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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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und die Kinder mitgenommen hatte. Die Ehefrau wollte nichts mit der Polizei zu tun haben, die in Richtung einer Entführung ermitteln würde, und so war ich in die Sache hineingeraten. Sayler Security ist zuallererst einmal diskret. Laura Bascombe war sehr kooperativ gewesen, da sie ebenso wenig die Polizei in der Angelegenheit drin haben wollte wie die verlassene Frau.
    Es war keine komplizierte Sache gewesen, und nachdem ich die Flüchtigen in Casa de Campo in der Dominikanischen Republik aufgestöbert hatte, lud ich Mrs Bascombe zu einer kleinen Feier zum Essen im Russian Tea Room ein, wo das alte Mädchen Wodka um Wodka mit mir mithielt. Der Fall endete damit, dass alle glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage lebten. Die Mama bekam 40 Millionen Dollar und die Kinder, der Papa bekam 40 Millionen und das französische Mädchen, ich bekam einen gewaltigen Bonus, und Laura Bascombe war aus dem Schneider.
    Der August ist ein lebhafter Monat für Agenturen, die Hausangestellte vermitteln, da die Leute verzweifelt Hilfe suchen, bevor das Schuljahr losgeht. Aber als ich Laura Bascombe sagte, ich würde an einer wichtigen Sache arbeiten und diese Lolek sei ein fehlendes Glied, sagte sie, sie würde sich Zeit für mich nehmen.
    Die Bascombe-Agentur vereinnahmte das zweite Obergeschoss eines Sandsteinhauses an der West Eighty-Fourth Street. Ich war bisher nur im Winter dort gewesen, und da hatte im Haus eine erstickende Hitze geherrscht. Im August sorgte die Klimaanlage für eisige Temperaturen. Ansonsten hatte sich fast nichts verändert, von den Gesichtern der drei jungen Frauen abgesehen, die auf ihre Vorstellungsgespräche warteten. Sie mussten noch etwas länger warten.
    »Nick Sayler, Nick Sayler, Nick Sayler«, sagte Mrs Bascombe, als sie den Empfangsbereich betrat.
    Sie war eine ausladende, große, weißhaarige Frau mit sehr großem Busen. Das drückte es richtig aus. Selbst im Februar trug sie geblümte Kleider – stets im selben Stil und Muster, aber die Farbe der Blumen unterschied sich je nach Wochentag. Und feste braune Schuhe. Nichts hatte sich hier verändert, außer dass es, weil August, weiße Schuhe waren, wie ich bemerkte.
    »Was für eine schöne Überraschung – in gewisser Hinsicht«, sagte sie. »Los, reden wir.«
    Bevor sie mich in ihr Büro führte, sagte sie den wartenden Mädchen, dass Geduld eine Tugend sei.
    Schwester Mary A behauptete oft dasselbe über diese Tugend, obwohl sie ganz gewiss kein Beispiel dafür war.
    In ihrem Büro spiegelte sich die Sonne in den Hinterglas-Fotos der London Bridge, des Buckingham Palace und der Queen Mum mit ein paar King-Charles-Spaniels. Nach ihrem dritten Wodka im Tea Room hatte Laura Bascombe zugegeben, dass sie selbst aus Canton, Ohio, stammte.
    Sie kam gleich zur Sache.
    »Lolek war eine hübsche junge Frau«, sagte sie. »Sie hatte in Warschau eine Ballettschule besucht und ist zum Arbeiten nach New York gekommen, weil ihre Familie irgendwo auf einem Bauernhof lebte und Geld brauchte.«
    »Wissen Sie, was mit Hadley Fieldings Kind passiert ist?«, fragte ich.
    »Was für eine Tragödie!«, erwiderte Mrs Bascombe. »Eine schreckliche Tragödie. Ich hatte Ms Fielding schon lange bewundert, bevor ich ihr ein Kindermädchen vermittelt habe. Ich war der Meinung, dass Lolek gut passen würde, wegen der Verbindung zum Ballett. Ms Fielding war sehr glücklich darüber.«
    »Was ist mit Nile Sutro?«
    »Ich bin ihm nie begegnet«, antwortete Mrs Bascombe. »Und ich habe nie mit ihm gesprochen. Lolek veranlasste mich zu glauben, dass er mit dem Alltag daheim nicht viel zu tun hatte – natürlich bis auf das Ende.«
    »Warum hat er sie Ihrer Ansicht nach wohl so gefeuert?«, fragte ich.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass er von Kummer überwältigt gewesen und ausgerastet ist.«
    »Wo ist Lolek jetzt, was vermuten Sie?«
    »Sie wissen, dass wir sie fallen lassen mussten«, sagte Mrs Bascombe. »Woher sollte ich das also wissen?«
    »Weil, Laura«, erwiderte ich, »Sie alles wissen und das wichtig ist. Vertrauen Sie mir. Ich erzähle Ihnen die ganze Geschichte – wenn sie vorbei ist.«
    »Und mein Name wird nie erwähnt.«
    »Sie haben mein Wort.«
    Wir starrten einander an.
    »Russian Tea Room?«, fragte sie.
    »Aber sicher.«

62
    Nach der vollständigen Offenlegung ihrer Vergangenheit durch eine kleine Agentur in Newark, die ihr eine Chance gab, arbeitete Lolek für eine Familie in Alpine, New Jersey.
    Meine Methoden mussten keine Prüfung

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