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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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Fleisch gedrungen war. Wie eine alte Narbe. Ich blickte in seine Augen, erkannte darin Liebe, Hoffnung und etwas Dunkles – ein Geheimnis, das endlich gelüftet worden war. Wie ein Puzzle setzte sich nun alles für mich zusammen. Ich betrachtete die zarte Narbe und fragte unsicher:
    „Und was würde beispielsweise geschehen, wenn sich einer dieser Verfluchten verletzen würde?“
    Die Angst vor seiner Antwort ließ meine Hände zittern, doch Paytons starke Hand gab mir Ruhe.
    „Nun, die Wunde würde in kürzester Zeit heilen.“
    Payton hielt meine Hände fest. Er schien unter allen Umständen meine Berührung zu brauchen.
    „Dann kannst du also nichts fühlen?“
    Meine Angst vor dieser zweiten Antwort war noch viel schlimmer! Ich liebte ihn und er konnte nichts fühlen? Obwohl ich es ihm versprochen hatte, konnte ich ihm das nicht glauben!
    „Dazu kommen wir gleich – aber hast du verstanden, was ich dir gesagt habe? Hast du verstanden, dass ich zu diesen Verfluchten gehöre?“
    „Nun, ja, aber ich kann noch nicht ganz begreifen, wie das sein kann, oder was das für mich und meine Gefühle für dich bedeutet. Du kannst also nicht sterben?“
    „Hm, ich denke nicht, denn seit zweihundertsiebzig Jahren bin ich keinen einzigen Tag gealtert.“
    „Cool! Das ist doch echt super! Ich verstehe nicht, was daran ein Fluch sein soll! Jeder wünscht sich doch, unsterblich zu sein!“
    Wütend packte Payton meine Oberarme und schüttelte mich grob.
    „Du weißt doch nichts ! Wie kannst du so etwas auch nur denken! Hast du mir überhaupt zugehört? Was denkst du, wie dein Leben ist, ohne Gefühl? Wenn du aufwachst, genau weißt, wie dein Tag wird: Grau, kalt, ohne Farbe und Leben, ohne Freude oder Leid? Wie es sein mag, seine gesamte Familie und seine Freunde zu überleben, an ihrem Grab zu stehen, und keine einzige Träne der Trauer oder des Schmerzes vergießen zu können? Nicht einmal Trauer zu empfinden, wenn die Eltern sterben, oder die Nichten und Neffen? Wie es ist, wenn man anfangen muss, sich zu verstecken, weil man sich nicht verändert, weil man immer neunzehn sein wird?“
    Er schaute mich enttäuscht an und ließ dann seine Arme sinken.
    „Entschuldige, ich habe nicht nachgedacht.“
    Meine Worte taten mir leid und ich wollte nicht, dass er so litt.
    „Bitte Payton, setz dich zu mir und erklär mir alles. Ich will es verstehen – ich will dich verstehen!“, flehte ich.
    Er litt anscheinend fürchterliche Qualen, denn als er weitersprach, übertrug sich sein Leid mit jedem Wort auf mich.
    „Kannst du dir vorstellen, wie es ist tot zu sein? So ist es für mich, nur dass ich dabei lebe! Ich schmecke nichts. Das leckerste Essen ist für mich genau wie eine Handvoll Erde. Kein Alkohol der Welt versetzt mich in einen Rausch, kein noch so schönes Lied erreicht mein Innerstes. Ich wäre lieber tot, als so zu leben, das kannst du mir glauben. Stell dir den schönsten Sonnenuntergang vor, den du jemals gesehen hast: die wunderschönen Farben, das warme Glühen auf deiner Haut. Das Gefühl, das sich in so einem Moment in dir ausbreitet: Glück, Zufriedenheit oder Bewunderung. So war auch mein Leben, doch jetzt ist alles Grau. Ich sehe zwar die Farben, aber ich fühle nichts dabei.“
    „Du hast gesagt du fühlst nichts. Aber das kann doch nicht sein, ich sehe doch, wie du mit deinen Gefühlen kämpfst: Zum Beispiel jetzt, du leidest, du quälst dich und du bist erleichtert, dich mir anvertraut zu haben. Das sind Gefühle!“
    Payton kniete sich mir gegenüber, griff nach meinen Händen und rief:
    „Ja, aber genau das ist es doch! Du machst alles anders! Ich kann dir gar nicht sagen, wie du mein Leben auf den Kopf stellst. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, kann ich nicht mehr ohne dich sein! Seit ich dich kenne, fühle ich etwas!“
    „Warum ich? Wie kommt das?“
    „Ich weiß auch nicht, …“
    „Und was fühlst du?“
    „Schmerzen!“, lachte er.
    „Schmerzen? Warum? Das ist ja schrecklich!“
    „Nein, also ich meine ja, das ist wirklich schrecklich, aber ich bin so froh, überhaupt etwas zu fühlen, dass du auf mich wie eine Droge wirkst. Ich muss immer mehr von dir bekommen!“
    „Hm, ich weiß nicht. Ich komme gerade nicht so ganz mit. Ist das alles jetzt gut, oder schlecht?“
    „Nun, also wenn ich ganz nahe bei dir bin, so wie jetzt, dann fühlt es sich schrecklich an – so als würde ich brennen. Der Schmerz hat mir am Anfang den Atem geraubt, aber ich komme inzwischen ganz gut

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