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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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er zunächst als Produkt seiner Fantasie abzutun versuchte.
    Doch dann begann er, sich Sorgen zu machen. War seine Perücke etwa verrutscht? Hatten sich Strähnen seines eigenen, unscheinbaren Haares herausgestohlen und dazu geführt, dass man seine Eitelkeit belächelte? Er versuchte, sich in einem der Fenster zu spiegeln, konnte jedoch nicht viel erkennen. Allerdings zeigte das ungenaue Spiegelbild auch keine ins Auge springenden Mängel. Und so bemühte er sich, entspannt und ruhig zu wirken, wenn er es auch nicht wirklich war.
    Er bemerkte sehr wohl, dass ihm fremde Schritte folgten, als er das Flugzeug über die Rampe verließ. Wurde er etwa verfolgt? Er drehte sich jedoch nicht um, sondern stellte sich vor der Passkontrolle an und gab seinen Reisepass ab. Der Beamte warf einen Blick in das Papier und unterzog ihn selbst dann einer eingehenden Musterung. Die Perücke fiel ihm anscheinend nicht auf. Es war geschafft!
    Die Schritte hinter ihm blieben an der Passkontrolle kurz zurück, um anschließend schneller zu werden, bis sie ihn fast wieder erreicht hatten. Immer noch lehnte er es ab, sich umzudrehen und nachzusehen, wer ihm da nachlief. Erst als die Frau ihren Koffer vom Gepäckband abholte, bekam er sie endlich zu Gesicht. Sie hätte eben nicht so viele Klamotten mit ins Ausland nehmen sollen, dachte er gehässig. Das blonde, mit einem interessanten Karamell-Ton gesträhnte Haar der Frau war hervorragend und wahrscheinlich sehr teuer geschnitten und glänzte gesund. Noch vor wenigen Monaten wären ihm die besonderen Details einer weiblichen Frisur sicher nicht aufgefallen. Doch seit er diese Perücke gekauft hatte – passte die Farbe überhaupt zu ihm? Hätte er sich vielleicht doch besser für etwas Diskreteres entscheiden sollen? –, interessierte er sich nicht nur für Haar im Allgemeinen, sondern ganz besonders für Frauenhaar.
    Natürlich beachtete die Frau ihn überhaupt nicht. Seine Nerven hatten ihm wieder einmal einen Streich gespielt. Sie würdigte ihn keines Blickes, sondern wartete gespannt darauf, dass ihr Koffer hinter der Sichtblende auftauchte. Ihre farbenfrohe Kleidung war von guter Qualität und reisetauglich. Darunter verbarg sich eine gut mittelgroße Frau, nicht zu hochgewachsene, mit einwandfreier Figur. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht sogar nach einer Möglichkeit gesucht, sie anzusprechen.
    Hastig rief er sich zur Ordnung. Er sollte wirklich nicht hier herumtrödeln. Wenn er sich nicht vorsah, würde er noch den Bus verpassen, und es wäre nicht sehr ratsam, während der Stunde, bis der nächste fuhr, im Flughafengebäude herumzulungern. Auf diese Weise lief man nur allzu leicht alten Bekannten über den Weg oder kam mit Fremden ins Gespräch, um dann festzustellen, dass man in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnte.
    Er drehte sich um und ging eilig durch die Zollkontrolle. Am grün markierten Durchgang wurde er weder aufgehalten, noch interessierte sich jemand für den Inhalt seiner Aktentasche. Ein langer Gang führte zum Busbahnhof. Er freute sich darauf, endlich die Perücke abnehmen zu können. Ob er es im Bus riskieren konnte? Das Haarteil war so warm wie eine Pudelmütze, und er spürte, wie ihm Schweißtropfen den Nacken hinunterliefen. Aber zumindest hatte er die Passkontrolle und den Zoll hinter sich. Jetzt brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen.
    Die Fahrt im Überlandbus gefiel ihm. Endlich konnte er in aller Ruhe über sein Problem nachdenken. In der Kombination aus Einsamkeit und Bewegung durch die dämmrig werdende Landschaft lag ein Reiz, der seiner Meinung nach konstruktiven Gedanken ausgesprochen förderlich war.

    Endlich hatte Kate auf dem Gepäckband ihren Koffer entdeckt und packte ihn am Griff. Noch bestand eine winzige Chance, den Bus um sechs Uhr zu erwischen; sie trug Jeans und Turnschuhe und fühlte sich fit genug, trotz ihres Koffers einen Sprint hinzulegen. An der Zollkontrolle verringerte sie kurz ihre Geschwindigkeit, dann sauste sie weiter.
    Plötzlich stand ihr jemand im Weg. Es war ein vierschrötiger Mann mit Zottelhaaren, einem besorgten Gesichtsausdruck und drei prall gefüllten Sporttaschen, die aussahen, als wolle sich ihr Inhalt jeden Augenblick auf den Boden ergießen.
    »Sam?«
    »Was? Oh, hallo Kate! Was machst du denn hier?«
    »Ich komme gerade aus dem Urlaub zurück. Alles in Ordnung, Sam? Soll ich dir vielleicht helfen?«
    »Nein«, wehrte er hastig ab. »Nicht nötig. Wirklich nicht.«
    Doch genau in diesem

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