Bold, Emely
alle sehen, was ich zum Frühstück hatte.“, flehte ich.
Die Frau klopfte mir noch auf den Rücken, ehe sie wieder einstieg.
„Gute Besserung Kindchen. - Los jetzt, sonst ist die Fähre weg.“
Auch die beiden Herren stiegen wieder ein und eine Minute später sah ich den Bus um die nächste Kurve verschwinden.
Puh, das war schwieriger gewesen als ich gedacht hatte. Nun holte ich erneut das Telefon hervor und mit zitternden Fingern wählte ich. Selbst durchs Telefon wurde ich vom Klang seiner Stimme verzaubert.
„Hi! Ich hätte jetzt Zeit. Willst du mich abholen?“
Mein Herz schlug wie wild und ich freute mich riesig, als er versprach, gleich bei mir zu sein.
Ich kicherte. Ja, so machte Schottland erst so richtig Spaß!
Es waren noch nicht einmal zehn Minuten vergangen, da bog der weiße Geländewagen auch schon um die Ecke. Gestern in der Dunkelheit war mir entgangen, wie teuer der Schlitten aussah. Die getönte Scheibe fuhr herunter und Payton lächelte mich zaghaft an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah heute beinahe etwas verletzlich aus.
„Madain math!“
„Was?“
Sein Lächeln wurde breiter, als er erklärte:
„Guten Morgen, das war Gälisch.“
„Ach so! Ja, guten Morgen.“
Kaum saß ich neben ihm, schon hatte ich schlagartig gute Laune!
„Sag mal, wie kommt so ein einfacher Schotte wie du denn zu so einer Karre?“
„Was heißt denn hier einfacher Schotte? Du kennst mich doch gar nicht.“
„Stimmt, aber ich habe vor das heute zu ändern! Also spuck’s schon aus, bist du zufällig extrem wohlhabend?“
„Sei nicht so neugierig. Und überhaupt spricht man doch nicht über Geld, oder?“
„Ja, ich wollte ja gar nicht deinen Kontostand wissen.“, schmollte ich, denn ich hatte das Gefühl, er wich mir aus. Aus dem Fenster betrachtete ich die vorbeiziehende Landschaft.
„Wo fahren wir überhaupt hin?“
„Lass dich überraschen.“
Payton grinste geheimnisvoll und ich lehnte mich entspannt zurück. Wir fuhren über die Road to the Isles. Eine Straße, die sich auf ihrem Weg zur Küste durch die Highlands schlängelte und dabei malerische Ausblicke bot.
Mein schlechtes Gewissen Alison gegenüber hatte ich inzwischen überwunden. Allerdings war ich über mich selbst erstaunt, denn diesen zweitägigen Ausflug sausen zu lassen bedeutete, dass ich die Nacht vermutlich in irgendeiner Form mit Payton verbringen würde, oder ich mir von meinem Taschengeld eine Unterkunft würde leisten müssen. Jedenfalls würde mich Alison vor morgen Abend nicht vermissen. Ich hatte noch nie etwas so Verrücktes getan. Kim würde ausflippen, wenn ich ihr die Geschichte erzählen würde. Verstohlen schielte ich zu meinem Chauffeur hinüber. Er war ganz lässig. Sein Haar verstrubbelt und eine schwarze Sonnenbrille bedeckte seine Augen.
Echt cool! Dieser Schotte war echt megacool!
Er grinste zu mir herüber und schaltete das Radio an. „Get this Party started“ von Pink lief und ich drehte lauter. Oh ja, jetzt ging die Party los. Ich lachte. Payton sah mich verwundert an.
„Gute Laune?“
„Ja, das wird bestimmt ein toller Tag. Was ist mit dir? Hast du etwa keine gute Laune?“
„Doch. Ich bin aber der zurückhaltende Typ. Wobei ich zugeben muss, dass meine Stimmung erheblich gestiegen ist, seit du neben mir sitzt.“
Wir sahen einander an und lächelten.
Die Zeit mit Payton verging wie im Flug. Mit einem Mal hatten wir die Berge hinter uns gelassen. Da war es. Links der Straße lag das kristallklare Wasser des Loch Duich, in dessen Mitte eine beeindruckende Burg thronte. Nur über eine Brücke war die Insel zu erreichen.
„So, da wären wir.“
Payton rollte in eine Parklücke und stieg aus.
„Weißt du, wo wir sind?“, wollte er von mir wissen.
Ich schüttelte den Kopf und schlug die Tür hinter mir zu.
„Nein, aber es ist super!“
„Du hast wohl noch nie den Film Highlander gesehen, oder?“
„Nein, ich bin mehr so der Indiana-Jones-Fan.“
„Ach so,“ lachte er, „na jedenfalls ist das hier das Eilean Donnan Castle und hier wurde unter anderem Highlander gedreht.“
Ich blieb stehen und schaute mich um. Es war überwältigend. Eine schönere Lage konnte man sich für seine Burg wohl kaum aussuchen.
„Los, gehen wir rein.“, rief ich und holte meine Kamera aus der Tasche. Dieser Tag musste verewigt werden. Payton bezahlte den Eintritt und widersprach heftig, als ich ihm das Geld zurückgeben wollte.
„Hör zu, ich habe dich sozusagen entführt.
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