Bold, Emely
Bericht verfassen. Aber sie hatte gesagt, dass sie sich bei ihm melden würde, sobald es ihr möglich wäre.
Payton war hin und her gerissen. Zum Einen war er sehr froh, als er davon fuhr, und das Brennen erlosch. Doch andererseits glaubte er nun immer mehr daran, dass dieses Mädchen für ihn bestimmt war. Warum sonst hätte er sie an ihrem ersten Tag in Schottland fast umgefahren? Oder warum hatte ihn das Schicksal zu ihr geführt, als sie den Bus verpasst hatte? Und warum ähnelte sie der Frau, deren Tod er nicht hatte verhindern können, ja für den er sogar verantwortlich war? Hatte der Fluch sie zu ihm geführt? Aber warum? Um ihn nach so langer Zeit noch mehr zu strafen?
Sein Geländewagen hatte die Hauptstraße verlassen und holperte über einen wenig genutzten Feldweg zu einer einsam gelegenen Hütte. Eigentlich hatte er vorgehabt nach Hause zu fahren, um mit Sean zu sprechen, doch die letzten zwei Tage hatten ihm zu viel abverlangt. Sein Verlangen nach Sams Nähe war unglaublich groß, doch zugleich ertrug er es kaum, ihr nahe zu sein. Ihre zufälligen Berührungen lösten wahre Lawinen verschiedenster Emotionen bei ihm aus. Denn irgendwo tief unter diesem alles überdeckenden, glühendem Schmerz, verspürte er eine Zärtlichkeit, eine Sehnsucht nach Nähe und Liebe, wie er sie nie gekannt hatte. Verflucht, er wollte den Schmerz spüren. Wollte ihn ertragen, für das unbeschreibliche Gefühl ihre Haut auf der seinen zu spüren.
Payton kam es vor, als würde er in Stücke gerissen. Niemals in den vergangenen Jahrhunderten war ihm so etwas passiert. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er dazu überhaupt fähig war.
Dass er fähig war, sich zu verlieben!
Und genau darum war er zu seinem geheimen Rückzugsort gefahren, und nicht nach Hause. Sean hätte ihn sofort durchschaut und wäre ganz sicher nicht begeistert. Und die anderen? Im Grunde genommen waren sie ihm egal, aber er hatte seinem Bruder Blair einst einen Treueeid geleistet und war damit gezwungen, ihm zu gehorchen. Darum wäre es ihm lieber, er könnte sein Geheimnis zumindest noch so lange hüten, bis er sicher wusste, was eigentlich los war.
Kapitel 8
Die Sonne spiegelte sich auf der dunkelgrauen Motorhaube. In kreisenden Bewegungen wurde die milchige Politur auf den Lack aufgebracht. Blair McLean war im Hof damit beschäftigt, seinen Bentley zu wienern und auf Hochglanz zu polieren. Eine ganze Reihe von Spezialpflegemittelchen waren um ihn herum verteilt. Er hielt in der Arbeit inne und blickte den Weg hinunter. Sean kam mit hoher Geschwindigkeit auf seinem Motorrad den geschotterten Weg heraufgebraust. Staub wirbelte hinter ihm in die Luft. Sein Bruder kam mit seiner Maschine auf ihn zugerast. Kaum einen Meter vor Blair wollte Sean driftend zum Stehen kommen, doch dabei rutschte ihm das Hinterrad weg und er landete krachend unter seiner Moto Guzzi.
Und entgegen allen Erwartungen, entgegen allen Erfahrungen, die Sean in den letzten 270 Jahren gemacht hatte, war er nicht geschützt vor Verletzungen. Im Gegenteil. Der brennende Schmerz, dort wo ihm der spitze Schotter die Haut aufriss und die Wucht der Prellung beim Aufschlag, raubten ihm den Atem. Seine schwere Maschine quetschte ihm den Fuß und er heulte vor Überraschung laut auf.
Keuchend und jammernd kroch er unter dem Motorrad hervor und sein sonst so cooles Auftreten war gänzlich verschwunden. Er zitterte und konnte seinen Knöchel kaum belasten.
„Bas mallaichte! Oh, verfluchte Scheiße, autsch, was ist denn das?“
Er hob den Kopf und schaute fragend zu Blair hinüber. Das Gesicht seines Bruders war nicht wieder zu erkennen. Blair grinste von einem Ohr zum anderen und hob fragend eine Augenbraue. Sein Brustkorb bebte vor unterdrücktem Lachen.
„Was ist denn? Gefällt dir dein Motorrad schon wieder nicht mehr?“
„Spinnst du? Ich hab mir echt wehgetan, und du lachst?“
Blair wurde stutzig.
„Weh getan? Wie denn das?“
Am liebsten hätte Sean seinen Bruder verprügelt, doch er war zu benebelt vor Schmerz. Nach den vielen Jahren ohne jegliches Gefühl kam der Schmerz unerwartet heftig.
„Ja! So richtig! Keine Ahnung warum, aber ich halte es echt kaum aus! Ifrinn!“, keuchte Sean wütend.
Blair schaute seinem Bruder verwundert in dessen schmerzverzerrtes Gesicht. Dann gab es für ihn kein Halten mehr. Er lachte los, lachte so laut, dass die Vögel in den Bäumen aufstoben und davonflogen. Er konnte nicht mehr aufhören. Sein Bauch
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