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Boeses Spiel in Oxford

Boeses Spiel in Oxford

Titel: Boeses Spiel in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Moment ließ Sam eine der Taschen fallen. Kate versuchte, das Geräusch einzuordnen, das dabei zu hören war. Waren Metallgegenstände in der Tasche? Oder doch eher etwas Festes wie zum Beispiel Bücher? Sie glaubte, ein leichtes Scheppern gehört zu haben, doch das war vielleicht Einbildung gewesen.
    »Du siehst aber ganz danach aus, als könntest du Hilfe gebrauchen«, beharrte Kate. »Komm, ich nehme dir eine Tasche ab.«
    »Mach dir keine Mühe, Kate.« Auf Sams Gesicht bildete sich ein leichter Schweißfilm. »Ich komme wirklich allein zurecht.« Er setzte die beiden anderen Taschen ab und stellte sich davor, als wolle er sie beschützen. Es war schwierig, die Miene eines Mannes zu deuten, dessen Gesicht unter Bart und Schnurrbart fast verschwand, doch seine Stimme klang eindeutig verärgert.
    »Willst du auch zum Bus nach Oxford?«, fragte Kate.
    »Nein. Doch. Also, eigentlich nicht.«
    Bei jedem anderen Mann wäre Kate diese Verwirrung merkwürdig vorgekommen, doch Kate kannte Sam und wusste, dass ein solches Verhalten bei ihm völlig normal war. Er war ganz und gar abhängig vom Organisationstalent seiner Frau und ohne sie offensichtlich handlungsunfähig.
    »Ich glaube, wir haben ihn sowieso verpasst«, sagte Kate. »Sollen wir einen Kaffee trinken gehen?« Im Grunde legte sie nicht den größten Wert auf Sams Gesellschaft während der nächsten Stunde. Sie hatten sich nicht sehr viel zu sagen, was vor allem damit zusammenhing, dass Kate einige Monate mit Sams Bruder zusammengelebt hatte, vor wenigen Wochen jedoch wieder ausgezogen und in ihr eigenes Haus zurückgekehrt war.
    »Also, ich bin mit jemandem … ich habe etwas … na ja«, stammelte Sam lahm.
    »Kommst du gerade von einer Auslandsreise zurück?«, fragte Kate argwöhnisch. »Oder reist du ab?«
    »Eine Verabredung«, murmelte Sam.
    »Kein Problem«, sagte Kate, ohne weiter zu bohren. »Dann setze ich mich eben in den Wartebereich und lese eine Stunde.« Dass die Worte ganz allein unausgesprochen im Raum hingen, war ihr nur recht.
    »Ja. In Ordnung«, sagte Sam. Er hängte sich eine der Taschen über die Schulter und nahm die beiden anderen in die Hand.
    Sam und Emma hatten ihr die Sache mit George wohl doch ziemlich übel genommen, dachte Kate, während sie zusah, wie Sam davonwankte. Eigentlich schade, denn sie waren alte Freunde, und sie hatte die beiden wirklich gern. Trotzdem konnte sie schlecht mit einem Mann zusammenleben, nur weil sein Bruder es gern gesehen hätte.
    Langsam schlenderte sie durch den langen Gang zum Wartebereich für die Busse. Jetzt brauchte sie sich nicht mehr zu beeilen. Im Busbahnhof roch es nach Diesel, als wäre gerade ein Bus abgefahren. Die Wartehalle war leer. Kate setzte sich, holte ein Buch aus ihrer Handtasche und begann zu lesen. Der nächste Bus fuhr um sieben. In etwa drei Stunden würde sie zu Hause sein.

    Der Wind, der den Bus von Gatwick nach Oxford ordentlich zum Schaukeln gebracht hatte, hatte den Himmel von Wolken blank gefegt und dafür gesorgt, dass funkelnde Sterne zu sehen waren. Überall in der Stadt waren Lichter angegangen und zogen sich wie goldene Ketten rings um die Stadt. Die High Street war menschenleer. Der Bus näherte sich Carfax. Nicht einmal ein Kebab-Stand war zu sehen. In den College-Gebäuden rechts und links der Straße dämpften alte Fenster das elektrische Licht. Oxford sah fast aus wie vor hundert Jahren. Doch dann ließen sie das Stadtzentrum hinter sich, passierten moderne Gebäudekomplexe und hielten an einer eindeutig nicht historischen Bushaltestelle. Kate nahm ihren Koffer in Empfang und überquerte auf der Suche nach einem Taxi den kleinen Platz.
    Nur wenige Stunden zuvor, in Frankreich, hatte noch Sommer geherrscht; hier in England jedoch lag eine kühle Feuchtigkeit in der Luft, die schon an den Herbst erinnerte, obwohl noch nicht einmal September war. Als das Taxi um die Ecke der Agatha Street bog, ließ Kate es anhalten. »Von hier aus gehe ich zu Fuß«, sagte sie und zahlte den Fahrpreis. Die Münzen fühlten sich schwer und zuverlässig an – nicht so minderwertig wie das fremde Geld, das sie während der vergangenen vierzehn Tage benutzt hatte. Kate konnte durchaus verstehen, warum so viele Engländer nichts davon hielten, ihre vertrauten Pfund Sterling zugunsten des Euro aufzugeben, obwohl sie selbst anderer Meinung war.
    Der Fahrer registrierte die Höhe des Trinkgeldes und bedankte sich. »Kommen Sie wirklich mit diesem Gepäck zurecht?«, erkundigte er sich

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