Boeses mit Boesem
nutzen. Auch die paar Möbel in dem Raum waren wohl nicht die ihren, ebenso wenig wie die Bilder des Ayatollahs an der Wand.
»Mrs Rasjani, wo ist Ihr Mann?«
Sie starrte weiter auf den schmutzigen Fußboden. Die Leute hier waren weniger gesprächig als die Zeugen einer Ghetto-Schießerei zu Hause. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Die Pasdaran töteten aus Prinzip jeden, den sie als Kollaborateur betrachteten. Einfach nur die Tatsache, dass Amerikaner mit ihr gesprochen hatten, konnte schon Beweis genug sein, um Mrs Rasjani und ihre Familie umzubringen.
Ich hatte ihr für solch ein Risiko nicht viel zu bieten. Hier war nicht der Irak; wir waren nicht hier, um um Herzen und Köpfe zu werben. Wir waren hier, um die Iraner zu brechen, um irgendwie ein Trostpflaster auf die Wunde von Houston zu legen, indem wir das Land in den Staub stampften. Jede Sorge um Zivilisten wurde irgendwie zu einer Entehrung derer, die ihr Leben bei jenem Anschlag verloren hatten, und die meisten Einheiten hatten ohnehin kaum Kontakt mit der Zivilbevölkerung. Die Siebzehn verbrachte mehr Zeit mit Iranern, aber das Einzige, was die Spezialeinheit den Leuten entgegenstreckte, war die Faust.
|169| Vor dem Krieg war eine Menge Tinte damit verschwendet worden, darzulegen, wie sehr der durchschnittliche Iraner das klerikale Regime hasste. Diese Tatsache wurde nicht als Chance gesehen, die Mullahs zu überlisten, sondern einfach als ein weiteres Argument, warum der Krieg ein Spaziergang sein würde. Die Iraner würden demoralisiert sein und nicht für ein Regime kämpfen wollen, das sie verabscheuten. Die Großen und Guten unseres Landes waren dann ehrlich schockiert, als wir auf altmodischen Patriotismus stießen, als hätten sie von diesem Phänomen noch nie zuvor gehört.
»Mrs Rasjani, wo ist Ihr Mann?«
»Er ist tot.«
Das mochte stimmen, aber es war nahezu unmöglich, diese Behauptung zu überprüfen. Rasjani war vielleicht tatsächlich auf der Straße erschossen, von einer Sprengladung in Stücke gerissen oder unter einem einstürzenden Gebäude begraben worden. Falls er tot war, hatte sie ihm mit ziemlicher Sicherheit kein anständiges Begräbnis geben können. So oder so gab es keine Verwaltung, die eine Sterbeurkunde ausgestellt hätte, und meine Vorgesetzten hätten ohnehin nichts anderes als eine Leiche akzeptiert.
»Sie sagt, dass er tot ist«, übersetzte ich für Lieutenant Blake. Er war ein Ranger Ende zwanzig, der Führer des Zugriffsteams, dem ich heute zugeteilt worden war. Die geringe Zahl von Farsi-Kundigen bedeutete, dass ich mit vielen verschiedenen Einheiten arbeitete; Glass schickte mich immer dorthin, wo ich seiner Meinung nach jeweils am nützlichsten sein würde. Das führte dazu, dass in der Spezialeinheit viel über meine Promiskuität gewitzelt wurde, aber ich zog diesen Spott dem Spitznamen »Hadschi Flüsterer« vor. Dass ich die Sprache der Einheimischen ein Stück weit beherrschte, machte mich in den Augen mancher Soldaten verdächtig. Ich hatte Glück, dass Blake nicht zu ihnen gehörte.
»Sie kann meinetwegen behaupten, dass er ein verdammter |170| Astronaut ist«, meinte Blake. »Sie wissen, wie unsere Befehle lauten.«
Es waren drei weitere Ranger mit uns in der Wohnung. Eigentlich sollten sie nach Hinweisen auf Rasjanis Aufenthaltsort suchen, doch stattdessen zerstörten sie das, was von dem Raum übrig war, in gedankenlosen Ausbrüchen von Gewalt.
»Miller, Sykes, Haig«, brüllte Blake den dreien zu. »Sind Sie fertig?«
»Hier ist nichts, Sir«, sagte Sykes. Er war der Jüngste in der Einheit, gerade einmal neunzehn. Er war zwar ein Ranger, war aber direkt vom Ausbildungslager in Fort Benning zur Siebzehn gekommen und Erfahrung ist, wie man weiß, durch nichts zu ersetzen.
»Strange, glauben Sie, dass sie reden wird?«, fragte mich Blake.
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte immer gewusst, falls ich jemals die Chance zur nachrichtendienstlichen Arbeit bekam, würden die Umstände mich behindern. Doch nun fühlte ich mich, als wäre ich krummgefesselt und mit verbundenen Augen in einen Brunnenschacht geworfen worden. Ich wusste nicht, wer dieser Rasjani war oder warum die Siebzehn sich für ihn interessierte. Ich wusste nichts über sein Leben, seine Ansichten oder seine Verbündeten. Colonel Glass hatte das Prinzip, Feldleute aus Sicherheitsgründen vom Nachrichtendienst fernzuhalten. Alles, was ich hatte, alles, was wir je erhielten, waren ein Name, ein Gesicht und ein möglicher
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