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Boeses Spiel

Titel: Boeses Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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das Schlimmste überstanden.

    Dann begann das eigentliche Fest. Es wurde dunkel und überall im Park wurden Lampions angezündet, das sah aus wie ein Feengarten, wunderschön. Ich war zum ersten Mal in der Lage, das alte Schulgebäude und den umliegenden Park als das zu sehen, was er wirklich war: ein verwunschen schöner Platz.
    Auf dem Kiesweg war inzwischen das Büfett aufgebaut worden und die Leute drängelten sich um die langen, mit weißen Tüchern gedeckten Tische. Es gab einfache Sachen wie Buletten, Kartoffelsalat, Nudelsalat, Käsewürfel, Trauben und so, aber auch Lachsröllchen und Scampi-Spieße - und Vitello Tonnato, diese dünnen Kalbfleischscheiben in einer Thunfischsoße; so was hatte ich bisher nur im Fernsehen gesehen …
    Die elften Klassen waren in den letzten Tagen nur mit dem Büfett beschäftigt gewesen.
    Die meiste Mühe hatten sie sich mit den Süßspeisen gemacht. Zum Nachtisch gab es Obstsalate, Rote Grütze, eine ganz tolle Crème Caramel, Schokoladenmousse und Tiramisu.

    Ich hab mir vom Nachtisch zwei Teller voll aufgetan, obwohl das natürlich auch schon wieder Wahnsinn war. Aber Essen beruhigt mich so, wenn ich aufgeregt bin. Und am besten funktioniert das mit etwas Süßem.
    Für die Schulband war ein Podest vor der Rhododendronhecke aufgebaut worden, die Spieler stimmten sich bereits ein. Ich sah einen Jungen aus der Zwölften, Fred, mit dem ich schon ein paar Mal auf dem Schulhof geredet hatte. Er saß ganz in sich versunken auf einem Barhocker mitten auf dieser kleinen Bühne und horchte in seine Gitarre hinein. Als ich an ihm vorbeiging, schaute er auf und nickte mir zu. Das machte mich für ein paar Sekunden irgendwie total glücklich...
    Um zehn sollte der Tanz beginnen. Ich hatte mir vorgenommen zu gehen, sobald die Musik einsetzte, denn ich wusste ja sowieso, dass niemand mit mir tanzen würde.
    Aber dann blieb ich doch noch etwas. Ich lungerte in dem dunklen Teil des Parks herum, von dem aus ich die Tanzfläche und das erleuchtete Haupthaus gut im Auge hatte.
    Ich konnte sie alle sehen. Annika mit ihrer turmartigen Hochsteckfrisur, die nur Schleichtangos tanzen konnte, weil ihr die Haarpracht sonst auseinandergefallen wäre, Naddel, die sich Moritz aus der Zehnten an den Hals warf und ihn so anschmachtete, dass es oberpeinlich war. Ich sah, wie Dr. Simonis mit einer Abiturientin tanzte und Ravis Vater mit unserer Biologielehrerin, die ihren dünnen Schal wie ein Fahne hinter sich herflattern ließ. Simon führte einem blassen Mädchen aus der Siebten einen Stepptanz vor, und immer wieder verschwand einer der Jungen, um neuen Vorrat an alkoholischen Getränken - die absolut tabu auf Schulfesten waren - aus einem Versteck hinter der dicken
alten Buche zu holen. Manche Jungen tranken sich gleich an Ort und Stelle Mut an, um danach das Mädchen, auf das sie scharf waren, zum Tanz aufzufordern. Irgendwann erhaschte ich einen Blick von einem Pärchen, das barfuß ins Bootshaus schlich. Das war echt ein guter Platz.
    Ravi sah ich nicht von meiner dunklen, abgeschiedenen Ecke aus. Ich gebe zu, dass ich nach ihm Ausschau hielt, und wenn ich ihn irgendwo gesehen hätte - bestimmt wäre ich in seine Nähe geschlichen... Vielleicht tanzte er in irgendeinem dichten Knäuel von Paaren, wo ich ihn nicht ausmachen konnte. Was mochte das für ein Mädchen sein? Das hätte mich natürlich interessiert, wer so Ravis Geschmack war. Ich blieb also auf meinem Posten.
    Aber dann musste ich irgendwann aufs Klo und da erlebte ich etwas, das den Abend dann jäh für mich beendete, aber Gott sei Dank ohne eine neue Demütigung. Jedenfalls für den Augenblick. Die sparte man sich für später auf. -
    Einem Mädchen war schlecht geworden. Sie sah aus wie kurz vor einer Alkoholvergiftung. Sie hing über dem Waschbecken, schluchzte, stöhnte und kotzte, während eine andere sie festhielt und ihr Mut zusprach.
    Ich hatte die beiden vorher noch nie bewusst wahrgenommen. Sie waren beide aus der Siebten.
    Ich verschwand auf dem Klo. Das Mädchen war völlig verzweifelt. »Wenn meine Eltern das merken...«, hörte ich. »Mir ist so schlecht... Ich krieg so einen Stress mit meiner Mutter... O Gott, jetzt muss ich auch noch pinkeln. Hau ab, ja? Lass mich endlich in Ruhe!«
    Ihre Begleiterin verschwand, und ich vernahm, wie neben mir die Klotür ging. Als ich rauskam und an das Waschbecken trat, sah ich im Spiegel, wie das Mädchen, vollkommen
fertig, bei offener Tür auf dem Klo hing, der Slip ringelte sich um

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