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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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waren, würde das etwas dauern.
    »Gehen wir in ein Café gegenüber der Einmündung Fourteenth Street«, sagte Goode, und sie und Fallon setzten sich in Bewegung.
    »Du kommst mit?«, fragte Goode.
    »Ich gehe mit euch raus«, erwiderte ich. »Dann mache ich mich auf zurück zur Schute.«
    »Was machen deine Rippen?«, fragte Fallon, als wir uns der Treppe näherten, die hinab auf Straßenniveau führte. »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht gut«, gab ich zu.
    Das war die ganze Wahrheit.
    Noch auf der Treppe trötete der Dreiklang mit einer SMS von Meriwether, der mir Pos vollen Namen mitteilte, Harpo Digger, den Namen seiner Mutter, Mary Digger, und ihre Anschrift in Harlem, die ich aus der Zeit kannte, als Mike Teak und ich uns mit der Gegend da unten vertraut gemacht hatten. Schwarze sind jetzt in der Minderheit, aber vor Jahren konnte es für weiße Gesichter ziemlich riskant auf den Straßen dort sein. Außer für weiße Gesichter, die zwei Burschen mit Freunden in Rucker Park gehörten.
    Ich machte mich auf nach Zentral-Harlem, dessen größten Teil einmal eine Bande namens Preacher Crew kontrolliert hatte. Ein unschuldiger Name für eine bösartige Bande von Gruppenvergewaltigern. Mörder, die ihre Opfer unter verrottete Bodendielen stopften, und zwar in der Nähe des Orts, wo Mary Digger dreißig Jahre später wohnte.
    In der Nachbarschaft gab es immer noch einige verrottete Dielenbretter, aber falls irgendwelche Leichen darunterlagen, so hoffte ich, dass keine davon die ihres Sohnes war.
    Das Wohnhaus der Diggers war zehn Stockwerke hoch. Die Tür zu der winzigen Eingangshalle stand offen, das Schloss waraufgebrochen. Der Aufzug war ebenfalls außer Betrieb. Der Ort war schmutzig, es roch nach Scheiße, und das heiße Wetter machte alles noch schlimmer.
    Nachdem ich die Treppe zum zehnten Stockwerk erstiegen und 10F gefunden hatte, fühlte sich mein Bein an, als wäre es bereit aufzugeben. Die Musik aus sämtlichen Gettoblastern und neueren Lautsprecherboxen auf der Straße und im Gebäude vereinigte sich zu einem Höllenlärm, und einen Moment lang zog ich in Betracht, das Weite zu suchen.
    Die Türglocke war aus dem Türrahmen von 10F herausgerissen und durch einen Klumpen einstmals rosafarbenen, hart gewordenen Kaugummi ersetzt worden. Ich klopfte an. Ich hörte das Geplärr eines Fernsehers und das Schreien eines Babys, aber niemand kam zur Tür. Der Spion in der Tür war eingeschlagen und dann mit schmutzig grauem Klebeband bedeckt worden.
    Erneut klopfte ich. Und wieder.
    Schließlich ertönte die Stimme eines Mädchens von der anderen Seite der Tür.
    »Wir kaufen nichts«, sagte die Stimme.
    »Polizei hier!«

57
    An dieser Stelle muss ich sagen, dass viele Verbrechen, darunter Mord, in der Stadt unaufgeklärt bleiben. Hauptsächlich deshalb, weil sie nicht entdeckt werden. Ich hatte keine Sorge, der Amtsanmaßung beschuldigt zu werden. So etwas hatte ich früher schon getan, erst vor Kurzem am Telefon, bei meinem Anruf im Skaterpark in New Jersey. Wenn alles zusammenpasst, funktioniert das gut. Weit unten in der Gesellschaft, wie hier, wo die meisten Menschen Angst hatten, und weit oben, wo einige Menschen überraschend unbedarft waren.
    Wenn jemand eine Marke sehen wollte, hatte ich eine. Eine ausgezeichnete Fälschung. Teuer, hergestellt in Montreal, wo man hingeht, wenn man einen gefälschten Ausweis braucht. So einen hatte ich auch: John Gibgniew.
    Sollte man meine Identität überprüfen wollen und entdecken, dass Officer Gibgniew nicht existiert, würde man annehmen, man habe den Namen nicht richtig mitbekommen, und das Interesse verlieren, bevor man sämtliche Gi, Ge und Ga im Mitarbeiterstab der Polizei durchgehen würde. Fallon hatte wahrscheinlich den Verdacht, dass ich eine gefälschte Identität verwendete, hatte jedoch nie ein Wort darüber verloren. Ich wollte es ihm nicht sagen, und er wollte es nicht wissen.
    »Moment mal«, sagte die Stimme. Anscheinend ging sie ins Zimmer zurück, wahrscheinlich, um die Sache zu besprechen.
    »He«, sagte ich und klopfte an die Tür. »Ich möchte die Tür nicht selbst öffnen müssen.«
    Ich hatte nicht gewusst, bis zu welcher Ebene absoluter Blödsinn funktionieren würde, bis ich’s mal ausprobiert hatte. Fast immer hat er funktioniert.
    Das Mädchen in der Wohnung entriegelte zwei Schlösser; die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, festgehalten von einer Kette. Ich zeigte ihr die Marke.
    »Woher weiß ich, dass die echt ist?«, fragte das

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