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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Wagen ohne Schutz vor den Elementen zurückzulassen. Also müsste er durch den Regen gehen, nachdem er den Mercedes in der Garage unserer nächsten Nachbarin, Pauline Prochevsky, untergestellt hätte.
    Pauline ist eine Witwe, deren Alter weit jenseits des Unbestimmten liegt. Sie lebt in einem großen edwardianischen Haus – das sie partout nicht Bed-and-Breakfast nennen will, weil sie ihren Gästen auch ein Abendessen serviert. Das Haus hat die letzten hundert Jahre fast völlig unversehrt überstanden. Großartig für Historiker. Nicht so großartig, wenn man nicht viel für ein Gemeinschaftsbad übrig hat.
    Die Zufahrt zum Haus von Frau Prochevsky geht von einer schmalen, gewundenen Straße ab, die in einer Sackgasse endet. Ich hatte einen Pfad von der anderen Seite der Sackgasse einen ziemlich buschigen Hang hinab zu dem festgebackenen Sand geschnitten, den wir, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, einen Strand nennen. Etwa fünfzig Meter auf der anderen Seite des Strands führt eine Rampe hinauf zu der Schute.
    Ich entdeckte Sloane in der Ferne, wie er den Pfad hinabging. Er hielt das Gleichgewicht mit zwei Spazierstöcken und sah aus wie ein ältlicher Mann auf Langlaufskiern, nur ohne Ski.
    In meinem Bein, das im Bellevue zu schmerzen begonnen hatte, pochte es. Aber es hielt mich wenigstens nicht vom Skifahren ab. Wenn man nicht viel Geld verdient, lernen Menschen meiner Herkunft nie das Skifahren. Oder Reiten.
    Ich hütete mich, Sloane zu stützen. Daher wartete ich, bis er unten an der Rampe ankam, wo ich auf ihn wartete.
    »Schon gut, schon gut«, sagte er, »lass uns reingehen, bevor dieser Hurrikan uns umbringt.«
    »Ist ein Nor’Easter, kein Hurrikan«, sagte ich, und er funkelte mich an.
    Wir betraten die Kabine auf der Steuerbordseite. Das ist der Eingang ins Haus von rechts. Ich bleibe bei der nautischen Bezeichnung, weil die Schute für mich, selbst wenn sie dauerhaft auf dem Trockendock liegt, nach wie vor ein Schiff darstellt.

5
    Im Windfang lehnte Sloane seine Stöcke gegen die Wand, setzte den altmodischen Hut ab, schüttelte ihn und hing ihn dann zusammen mit seinem leichten Mantel an einen der übergroßen Haken.
    Stets modebewusst, der Mann, sogar mitten in der Nacht, im Regen, in Weehawken. Tatsächlich fast königlich, da sein Haar in den letzten paar Jahren völlig weiß geworden war. Er war ein Ruderer in Harvard gewesen, hatte seitdem keine Unze zugenommen, und seine blassblauen Augen waren klar – als würde er durch schiere Willenskraft verhindern, dass ihn das rheumatische Aussehen heimsuchte, das so viele alte Menschen beschlich.
    »Na gut«, sagte er. »Was ist hier los?«
    »Es hat sich seit unserem Telefongespräch nichts weiter getan«, erwiderte ich. »Das Mädchen kann sich nach wie vor nicht an seinen Namen erinnern.«
    »Abend«, sagte Meriwether, der uns hereinkommen gehört hatte.
    »Hallo Albert«, sagte Sloane. »Ein Glück, dass du nicht so viel Schlaf brauchst wie wir anderen.«
    Sloane ist die einzige Person, die Meriwether beim Vornamen nennen darf.
    »Sie zieht sich um«, berichtete mir Meriwether. Und an den brummigen Arzt gewandt, fuhr er fort: »Ich mache dir einen heißen Toddy. Bourbon oder Brandy?«
    »Brandy, bitte«, entgegnete Sloane.
    Die Dinge besserten sich.
    »Einfach Sirup oder Honig?«, fragte Meriwether.
    »Was für Honig hast du da?«, fragte Sloane seinerseits.
    Was ich hatte, war ein Mädchen im anderen Raum, das einen heftigen Überfall erlebt hatte. Vielleicht kannte sie den Burschen, der es getan hatte, oder hatte ihn gut zu Gesicht bekommen. Vielleicht wollte er einen weiteren Schuss auf sie abgeben. Vielleicht war es ihr Ehemann. Vielleicht würde man mich einsperren. Aber ich wusste es besser und unterbrach dieses Gespräch nicht.
    »Wir haben
Corbezzolo«,
sagte Meriwether.
    »Prachtkerl«, meinte Sloane. »Richtiger Prachtkerl.« Er klopfte Meriwether auf die Schulter. Eine wenig bemerkenswerte Handlung, aber Meriwether mochte es nicht, angerührt zu werden. Eine weitere Ausnahme für Sloane.
    »Okay«, sagte ich. »Was ist Corbezzolo?«
    »Stammt aus Sardinien«, erwiderten sie wie aus einem Mund. Pat und Patachon. Dick und Doof.
    Während Meriwether sich daran machte, den Corbezzolo zu öffnen, gingen Sloane und ich in die Bibliothek, wo Meriwether ein Feuer angezündet hatte, und nahmen unseren Gesprächsfaden dort wieder auf, wo wir ihn fallen lassen hatten.
    »Ich weiß nicht, wer unverantwortlicher war«, sagte Sloane, als

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