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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Menschenrechtsschwuchteln«, erklärte Stonebridge. »Dieser Kerl hat versucht, Ihre Kameraden zu töten.«
    »Sie haben nie selbst einen Kampf erlebt, stimmt’s, Stonebridge?«
    »Ich habe beim Militärgeheimdienst gedient«, sagte er. »Wollen Sie mich etwa einen Feigling nennen, Strange?«
    »Nein, ich nenne Sie einen Schwachkopf.«
    Ich hatte Stonebridge kalt erwischt. Er war an so was nicht gewöhnt und ich genoss das. »Sie haben recht; Freunde von mir sterben. Sie werden von Scharfschützen und USBVs getötet. Dieser Dreckskerl hier wäre vielleicht fähig gewesen, mir etwas darüber zu sagen, aber im Moment ist er so fertig, dass er wahrscheinlich Mickey Mouse verpfeifen würde. Colonel Glass hat mich wegen Ihrer Inkompetenz ins Spiel gebracht. Er will nicht noch so eine Peinlichkeit erleben wie mit dem Ägypter.«
    Stonebridges Gesicht verdüsterte sich. Eigentlich hätte der Militärpolizist schon längst eingreifen müssen. Wenn |194| er erfahrener gewesen wäre, hätte er die Energie in der Luft gespürt, ein Knistern, wie es einem Kampf im Gefängnishof vorangeht. »Sie sind also derjenige, der Glass’ Meinungsänderung bewirkt hat.«
    Ich sah den Schlag kommen. Ich hatte genug Zeit zu lachen, beschloss aber, Stonebridge stattdessen ins Gesicht zu boxen. Er stolperte und fiel rückwärts. Er blickte mit einer blutigen Nase zu mir auf und sah rot. Stonebridge zog seine Pistole. Falls er erwartete, dass ich weglief oder mich entschuldigte, wurde er enttäuscht.
    Der Militärpolizist schnappte ihn sich von hinten.
    »Was tun Sie?«, rief Stonebridge. »Der Mann hat mich angegriffen.«
    Ich half dem Polizisten, Stonebridge wieder auf die Beine zu stellen, und nahm ihm dabei die Waffe ab.
    »Was ist hier los?«, fragte Colonel Glass.
    Ich fragte mich, wie lange er schon an der Sicherheitstür gestanden und uns beobachtet hatte. »Eine Unstimmigkeit wegen geistigen Eigentums«, antwortete ich.
    Glass lachte. Stonebridges Gesicht, das schon mit seinem eigenen Blut beschmiert war, konnte nicht noch röter werden.
    »Sir, ich   …«
    »Sparen Sie sich das, es ist mir egal«, sagte Glass. »Ich bin hergekommen, um Strange Bescheid zu geben, aber Sie können es ruhig ebenfalls hören. Ich habe mir die Bedenken Ihrer Firma angehört und halte sie für unberechtigt. Janus kann sich von mir aus bei seinen Freunden in Washington beschweren, aber sie werden feststellen, dass die Antwort dort genauso lauten wird. Die Verantwortung für den Gefangenen 6524 liegt jetzt bei Strange. Was zählt, sind Ergebnisse. Das sollten Sie besser wissen als jeder andere.«
    Stonebridge entschuldigte sich murmelnd bei Glass und machte Anstalten zu gehen.
    |195| »Sie haben etwas vergessen«, sagte ich. Ich nahm das Magazin von Stonebridges Pistole heraus, leerte die Patronen aus der Kammer und reichte ihm die Waffe zurück. »Falls Sie mich je wieder mit einer Waffe bedrohen, bring ich Sie um«, sagte ich so leise, dass nur er es hören konnte.
    Stonebridge erwiderte nichts. Er verließ die Zelle mit zerschlagener Nase und voller Zorn.
    Colonel Glass beobachtete mich dabei, wie ich Stonebridge beobachtete. »Ich weiß, was Sie denken, Sergeant«, sagte er. »Aus demselben Grund habe ich Sie beide aufeinander losgehen lassen.« Er betrachtete den Häftling eine Zeit lang und suchte dort etwas, was ich nicht sehen konnte. »Was haben Sie mit Ihrem neuen Gefangenen vor?«
    Zufällig wählte Gefangener 6524 genau diesen Zeitpunkt, um aufzublicken. Er starrte auf den Spiegel und sein eigenes gequältes Gesicht, aber seine Augen gingen durch das Glas und durch mich hindurch. Wäre mir dieser Mann draußen begegnet, hätte ich ihn ohne die geringsten Skrupel erschossen. Ich hätte das Gehirn jedes Mannes auf diesem Geschoss durchlöchert, seine Gliedmaßen weggepustet oder seine Eingeweide mit Schrapnellsplittern zerfetzt, und wenn ich dann das Glück gehabt hätte, Pause machen zu dürfen, hätte ich tief und ruhig geschlafen. Am nächsten Tag hätte ich Schwierigkeiten gehabt, mich auch nur an die Gesichter der Getöteten zu erinnern.
    Heute befand ich mich aber nicht auf einem Schlachtfeld und konnte mir in aller Ruhe ansehen, was wir einem Mann angetan hatten, der keine Bedrohung mehr darstellte. Ob ich das gewesen war oder ein anderes Mitglied der Spezialeinheit, spielte keine Rolle. Ich ging in die Stadt hinaus und fand Männer, stülpte ihnen einen Sack über den Kopf und erklärte ihnen in ihrer eigenen Sprache, wohin sie unterwegs

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