Bold, Emely
schottische Wetter wieder einmal einen Strich durch die Rechnung machen würde.
„Mo luaidh, warum suchst du nicht in Ruhe deine Bücher durch und wir sprechen dann später darüber. Sicherlich sollten wir die Sache auch mit Cathal und Payton bereden.“
Sean, der noch immer unter den Nachwirkungen seines Sturzes litt, wollte zwar wissen, was los war, doch noch lieber wollte er seine Ruhe. Darum stimmte er Blair zu.
„Genau. Sieht nicht so aus, als käme Payton heute noch zurück und Cathal wollte auch erst in einer Woche zurück sein.“
Im Moment konnte Nathaira den gesuchten Text nicht finden und daher stimmte sie den beiden widerwillig zu.
„Na gut, aber wenn so etwas wieder passiert, dann will ich es sofort wissen. Und sobald Cathal zurück ist, versammeln wir den Clan!“
Kapitel 9
Ich war unzufrieden. Seit einigen Tagen hatte ich Payton nun nicht mehr gesehen. Dabei kreisten meine Gedanken unaufhörlich um ihn. Die Nacht am Strand war toll gewesen. Payton hatte zwar nicht versucht sich an mich heranzumachen, aber in seinem unergründlichen Blick glaubte ich, so etwas wie Zuneigung gesehen zu haben. Wir hatten endlos geredet und später, als es dunkel geworden war, lagen wir nebeneinander auf der Decke und schauten in den Sternenhimmel. Wir verstanden uns, ohne ein Wort sagen zu müssen. Irgendwann, spät in der Nacht war ich aufgewacht. Payton war wach gewesen. Er hatte mich beobachtet, hatte gelächelt, als er bemerkte, dass ich wach war. Mutig hatte ich nach seiner Hand gegriffen. Er war kurz erstarrt, doch dann hatte er meine Hand fest gedrückt und sie den Rest der Nacht gehalten.
Und nun meldete er sich nicht. Na gut, wenn ich ehrlich war, hatte ich zu ihm gesagt, ich würde mich melden, wenn ich die Möglichkeit sah, ihn zu treffen. Doch insgeheim hatte ich wohl gehofft, er würde mehr Initiative zeigen. Ich konnte mich beim besten Willen nicht auf meinen Bericht für die Schule konzentrieren, solange ich nicht wusste, wie und ob es mit Payton weitergehen würde. Meine Vernunft sagte mir, dass ich diesem Schotten lieber nicht mein Herz schenken sollte, denn in wenigen Wochen würde ich zurück nach Milford gehen und ihn nie wieder sehen.
Entschlossen legte ich den Kugelschreiber zur Seite und ging hinunter zu Alison in die Küche. Sie wusch das Geschirr vom Abendessen ab.
„He, Alison. Glaubst du, ich könnte morgen mit dem Bus nach Inverness fahren? Ich habe vergessen, für meine Freundin Kim ein Souvenir zu besorgen. Außerdem habe ich einen unglaublichen Heißhunger auf einen BigMac.“
Alison lachte.
„Und ich dachte meine Kochkünste reichen aus. Aber klar kannst du das machen. Wenn du willst, dann fahre ich dich.“
Oh nein, genau das wollte ich nicht! Denn ich hatte ja gar nicht vor, überhaupt nach Inverness zu fahren!
„Danke für das Angebot, aber ich kann wirklich mit dem Bus fahren.“, lehnte ich ab.
Dann schlenderte ich zurück in mein Zimmer und wählte Paytons Nummer. Ich ließ es lange klingeln, doch er nahm nicht ab. Ehrlich gesagt war ich mehr als nur ein bisschen enttäuscht.
Unglücklich beendete ich meinen Aufsatz und starrte dann trübsinnig vor mich hin. Schließlich schaltete ich das Radio an und warf mich auf mein Bett. Sollte ich ihn noch einmal anrufen? Hatte er vielleicht absichtlich nicht abgenommen? Würde er mich zurückrufen? Und hatte ich wirklich die richtige Nummer gewählt? Ich stand auf und holte mein Telefon. Als ich die Nummer kontrolliert hatte, war ich noch trauriger als zuvor. Ich hatte mich nicht verwählt. Hatte ihm die Nacht etwa nicht gefallen? Hatte er sich etwa mehr erhofft? Nein, denn er war ja der Zurückhaltende gewesen. Ryan hätte sicher in so einer Situation alles versucht, das Mädchen rum zu kriegen. Doch Payton war eben etwas Besonderes. Und genau darum hatte ich mich auch in ihn verknallt.
Ich schloss die Augen. Ronan Keatings Stimme traf gerade den Nagel auf den Kopf.
„…It’s amazing how you can speak right to my heart
Without saying a word, you can light up the dark…“
Ja, genau das war es. Es war einfach verrückt, wie plötzlich dieses starke Gefühl in mir erwacht war. Schon im ersten Augenblick hatte mein Herz erkannt, dass dieser Schotte etwas Besonderes war. Payton musste nicht einmal etwas sagen, und trotzdem verstand mein Herz alles.
„… The smile on your face lets me know that you need me…“
Als ich am Strand aufgewacht war und seine Hand ergriffen hatte, da war es genau so gewesen.
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