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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Tat auf Erden nicht einen Taxifahrer kaltmachen. Also war ich zu Fuß unterwegs. Die Uhr tickte für meinenletzten Tag, aber das spielte keine Rolle. Die Brücke führte ins Nichts.
    Meriwether lag auf dem Bürgersteig vor Saint Vincent’s, einer großen neugotischen Kirche auf der Lexington Avenue, heftig blutend aus einer Kopfverletzung. Die Menschen traten über ihn hinweg und gingen weiter, wobei sie allenfalls einen kurzen Blick zurückwarfen. Man findet überall elende Straßen, auch auf der Upper East Side von Manhattan.
    Ich weiß nicht, weshalb ich stehen blieb. Unter Pennern gibt es kein Ehrgefühl, also war es vermutlich Schicksal, weil wir einander an jenem Tag das Leben gerettet haben, und jetzt kleben wir wahrscheinlich ein Leben lang aneinander. Was nicht allzu schlecht ist, weil er sich nicht bloß als Genie, sondern auch als guter Koch entpuppte, und trotz dessen, was ich zuvor sagte, würde ich ihn heiraten, wäre er fünfzig Kilo leichter und eine Frau.
    Nachdem ich bei Meriwether vorbeigeschaut hatte, ging ich in mein Büro, setzte mich in den Drehstuhl und rief meinen Freund Thomas Fallon an, um die Räder eines Prozesses in Gang zu setzen, der die Tänzerin dorthin zurückbringen würde, woher sie kam.
    Fallon ist Polizist, aber anders als sämtliche anderen Polizisten, die ich kenne. Er hat mehr Leben als eine verwilderte Katze und eine Begabung, unlösbare Fälle zu lösen. Es heißt, er habe Glück, aber es ist eher Furchtlosigkeit. Ich glaube, er ist mit einem fehlenden Gen geboren worden – dem Gen für Selbstschutz.
    Es wäre höflicher gewesen, ihn nach Sonnenaufgang anzurufen, aber je früher ich ihn in der Sache drin hatte, desto früher konnte ich meinen Kopf freibekommen, in dem es ziemlich schnell ziemlich vernebelt geworden war.
    Ich rief seine Handynummer an und erreichte die Mailbox. Ich rief sie erneut an und erreichte erneut die Mailbox. Dreimal klingeln lassen war jedoch der Zauberspruch, und er ging dran.
    »Ja«, sagte er.
    »Tommy«, sagte ich.
    »Verdammiche Scheiße«, sagte er. »Ich bin am Schlafen.« Er legte auf.
    Ich rief ihn erneut an.
    »Okay, Nick«, sagte er, als er sich meldete. »Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihm die kürzeste Version: Der Anruf von Greenburg. Die Psychiatrie. Dass ich das Mädchen auf die Schute geholt hatte.
    »Wo ist Rue?«, fragte er. Er ließ nie ein Detail außer Acht, was einer der Gründe dafür ist, warum er ein guter Detektiv ist.
    »In Louisiana.«
    »Du kannst ein sehr schlimmer Junge sein«, sagte er.
    »Ich bin kein schlimmer Junge«, erwiderte ich.
    »Stimmt«, sagte er. »Hört sich nicht so an, als würde die Frau, die du dahast, schon sehr lange vermisst – aber ich prüf das nach, wenn ich zur Arbeit gehe.«
    Dann schaltete er ab.
    Ich fuhr wieder herum, suchte meinen Flachmann in der obersten Schublade meines Schreibtischs und entdeckte, dass er leer war. Holte eine Flasche Jameson aus der Flaschenschublade, nahm einen kleinen Schluck und füllte den Flachmann.
    Eine weitere Drehung, und ich nahm rasch meine Handfeuerwaffen in Augenschein. Im Büro, zwei Beretta 92SB mit Linkshänder-Sicherung. In meinem Schlafzimmer eine alte Taurus .38 und ein Smith&Wesson M&P340.
    Zu Hause trage ich nie einen Revolver, aber »Nie« hatte den Anker gelichtet und war davongesegelt, als die Tänzerin an Bord der Schute gekommen war.
    Meriwether und ich erreichten gleichzeitig die Bibliothek.
    Ich trug eine verborgene Waffe, ebenso Meriwether. In all den Jahren, seitdem wir uns begegnet sind, habe ich ihn nie ohne Messer erlebt. Außerdem trug er ein Tablett mit Getränken, eine Kanne Tee und einen Teller frisch gebackener Ingwerkekse.
    Manchmal halten die Leute Meriwether für einen Hausmann, Koch oder Fahrer. Das ist ein grober Fehler, weil Meriwether das tut, was er will, ebenso wie ich oder Sloane. Seine Auswahlmöglichkeiten sind jedoch handfester, weil er der Einzige ist, der, wenn er wollte, leicht einen siebenstelligen Betrag pro Jahr einstreichen könnte.Stattdessen lehnt er sogar ein kleines Honorar dafür ab, dass er seine Untersuchungen über visuelle Wahrnehmung mit dem McGovern Institute for Brain Research am MIT und dem Rowland Institute an der Harvard teilt. Und er will das von ihm erfundene Motherboard nicht verkaufen, das den Geeks bei Caltech oder Microsoft zwei Generationen voraus ist. Außer mir, und ich verstehe nichts von diesem IT-Gequatsche, weiß niemand etwas von dem Motherboard, und er hat gesagt, er

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