Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
mir einen Kaffee trinken.« Er öffnete die Tür zum Vorzimmer und sagte nur: »Zwei Kaffee, bitte!«
So kommt er mir näher, dachte ich.
Der Staatsanwalt hielt mir seine Zigarettenschachtel entgegen.
»Rauchen Sie?«, fragte er.
Ich nahm eine Zigarette aus der Schachtel und antwortete: »Nur gelegentlich, denn ich unterrichte außer Mathematik noch Sport.«
Der Staatsanwalt sagte: »Ich bin auch vorsichtig im Umgang mit den Genüssen geworden, denn der Kampf um Recht und Gerechtigkeit in unserer sich aus allen Fugen lösenden Welt kostet bereits genügend Kraft.« Er hielt mir sein Feuerzeug entgegen.
»Nein, danke«, sagte ich. »Seien Sie nicht böse, aber wenn ich schon sündige, dann auch mit vollem Genuss. Die Zigarette schmeckt mir am besten beim Kaffee.«
Die moderne Zeit, die dem alternden Staatsanwalt die Kraft nahm, brachte es aber mit sich, dass die Sekretärin bereits an die Tür klopfte und ohne ihren stumpfen Gesichtsausdruck zu verändern die dampfenden Tassen auf den Tisch stellte.
Wir bedienten uns. Ich rührte Sahne und Zucker in den Kaffee.
»Herr Beruto, beginnen Sie«, forderte er mich auf und hielt mir die Flamme des Feuerzeuges entgegen.
Ich machte ein paar befreiende Züge. »Die Sache ist heikel«, sagte ich. »In Upplewarf könnte nach unseren Vermutungen eine paramilitärische Bande existieren.«
Der Staatsanwalt unterbrach meinen ausgebrüteten Vortrag bereits an dieser Stelle. »Wer steckt hinter unser?«, fragte er.
Ich sah ihn überrascht an. »Der Pastor der Gemeinde und weit ausgeholt Kriminalkommissar Feenwegen und selbstverständlich ich.«
»Ach, handelt es sich um die Selbstmorde?«, fragte er.
»So ist es«, antwortete ich.
»Das ist allerdings kalter Kaffee«, sagte er und drückte seine Zigarette aus. »Ich bin informiert. Weder das LKA noch das BKA haben uns Hinweise geben können. Auch die Sonderkommission um Feenwegen lieferte keine brauchbaren Hinweise.«
Ich nahm einige Schlucke Kaffee. »Herr Staatsanwalt, der Pastor und ich haben gesehen und können es unter Eid aussagen, dass ein Trupp junger Männer mit brennenden Fackeln den Weg ins Donnermoor nahm und im unwegsamen Moor vor unseren Augen verschwand.«
Der Staatsanwalt lachte. »Seit Menschen um das Donnermoor herum leben, spukt es dort angeblich. Gestalten werden in Nebelwänden gesehen, treiben dort wilde Orgien. Und nichts blieb dann, wenn man der Sache nachging.«
Ich sog am Rest der Kippe. »Herr Staatsanwalt, Ihnen dürfte bekannt sein, dass mein Freund Gregor Groeneling, der Anwalt, verstorben ist. Feenwegen war es, der mir mitteilte, dass die Mediziner den Verdacht hegen, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist.«
Der Staatsanwalt lachte. »Sie sind nicht vollständig informiert. Erst heute erfuhr ich aus Göttingen, dass das Gerichtsmedizinische Institut mit größter Wahrscheinlichkeit Fremdverschulden ausgeschlossen hat.«
Das Argument traf mich hart, aber es klang noch nicht endgültig, denn auch der Staatsanwalt konnte am Restzweifel nicht einfach vorbeigehen.
»Herr Staatsanwalt, die Selbstmörder, ihre Einbrüche, erbeutete Waffen, Pässe und Geld! Das können Sie doch nicht einfach vom Tisch kehren! Und dann die jungen Männer auf dem Geburtstag vom Grafen!«, ereiferte ich mich unkontrolliert mit einem naiven Maß an Vertrauen. Mir kam der Schweiß.
Schoening musterte mich eiskalt. Er rauchte eine zweite Zigarette, ohne mir auch eine anzubieten. »Waren Sie auf der Geburtstagsfeier des Herrn Grafen? Ich hatte leider keine Zeit, meine Einladung wahrzunehmen.«
»Ja«, sagte ich heftig, »und mein Schüler Enno, den tiefe Dankbarkeit und Freundschaft mit mir verbunden hatten, war nicht da, weil er sich erschossen hat, und die beiden anderen Schüler waren nicht da, und auch Gregor war nicht da, Herr Staatsanwalt!«
In das faltige Gesicht stieg Feindschaft. Ich sah seine plötzliche Blässe. Mir war klar, dass auch meine Erregung nicht ohne äußeren Ausdruck geblieben war.
»Herr Oberstudienrat, Graf von Birkenhain genießt ein hohes Ansehen, das er sich in vielen Jahren mit seiner Redlichkeit erworben hat. Wenn Sie ihn verdächtigen wollen, dann machen Sie sich bitte auf eine Verleumdungsklage gefasst, die Ihnen Ihren Job kosten kann. Was Ihren sensiblen Freund Gregor anbelangt, so sind wir seinen Fantastereien nachgegangen und haben nur Zeit vergeudet. Würde er noch leben, dann bekäme er von mir die Rechnung der Kosten präsentiert!«
Meine Hände zitterten. Ich
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