Boeses Spiel in Oxford
arbeitet als Kurier. Schließlich ruft niemand mal eben ein Transportunternehmen an und erteilt Aufträge zur Beförderung von Kartons mit bunten Noppenkondomen und Schachteln mit Penisringen zum Flughafen.«
»Das bedeutet also, dass es irgendwo in Oxford einen kleinen Betrieb gibt, der solche Dinge produziert …«
»Ich glaube eher, dass es sich um eine Lagerhalle oder vielleicht auch nur eine Garage handelt. Die ausländischen Kunden mailen eine Bestellung, Sam holt die Ware ab und bringt sie als Handgepäck getarnt zum Flughafen. Die Aufträge sind bestimmt nicht allzu umfangreich. Sam gibt die Tasche an die Person weiter, die dann die Ware an Bord schmuggelt.«
»Und warum holt der Schmuggler sie nicht selbst ab?«
»Gatwick ist weit weg. Vielleicht handelt es sich bei dem Schmuggler um einen einfachen Bauern, der keinen Führerschein hat.«
»Glaubst du das wirklich? Damit kann man doch sicher nicht allzu viel verdienen.«
»Fünfzig Pfund pro Fahrt plus Fahrtkosten? Da kommt schnell einiges zusammen.«
»Das hast du dir doch ausgedacht!«
»Würde ich dich je so täuschen?«
»Dir traue ich alles zu!«
»Gut, dann musst du dir eben eine bessere Erklärung für sein Verhalten ausdenken.«
Schweigend dachte Kate einige Zeit nach.
»Ich weiß nur nicht, warum er Emma nichts davon gesagt hat«, fuhr Roz fort.
»Ich fürchte, es hätte ihr nicht gefallen. Diese Frau hat eine äußerst puritanische Ader. Bei ihr könnte ich mir durchaus vorstellen, dass sie Sex nur zur Fortpflanzung ausübt.«
»Wie dumm von ihr!«
»Ich frage mich immer noch, was da geklappert hat, als Sam die Tasche fallen ließ.«
»Vielleicht solltest du deiner Freundin Emma raten, dass sie und Sam ihre Möglichkeiten gemeinsam ausloten.«
Natürlich rief Estelle am nächsten Tag wieder an.
»Tut mir leid, dass ich nicht zurückgerufen habe«, entschuldigte sich Kate.
»Das spielt im Augenblick keine Rolle. Haben Sie gestern Abend die Nachrichten gesehen?«
»Ja.«
»Man hat Owens Druckerei durchsucht. Was ist da bloß los? Wissen Sie, was mit Owen geschehen ist?«
»Ich weiß, dass man ihn verhaftet hat.«
»In den Nachrichten hieß es, dass es mehrere Razzien an unterschiedlichen Orten gegeben hat, an die zwanzig Leute verhaftet wurden und jede Menge Papier zu erkennungsdienstlichen Zwecken abtransportiert wurde. Was wissen Sie, Kate?«
Kenrick hatte Kate gewarnt, auf keinen Fall über das Geschehene zu reden. Sie suchte nach Ausflüchten.
»Könnte es vielleicht sein, dass bei Grigg’s Pornografie gedruckt wurde?«
»Aber das ist doch nicht illegal!«
»Manches schon.«
»Sie haben Owen nie so recht vertraut, nicht wahr?«
»Es war etwas merkwürdig Unsympathisches an ihm. Zumindest war das meine Ansicht.«
»Vielleicht sollte ich das nächste Mal, wenn ich einen netten Menschen kennen lerne, vorher Ihre Meinung einholen«, sagte Estelle.
»Gute Idee.« Und vielleicht sollten Sie auch in literarischen Dingen manchmal auf mich hören . Doch so etwas zu Estelle Livingstone zu sagen, wagte noch nicht einmal Kate.
George rief an und klang ziemlich besorgt. Es tat gut, seine Stimme zu hören und zu wissen, dass ihm ihr Wohlergehen nicht einerlei war. Doch dieses Mal empfand Kate nicht mehr die Versuchung, ihn in ihr Leben zurückzuholen.
Sie hörte seine vertraute Stimme und wusste, dass er nur noch ein Freund war – mehr nicht.
Der nächste Anruf kam von Emma.
»Ich glaube, mit Sam und mir ist jetzt alles okay«, verkündete sie. Natürlich hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, die Nachrichten einzuschalten und hatte keine Ahnung, welchen Gefahren Kate ausgesetzt gewesen war.
»Es ist schön, das zu hören«, sagte Kate.
»Er hat mir geschworen, dass er nie eine andere Frau auch nur angesehen hat.«
»Das bedeutet ja wohl, dass ihr einmal richtig miteinander geredet habt.«
»Haben wir. Allerdings nicht sehr lang, denn Tris hat Fieber, und ich musste ständig seinen Schlafanzug wechseln, weil er völlig durchgeschwitzt war. Und dann musste auch noch sein Bett frisch bezogen werden, aber ich denke, Sam und ich haben uns verstanden.«
»Das ist schließlich das Wichtigste«, bestätigte Kate. Sie entschied, dass jetzt nicht der richtige Augenblick war, nach dem Verbleib des lila Gegenstands zu fragen, der den ganzen Ärger ausgelöst hatte. Außerdem hatte sich Jon Kenrick Kates Adresse und Telefonnummer notiert. Mit etwas Glück brauchte sie Emma in der nächsten Zeit nicht zu bitten, ihr das Ding
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