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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sozusagen die Funktion des Dorfbrunnens.«
    Kate, die seit ungefähr sieben Jahren in der Agatha Street wohnte, hatte nie etwas über die anderen Anwohner erfahren. Eine Ausnahme waren ihre früheren Nachbarn. Und auch in diesem Fall kannte sie die meisten Einzelheiten aus dem ereignisreichen Leben der Venns nur, weil sie sie durch die gemeinsame Hauswand gehört hatte.
    »Als die Venns noch hier wohnten, war ich schon einmal in diesem Haus«, sagte sie, als sie den schmalen Flur betraten. Ein intensiver Geruch nach in Blätterteig gebackenen Würstchen hüllte Kate ein. Außerdem meinte sie, etwas mit Hefe zu riechen, das sie aber nicht einordnen konnte. Der Flur kam ihr kleiner und voller vor als zu Zeiten der Venns, was verwunderlich war, bedachte man, wie viel Energie Tracey Venn damit vergeudet hatte, die Kinder lautstark dazu zu bewegen, endlich aufzuräumen. Das Gefühl der Enge wurde noch verstärkt durch eine große Menge Bilder, die dicht nebeneinander an den Wänden hingen.
    »Mit Harley Venn war ich sozusagen befreundet«, fügte Kate hinzu, um deutlich zu machen, dass auch sie eine eingebundene und interessierte Bürgerin Fridesleys war.
    »Er scheint sich gut zu machen und bereitet sich gerade auf die mittlere Reife vor«, sagte Laura. »Außerdem hat er eine sehr nette Freundin.«
    Kate kannte also noch nicht einmal die letzten Neuigkeiten von Harley.
    Als sie sich umsah, wurde ihr bewusst, dass das Haus genauso geschnitten war wie ihr eigenes – nur spiegelverkehrt. Bei näherem Hinsehen entpuppten sich die Bilder, die an den in einem warmen Goldton gestrichenen Wänden hingen, als kunstvoll gemalte Buchillustrationen.
    »Haben Sie das gemacht?«, fragte Kate und blieb vor einem besonders hübschen Exemplar stehen: kräftige Farben, klare Linien, witzige Gestalten.
    »Oh ja! Ich bin Kinderbuchillustratorin und hatte als solche immer viel zu tun«, antwortete Laura, die unmittelbar neben ihr stand.
    »Die Bilder sind wunderschön«, erklärte Kate. Sie meinte es ehrlich.
    »Danke sehr! Mir gefällt die Vorstellung, dass sie Kindern in der ganzen Welt Freude gemacht haben.«
    »Haben Sie selbst auch Kinder?«
    »Nein, leider nicht. Sie wissen sicher, wie das ist – man plant den Nachwuchs für irgendwann, wenn man beruflich auf festen Beinen steht. Nachdem wir uns dann jahrelang nur um die Karriere und unser Haus gekümmert hatten, war es plötzlich zu spät. Die Zeit war uns davongelaufen.«
    Kate schwieg.
    »Passen Sie auf, dass Sie nicht den gleichen Fehler machen«, sagte Laura traurig. Dann setzte sie mit sichtlicher Anstrengung ihr gewohntes Lächeln wieder auf und fügte hinzu: »Natürlich sehe ich die Kinder, die sich an meinen Bildern erfreuen und durch sie in eine Welt finden, die ich erschaffen habe, in gewisser Weise als meine Kinder an. Zumindest in Gedanken.«
    »Malen Sie noch immer?«
    »Ich illustriere auch heute noch Bücher. Edward war Lehrer und ist inzwischen pensioniert. Was mich angeht, so glaube ich jedoch nicht, dass ich meine Arbeit je aufgeben möchte. Ich habe gerade einen neuen Auftrag auf den Schreibtisch bekommen und will morgen mit der Arbeit anfangen. Es ist immer noch spannend!«
    Kate überlegte, wann sie zum letzten Mal so viel Enthusiasmus für ihre eigene Arbeit an den Tag gelegt hatte. Vielleicht sollte sie sich ein Beispiel an Laura Foster nehmen!
    Während Kate ihrer Gastgeberin ins Wohnzimmer folgte, stellte sie fest, dass unter Lauras blauem Rock kurze, dicke Beine hervorschauten. Sie trug grüne Söckchen und gelbe Clogs und sah damit aus wie eine Gestalt von den fröhlichen Bildern an der Wand. Kate begann, sich für ihre neue Nachbarin zu erwärmen. Allerdings war ihr klar, dass sie darauf achten musste, gewisse Bereiche ihres Lebens abzuschotten.
    »Hallo Kate!«
    »Das ist mein Mann Edward«, stellte Laura vor.
    Edward überragte seine Frau um ein gutes Stück, hatte schütteres, graues Haar, einen Spitzbart, sehr blaue Augen und ein ziemlich rotes Gesicht. Er trug ein bunt gestreiftes Hemd zu roten Baumwollhosen und lächelte ebenso breit wie Laura. Er erinnerte Kate an einen Gnom, doch sie musste fairerweise gestehen, dass der Ursprung dieser Vorstellung eher bei den Gemälden im Flur als beim Aussehen des Mannes zu suchen war. »Hallo Edward«, grüßte sie freundlich.
    Edward nahm ihre Hand in beide Hände und schüttelte sie herzlich. Sein Gesichtsausdruck war derart warm und freundlich, um nicht zu sagen aufrichtig, dass Kate am liebsten sofort

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