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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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zu verhindern …
    Nach meinem zweiten Anruf, der eine Anweisung umfasste, E-Mail-Kopien sämtlicher Informationen über die Teilnehmer am Labor Day an Albert Meriwether zu schicken – der bis dahin alles wüsste, was ich wusste –, war es Zeit für einen Drink.
    Ich entschied mich für das Standard Hotel, und da ich nirgendwo ein Taxi sah, machte ich mich zu Fuß auf den Weg, wobei ich meine schlimme Seite und das lädierte Bein schonte. Zum Glück waren die Nähte und die Metallstäbe beide auf meiner rechten Seite.
    Ich hatte mich im Regen aufgehalten, seitdem ich aus dem Taxi von Brooklyn gestiegen war, und da ich mich weiterhin auf diesem schlüpfrigen Abhang zum mittleren Alter befand, gab ich schließlich nach und kaufte bei einem Typen an der Ecke einen Schirm, kurz bevor ich in eine Umgebung trat, die offiziell Gansevoort Market heißt. Meines Wissens hat nie jemand diesen Namen verwendet.
    Er wird nach wie vor das Fleischpackerviertel genannt, weil vor etwa hundert Jahren dieses kleine Stück Manhattan, das von der Sixteenth Street hinab nach Gansevoort verläuft, im Osten bis zur Hudson Street und im Westen bis zum Fluss, voller Schlachthäuser und Verpackungsfirmen war.
    Jahrzehnte später war die Umgebung Ort berüchtigter Sexclubs wie dem Mineshaft, dem Anvil und dem Hellfire Club, die das Motto hatten:
Fais ce que tu voudras.
Tu, was du willst. Und sie taten es, ungeachtet der bösartigen Seuche, die so viele so jung dahinraffte.
    Die BDSM-Spielwiese wurde daraufhin von modischen kleinen Boutiquen übernommen, die Schuhe für achthundert Dollar verkauften – Rue mag die mit den roten Sohlen – und Halstücher für vierhundert.
    Keines der Gebäude dort war höher als ein paar Stockwerke, weswegen das zwanzigstöckige Standard Hotel, mein Ziel, herausragte wie ein riesiges, in der Mitte aufgeschlagenes gläsernes Buch oder ein riesenhafter gewölbter Flügel.
    Vor einigen Jahren hatte ich an einem Fall gearbeitet, der mich etwa ein Dutzend Mal in dieses Hotel geführt hatte, also ist es mir vertraut geworden, und obwohl ich solche Orte gewöhnlich nicht aufsuche, betrete ich es hin und wieder, wenn ich in der Gegend bin.
    Nach einem kurzen Halt auf der Herrentoilette, um mir die Haare zu trocknen und den Schirm wegzuwerfen, ging ich hinaus auf die nahezu verlassene Dachterrasse, suchte mir einen kleinen Tisch unter einer Markise und bestellte einen Benediction.
    Es ist ein Getränk für Frauen, aber ich mag es, und als ich Meriwether davon erzählte, fügte er Orange Bitter zum Champagner und Benedictine hinzu, wodurch es noch besser wurde. Ich weiß vielleicht nicht, wie man ein Ei brät, aber ich weiß, was in meine Drinks kommt.
    Als ich mein Glas hob, bellte mein Handy. Ich hatte Fallon mehrmals ins Standard mitgenommen. Er hasste Getränke für Frauen, aber er liebte Frauen, und gewöhnlich sah auf der Dachterrasse jede besser aus als die vorherige. Oder sah besser aus mit mehr Drinks. Fallon war das egal.
    Dass er das Standard mochte, war etwa ebenso seltsam wie dass ich Benedictions mochte. Aber voraussagbare Menschen sind diejenigen, die ermordet werden.
    »Rate mal, wo ich bin!«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte Fallon, »ist egal. Wo du auch bist, es ist besser als da, wo ich bin.«
    »Na schön«, sagte ich.
    »Wir haben einen weiteren Mord.«
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinab.
    »Eine weitere Tänzerin?«, fragte ich.
    »Glaube nicht«, erwiderte er. »Ein Junge – ein Skateboarder. Erwürgt. Die Zahl 44 in den Rücken geschnitten.«
    »Wo?«
    »An der High Line.«
    »Wie sieht er aus?«, fragte ich.
    »Tot«, entgegnete Fallon.
    Ich wartete.
    »Schwarz. Vielleicht dreizehn, vierzehn«, fuhr Fallon fort. »Klein. Leicht umzulegen.«
    »Was hat er angehabt?«
    »Angehabt«, sagte Fallon. »Worauf läuft das hinaus?«
    »Sag mir, was er angehabt hat!«
    »Bauschige rote Shorts, weiße Streifen an der Seite«, erwiderte Fallon. »Zerrissenes rotes T-Shirt mit der Aufschrift ›Got Dank on it‹.«
    »Was ist mit seinen Schuhen?«, fragte ich.
    »Ja, was ist mit seinen Schuhen?«, wiederholte Fallon misstrauisch. »Weißt du etwas?«
    »Tom«, antwortete ich, »woher könnte ich etwas wissen? Ich sammle bloß jedes Detail über die 44, das ich bekommen kann, und schicke alles an Meriwether. Wie üblich.«
    »Erscheint mehr als üblich«, sagte Fallon.
    »Ich habe noch nie zuvor an einem Fall wie dem gearbeitet«, sagte ich.
    »Das ist nicht dein Fall«, bemerkte er.
    Ich

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