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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Kameras, auch ein Funkschloss zugelegt. Ich brauchte länger als der durchschnittliche Siebzigjährige, um aus dem Stuhl aufzustehen und zur Tür zu gehen.
    Faye erwartete mich auf der anderen Seite. Sie lächelte und hielt die Schüssel hoch.
    »Für Ihre Genesung«, sagte sie. »Es ist ein Auflauf.«
    »Danke.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Ich trat zur Seite.
    Faye schaute sich nach einem Platz um, wo sie den Auflauf hinstellen konnte, fand aber nichts Geeignetes. Jeder Quadratzentimeter meines Schreibtischs war mit Papieren, Kaffeetassen und einem Pistolenreinigungsset bedeckt, das ich schon sechs Mal benutzt hatte, um die Monotonie zu durchbrechen.
    »Ich nehme das schon«, sagte ich und ging in die kleine Küche. Ich schob etwas schmutziges Geschirr ins Spülbecken, wo es seinen Freunden Gesellschaft leisten konnte, und stellte stattdessen die Auflaufform hin.
    Als ich in den Hauptraum zurückkam, schaute sich Faye gerade in aller Ruhe um. Plötzlich wurden mir die ungefegten Ecken und der überquellende Abfalleimer neben meinem Schreibtisch bewusst. Ich weiß nicht, warum mich das störte; Faye hatte mich schließlich nicht wegen meines Sinns für Hygiene engagiert.
    »Hier also leben Sie«, sagte Faye. »Es ist nett.«
    »Es ist erschwinglich«, erwiderte ich. »Wie ich schon am Telefon sagte, brauche ich ein paar Tage Ruhe. Die Unterbrechung tut mir leid. Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?«
    »Oh, nichts. Ich wollte einfach nur sehen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    |148| Ich wartete ab.
    »Sie haben bei Ihrem Anruf etwas über ein Tagebuch gesagt?«
    »Er hat es während des Kriegs geführt.« Isaac war mit seinem Wunsch, das große Abenteuer zu dokumentieren, nicht allein gewesen, aber er war der Einzige, der es auf so altmodische Weise getan hatte. In unserer Kompanie hatte es beinahe ebenso viele Videokameras wie Gewehre gegeben. Meine Mitsoldaten hatten Träume von Ruhm und Geld gehegt und davon, ihre Heldentaten für die Nachwelt einzufangen. Als deutlich wurde, dass wir uns in einem anderen Krieg befanden als dem, für den geworben worden war, verschwanden die Kameras. Keiner wollte sich mehr an all das erinnern, geschweige denn es auf Film bannen.
    »Darf ich es haben?«, fragte Faye. »Es ist einfach nur so, dass ich so wenig von ihm besitze«, fuhr sie fort, als sie sah, dass ich zögerte. »Bei mir zu Hause hat er nichts von sich aufbewahrt. Ich habe sogar meine Fotos von ihm versteckt, damit niemand sie sehen konnte. Ich war so dumm. Ich habe Freundinnen, die die Fotos von ihren Freunden aufgestellt haben und sogar mit ihnen zusammenleben, und es passiert gar nichts.
    »Das ist mutig«, sagte ich. »Aber nicht sehr intelligent.«
    »So oder so, ich möchte einen Ausgleich«, sagte Faye. »Darf ich das Tagebuch haben?«
    »Ich muss es noch eine kleine Weile behalten«, antwortete ich.
    »Warum denn? Ich dachte, Sie hätten gesagt, es sei nicht wichtig.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, ob es das ist oder nicht.«
    »Felix, falls Sie etwas vor mir zurückhalten, weil Sie glauben, dass es mich verletzt oder   …«
    »Ich halte nichts vor Ihnen zurück«, sagte ich, was natürlich |149| eine Lüge war. Sie konnte sehen, dass ich ihr auswich. Ich war ihr eine Erklärung schuldig. »Ich habe das Tagebuch unter den Bodenbrettern seines Zimmers in dieser Absteige gefunden. Ich habe es durchgelesen und alles darin stammt aus seiner Zeit in der Großen Sandkiste. Ich weiß nicht, warum Isaac das Tagebuch versteckt hat; vielleicht hat er einfach nur versucht, seine Privatsphäre zu schützen. Ich muss es behalten, bis ich ausschließen kann, dass es von Bedeutung ist.«
    Ich sah, dass Faye nicht glücklich darüber war: Sie hatte die Arme verschränkt und ihr Gesicht hätte besser zu einem Kind gepasst, das kein Eis haben durfte. »Kann ich es wenigstens sehen?«
    Sie machte ein bisschen zu viel Druck und unwillkürlich fragte ich mich, was dahintersteckte. Ich wusste, dass Titan für die meisten Angestellten eine Lebensversicherungspolice abgeschlossen hatte. Faye würde einen Beweis für Isaacs Tod brauchen, um die einzukassieren. Außerdem würde sie erst einmal einen Beweis brauchen, dass er überhaupt gelebt hat.
    »Sicher.«
    Ich nahm das Tagebuch aus seinem improvisierten Versteck. Faye blätterte ein paar Seiten durch, las aber kaum in dem mit Isaacs sauberer Handschrift geschriebenen Text.
    »Er hat mir nie erzählt, dass er ein Tagebuch führt«, sagte sie.
    Faye überflog

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