Boeses mit Boesem
der Sache zu tun hat, warum überwachen wir dann einen zweitrangigen Schmuggler?«
»Der Vetter eines Freundes hat gehört, wie einer von Andronescus Leuten, der viel zu viel getrunken hatte, etwas Interessantes gesagt hat. Er erwähnte etwas von einer ›Task Order‹, und da haben ihn seine Freunde praktisch mit einer Papierserviette geknebelt.«
»Task Order?«, fragte ich. Glass hatte diesen Ausdruck in seiner Mitteilung verwendet. Er klang wie eine dieser Formulierungen, die Wirtschaftsberater gelegentlich auf die Welt erbrechen. Ich hoffte, dass es sich um einen allgemein verbreiteten Terminus handelte. Die Möglichkeit, dass Glass und der Korinther zusammenarbeiteten, war zu erschreckend, um jetzt schon darüber nachzudenken. »Könnte das eine andere Formulierung für Auftragsmord sein?«
»Vielleicht«, meinte Iris. »Aber die Leute reden ständig über Auftragsmord. Wenn eine Leiche aus dem Fluss gefischt wird, wimmelt es nur so von Gerüchten und Spekulationen. Das hier ist anders. Einige von den Männern, mit denen ich gesprochen habe, hatten in russischen Gefängnissen gesessen, gegen die unsere die reinsten Wellnesshotels sind. Die hatten Angst und waren froh, nicht mehr zu wissen.«
Es gab nicht viele Menschen, die fähig waren, solchen hartgesottenen Fällen Gottesfurcht beizubringen. General Glass war dazu in der Lage, falls er jetzt freie Hand hatte, in Amerika das zu tun, was er früher im Heiligen Land getan hatte. Der Korinther war der Aufgabe ebenso gewachsen.
|248| Iris begann, mit etwas zu hantieren, das wie ein kleines Radio aussah.
»Wozu ist das gut?«, fragte ich.
»Ich habe dort drinnen vor einer kleinen Weile ein oder zwei Wanzen angebracht«, antwortete Iris.
»Du hast was gemacht?«
»Ich bin als Kundin aufgetreten«, erklärte sie achselzuckend. »Eine frisch verwitwete Frau, deren Mann im Kampf für sein Land und seinen Gott im Heiligen Land gefallen ist.« Das erklärte ihre düstere Kleidung. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid und keinen Schmuck. Ein Pillbox-Hut derselben Farbe, der jetzt auf dem Rücksitz lag, vervollständigte ihre Aufmachung. Ich hoffte, dass sie den am Hut befestigten Schleier so viel wie möglich vor dem Gesicht gehabt hatte. »Als ich dem Bestattungsunternehmer von meinem heldenhaften verstorbenen Mann erzählte, habe ich gemerkt, dass ich dich beschreibe.«
»Danke«, sagte ich. »Die rührselige Geschichte hat bestimmt funktioniert.«
»Jeder Mann fährt auf eine verletzliche junge Witwe ab; er hat so schlimm gesabbert, dass man hinter ihm hätte wischen sollen.«
»Hast du irgendwas erfahren?«
»Ich weiß jetzt mehr über die verschiedenen Arten von Sarginnenausstattungen, als ich jemals wollte«, antwortete sie. »Die sprechen den größten Teil der Zeit Rumänisch. Zumindest glaube ich, dass es Rumänisch ist.«
»Wir sitzen hier also in einem Wagen, der nach« – ich suchte nach der richtigen Beschreibung – »nassem Hund riecht, und das nur, weil ein Betrunkener einen Gefühlsausbruch gehabt hat?«
»Stell dir einfach vor, wir hätten ein Date. Wir haben leckeres Essen«, sagte sie. Auf dem Armaturenbrett lagen Tüten mit Kartoffelchips und zwei in Wachspapier eingewickelte |249| Sandwiches. Auf dem Boden kullerten Coladosen gegen ihre Absätze. »Und einen Film.«
»Wenn das hier ein Film ist«, sagte ich mit einem Blick auf die Straße, »dann einer dieser europäischen Kunstfilme, die nie irgendwohin führen.«
Wir machten es uns gemütlich und warteten. Wir aßen die Sandwiches. Nach einer Weile regte ich ein wenig leichte Konversation an, um uns die Zeit zu vertreiben.
»Ich glaube, du solltest das Land verlassen.«
»Du würdest dich wundern, wie oft ich das bei meinen Dates höre.«
Iris hatte an diesem Morgen viel Zeit vor dem Spiegel verbracht, aber das Make-up konnte die Schatten unter ihren Augen nicht kaschieren. Anfangs hatte ich geglaubt, sie wäre verängstigt, aber das war nicht ihre Art. Iris hatte nicht einmal dann Angst gehabt, als es angebracht gewesen wäre. Sie sah müde und traurig aus.
»Du hast mehr herausgefunden, als du mir sagst, Iris.«
»Wenn ich es dir erzähle, hältst du mich für verrückt.«
»Lass mich raten: Du hast nach Saldas Mitarbeitern gesucht. Sie sind verschwunden«, sagte ich.
Sie wandte sich mir ungläubig zu.
»Jemand, den ich kenne, ist vor ein paar Wochen verschwunden. Ich habe versucht, ihn zu finden, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt und hat alle Daten mit sich
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