. Außerdem lagen dort einige Kunststoffschachteln aus einem Imbiss und ein paar leere Bierflaschen. Reklamezettel, Quittungen oder sonst irgendwelches Papier waren nicht zu sehen. Eine Kochplatte krönte den kleinen Berg.
    Die Polizei ging nicht so zerstörerisch vor, selbst wenn man ihr auftrug, ein Zimmer auseinanderzunehmen. Polizisten hätten vielleicht ebenfalls die Schubladen herausgezogen und die Matratze aufgeschlitzt, aber sie hätten nicht alles auf einen Haufen geworfen; das hätte alle Beweismittel zerstört, |82| die sie zu finden hofften. Ein Mann mit einem Dienstausweis hatte alle Zeit der Welt, aber das hier wirkte überstürzt. Hier war alles einfach durcheinandergeschmissen worden, von Leuten, denen es egal war, wie das Zimmer hinterher aussah.
    Ich durchsuchte den Raum nach etwas, das mir sagen würde, wer das getan hatte und was man hatte finden wollen. Fehlanzeige. Es gab keinen einzigen Gegenstand im Zimmer, den man individuell hätte nennen können. Ich war noch nie an einem schmutzigen Ort gewesen, der so sauber war. Es dauerte nicht lange, und ich fühlte mich eingesperrt zwischen den nackten Wänden, auf denen sich der limonengrüne Anstrich mit Jahren von Rauch, Fett und Schmutz vermischt hatte. Die Schattierung, die dabei herauskam, fand man oft nach der Sperrstunde im Rinnstein vor Kneipen.
    Isaac hatte Faye vielleicht mit dem Job bei der Sicherheitsfirma belogen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mann seinen Stolz verteidigte, indem er etwas vor den Menschen verbarg, die er liebte. Doch selbst als Arbeitsloser hätte Isaac nicht in einer solchen Drecksbude gehaust. So wie ich ihn kannte, wäre das unter seiner Würde gewesen. Sollte er während seiner langen Abwesenheiten von Faye an einem anderen Ort gewohnt haben, hatte Isaac hier keinen Hinweis darauf hinterlassen.
    Ich stand bei der Tür und betrachte noch einmal den Raum. Er erinnerte mich an Jack Smalls Zimmer, das Loch, in dem ein paar nirgends registrierte Gangster versucht hatten, mir einige zusätzliche Atemlöcher zu verpassen. Zimmer 309 war die Anfängeroption der Marke Armut, dieses am schnellsten wachsenden Franchise-Unternehmens in den Vereinigten Staaten.
    Ich hatte nichts Neues gesehen, aber trotzdem ging ich noch ein letztes Mal durch den Raum, mehr aus Frustration als aus irgendeinem anderen Grund. Etwas auf dem Boden fiel mir ins Auge. Ich hockte mich beim Fußende des Bettes |83| hin und bemerkte zwei Schnitte in den Bodendielen. Der Boden war von Kratzern und Malen überzogen, aber die hier waren frisch und mit einem Werkzeug gemacht. Jemand hatte ein Messer zwischen zwei