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Boeses Spiel

Titel: Boeses Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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dicken weißen Fettpolstern. Ich weiß nicht, wie man es hinkriegt, ein Foto in dieser Weise zu verändern. Ich weiß vor allen Dingen nicht, warum jemand sich so viel Mühe mit solch einem Mist gibt.

    Mir wurde übel. Ich musste mich ins Bett legen. Mir wurde ganz heiß und dann bekam ich Schüttelfrost. Die Zähne schlugen aufeinander, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
    In der Nacht (als meine Mutter zurückkam, hatte ich mich schlafend gestellt) schlich ich mich erneut an den Computer. Es war wie eine Sucht, ich wusste, es würde mich runterziehen, aber ich konnte mich dem dennoch nicht entziehen. Ich glaube, man nennt so etwas Masochismus. Ich musste wissen, wie es weiterging.
    Alle, die sich die Fotogalerie ansahen, waren aufgefordert, ihre Wertungen abzugeben. Sie sollten die Schönste wählen, und sie konnten darüber abstimmen, wer das hässlichste Mädchen der Schule war. Wieder versuchte ich, mich irgendwie einzuklicken, ich versuchte es immer und immer wieder, mit allen möglichen Tricks, aber an dem fehlenden zweiten Passwort bin ich stets aufs Neue gescheitert. Ich hätte so gern mein Foto gelöscht oder wenigstens einen Kommentar geschrieben, meine Abscheu darüber ausgedrückt, wie mit meinem Foto verfahren worden war. Aber ich kam nicht rein, nur meine Stimme hätte ich abgeben können …
    Entmutigt kroch ich in mein Bett zurück und erwartete, von kalten Schauern gepeinigt, den nächsten Tag. Ich weiß nicht, was ich erwartete, und heute frage ich mich: Warum gehen Menschen sehendes Auges in ihr Unglück? Hat jemand darauf eine Antwort?
    Schon am Vormittag - es war kurz vor zehn - hieß es: Das erste Wahlergebnis steht fest.
    Ich klickte mich ein. Mein Herz hämmerte in der Brust, in meinen Ohren rauschte es. Da las ich Folgendes:
    »Also, Leute, es gibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen beim
Finish um die Schönheitswahl. Wie es ausgeht, geben wir natürlich sofort bekannt, wenn es definitiv feststeht.
    Aber ein Ergebnis liegt jetzt schon vor. Wir haben ja auch gefragt, wer für euch das hässlichste Mädchen auf dem Erlenhof ist …
    Eindeutig und mit großen Abstand hat gewonnen:
    SVETLANA AITMATOWA. Herzlichen Glückwunsch, SVETLANA!«
    Und dann kam in Rot: MEHR. Und wenn man das anklickte, tauchte wieder mein Foto auf, und mein Gesicht wurde herangezoomt, bis es den Bildschirm ausfüllte, und dann zerplatzte etwas Braunes darauf, das aussah wie Scheiße.
    Ich ließ die Tränen einfach laufen. Alles war egal. Ich schlurfte durch die Wohnung (meine Mutter schlief noch), ich fühlte mich wie benommen, als hätte ich getrunken. Einmal taumelte ich gegen den Kühlschrank, dass es laut schepperte, aber in der Wohnung blieb alles ruhig.
    Es ging mir dreckig, saudreckig. Ich war am Ende.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals, auch nur für eine Stunde, wieder in diese Schule gehen würde.
    Am Nachmittag, als es - entgegen der Vorhersage - aufgehört hatte zu regnen, wollte Mama mich dazu bringen, mit ihr ins Kino zu gehen. Sie schwärmt für Gwyneth Paltrow, und es war ein Film, in dem diese die Rolle der Königin Elisabeth spielt. »Sie muss unglaublich schön sein in dem Film«, sagte meine Mutter. Das genügte mir schon, um ganz sicher zu sein, dass ich das niemals sehen wollte …
    Als sie dann nach Hause kam - es war schon dunkel, sie hatte noch eine Frau aus der Gymnastikgruppe zufällig getroffen -, lag ich grübelnd im Bett.

    Inzwischen hatte ich mich etwas beruhigt. Eigentlich war es lachhaft: Ich sah nicht besser und nicht schlechter aus als Hunderte anderer Mädchen am Gymnasium. Es war nur: Ich eignete mich besonders gut als Opfer für meine Peiniger. Und es war klar, dass ich aus dieser Situation einen Ausweg finden musste. Sonst war ich erledigt.
    Am nächsten Morgen, als der Wecker klingelte, bin ich aus dem Bett wie ein Roboter, ohne zu denken, jede Bewegung war mechanisch, wie programmiert. Hab mich angezogen, gekämmt, die Zähne geputzt, mir leise in der Küche einen Kamillentee gekocht, hab das Fahrrad aus dem Keller geholt und mich auf den Weg zur Schule gemacht.
    Erst als mir der frische Wind entgegenblies, spürte ich wieder etwas, spürte meine tränenverklebten Wimpern, meinen Mund, der völlig ausgetrocknet war. Und ich fühlte die Hände, die sich um den Lenker krümmten, fühlte meine Oberschenkelmuskeln, die Pedale unter den Fußballen, und es ging mir von Minute zu Minute besser. Ich hatte einen Entschluss gefasst.
    Nein, ich wollte kein Opfer mehr sein. Ich

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