Bold, Emely
tief Luft.
„Los, mach schon auf.“, wies ich Ryan an.
„Aber wenn das die Kerle sind?“
„Dann werden sie uns früher oder später sowieso erwischen. Also, los jetzt!“
Mit einem leisen Klicken entsicherte Ryan die Waffe seines Vaters, ehe er sich vorsichtig der Tür näherte. Dann riss er, wie er es schon mehrfach im Fernseher gesehen hatte, schwungvoll die Tür auf und zielte auf die beiden hochgewachsenen Männer.
Mir entfuhr ein spitzer Schrei, als sich die Welt um mich zu drehen begann, und meine Knie nachgaben. War das die Wirklichkeit? Befand ich mich noch in meinen Träumen?
Nie hätte ich gedacht, wie sehr mich ein Wiedersehen mit Payton aus der Fassung bringen würde, doch hier kauerte ich nun, mit Tränen in den Augen und Worten, die meiner Kehle einfach nicht entweichen wollten. Ich konnte ihn nur ansehen. Sein Bild brannte sich mir in die Netzhaut und ich wollte ihn unbedingt fühlen. Musste ihn berühren und seine starken Arme um mich spüren. Dann wäre alles wieder gut, dann würde mir nichts geschehen, davon war ich überzeugt. Doch nichts davon tat ich. Ich hatte nicht die Kraft, auch nur ein Wort zu sagen. So war es an Kim, das Offensichtliche klarzustellen:
„Ich schätze mal, dass einer von euch Payton ist?“
Blair, der seinen ebenfalls erstarrten Bruder und mich skeptisch musterte, nickte und deutete auf Payton. Dieser zitterte am ganzen Körper und seine blutleeren Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Schließlich ballte er die Fäuste und drängte sich an Ryan vorbei. Er sank neben mir auf die Knie und zog mich stürmisch in seine Arme. Ein dumpfer Schmerzenslaut drang an mein Ohr, doch ich war nicht bereit, unsere Umarmung zu lösen. Zu herrlich war das Gefühl, Paytons Hände auf meinem Rücken zu spüren und seinen Duft einzuatmen, während ich mich fest an ihn drückte. Der erste Moment unseres Wiedersehens hatte mich aus der Fassung gebracht, und nur langsam nahm mein Gehirn wieder seinen Dienst auf. Ein ganzer Berg an Fragen drängte nun an die Oberfläche. Und die Zweifel! Wie kam es, dass Payton genau jetzt hier erschien? Wie hatte er mich gefunden? Steckte er etwa mit den anderen unter einer Decke? Langsam hob ich den Blick und erschrak, als ich den unermesslichen Schmerz in Paytons Gesicht sah.
War es, weil er mir nahe war, oder weil er gekommen war, um zu Ende zu bringen, was er und seine Leute vor so langer Zeit nicht geschafft hatten? Das Gift des Misstrauens hatte sich in mein Blut gemischt und ich war nicht in der Lage, mich zu befreien. Es bereitete mir selbst die größten Schmerzen, aber ich konnte nicht anders:
Entschieden schob ich Payton von mir, kreuzte die Arme vor der Brust, um die Wärme seines Körpers noch etwas länger bei mir zu halten, und stand auf.
„Was willst du hier?“
Payton sah erstaunt zu mir auf.
„Was? Ich, … ich musste einfach sehen, ob es dir gut geht.“
Seine Stimme berührte meine Seele, aber der Schutzwall, den ich um mein Herz errichtet hatte, ließ seine Sorge an mir abprallen. Mein Herz lag bereits in Scherben und ich konnte nicht zulassen, dass er mir erneut wehtat.
Payton wollte auf mich zugehen, doch ich wich vor ihm zurück. Bis jetzt hatte Ryan die ganze Szene stillschweigend beobachtet. Nun räusperte er sich und deutete mit der Waffe auf die Tür.
„Ich schätze, ihr solltet wieder verschwinden. Ihr seid hier nicht willkommen!“
Die Schotten sahen über seinen Einwurf einfach hinweg. Schließlich waren sie nicht über den Atlantik gereist, um sich dann von so einem Grünschnabel Vorschriften machen zu lassen.
„Sam, oh Sam, mo luaidh, tha gràdh agam ort. Bitte vergib mir, Tha mi duilich.“, flehte Payton. Er packte mich an den Oberarmen und zog mich an sich. Er murmelte gälische Worte in mein Ohr, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Meine Nähe musste ihm starke Schmerzen bereiten. Und obwohl mein Herz verstand, was er mir sagen wollte, konnte ich ihm nicht vertrauen. Wie konnte er behaupten, dass er mich liebte und es ihm leid tat, was er getan hatte. Wie konnte er es wagen, hierher zu kommen und meine mühsam zurückerlangte Selbstbeherrschung mit einem Schlag wieder zerstören! Er sollte doch für immer aus meinem Leben verschwinden! Nein, eigentlich wollte ich das auch nicht, aber solange ich Zweifel hatte, konnte ich ihm nicht verzeihen.
Wieder stieß ich ihn von mir, und sogleich eilte mir Ryan zur Seite und dirigierte die beiden Schotten mit seinem Revolver Richtung
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