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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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erwiderte ich. »Die
Gwinnett
 – mein Beiboot – hat sich losgerissen, und Meriwether ist raus, um sie wieder einzuholen. Hören Sie, wir sind jetzt beide wach – besorgen wir uns was zu essen.«
    »Oder zu trinken«, sagte sie.
    »Das auch.«
    Ich zündete einige Kerzen an, die Meriwether in der Küche zurückgelassen hatte, und in dem Kerzenschein sah die Tänzerin, die Rues Morgenmantel trug, wie ein blasses Straßenkind aus, das in die Seide der großen Schwester geschlüpft war.
    Sie kauerte sich auf einen Hocker neben Meriwethers Fleischertisch. Ich öffnete den Kühlschrank, der nach wie vor kalt war, und entdeckte den Krug mit Orangensaft, den er gewöhnlich bereithielt.
    »Haben Sie Kaffee da?«, fragte sie und sah sich um.
    »Gerade jetzt nicht«, entgegnete ich. »Wir haben einen Gasherd mit einem elektrischen Anzünder – also sind wir etwas beschränkt in unseren Möglichkeiten.«
    »Von mir aus – alles ist gut, was Sie dahaben«, sagte sie und blickte hinaus auf den Fluss. »Ein Blitz muss Ihre Stromversorgung lahmgelegt haben. Oder vielleicht sogar der Wind, was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht genau, was passiert ist«, erwiderte ich. »Aber weil es keinen Strom gibt, konnte Meriwether nicht ins Internet und nach Ihnen suchen.« Abgesehen davon, dass seine Ausrüstung auf jeden Fall aufgeladen wäre.
    Erstaunlich, wie rasch eine alte Fähigkeit zurückkehrt.
    »Was ist das Internet?«, fragte sie. »Justin hat Sie darin nachgeschlagen – und Meriwether schlägt mich darin nach – ist das eine Art Adressbuch?«
    »Nein«, antwortete ich, wobei ich mich fragte, wie lange Meriwether und ich die zweifelsohne sehr einfach Aufgabe hinausschieben würden, herauszufinden, wer sie war. »Es ist mehr als das – ich werde es Ihnen erklären.«
    »Jetzt?«
    »Später.«
    »Sieht schlimm da draußen aus«, sagte die Tänzerin. »Wird Meriwether nichts zustoßen?«
    »Meriwether ist gut«, entgegnete ich. »Die Sicht ist lausig, und nachdem er zur
Gwinnett
gelangt ist, muss er eine Leine anbringen, damit er sie zurückziehen kann. Es wird eine Weile brauchen, aber ihm stößt nichts zu.«
    »Was bedeutet Gwinnett?«, fragte sie.
    »Ist der Name eines Mannes«, erwiderte ich. »Button Gwinnett war ein Politiker – einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Er wurde in einem Duell getötet. Wir wissen über diese Tatsachen Bescheid, weil es früher mal Duellplätze in Weehawken gab, wohin die Leute für Zweikämpfe gekommen sind.«
    »Wie Hamilton und Burr?«, fragte sie.
    »Ja«, gab ich zur Antwort. »Tatsächlich haben sie ihr Duell hier ausgetragen. Erinnern Sie sich an ihre Geschichte?«
    »Aaron Burr tötete Alexander Hamilton«, sagte sie. »Das ist alles.«
    »Na ja«, sagte ich, »das ist ein Fortschritt. Sie sind weit vor Brady zurückgekehrt …«
    »Den Quarterback«, warf sie ein.
    »Die meisten Leute ohne Amnesie könnten nicht sagen, wer die beiden waren und wer wen getötet hat …«
    »Im neunzehnten Jahrhundert …«
    »Oder in welchem Jahrhundert«, sagte ich. »Können Sie sich an weitere geschichtliche Ereignisse erinnern?«
    »Ich erinnere mich an Adam und Eva«, erwiderte sie.
    Ich ließ das Thema fallen, holte zwei Gläser und schenkte den Orangensaft ein. Dann kehrte ich zum Kühlschrank zurück, holte eine halb volle Flasche Ketel One heraus und fügte meinem Glas einen Schuss hinzu. Die Tänzerin nahm die Flasche und wollte sich ebenfalls etwas Wodka ins Glas gießen, aber ich hielt ihre Hand fest.
    »Wodka ist nicht gut für Leute mit Gehirnerschütterung.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte sie.
    »Ich weiß es.«
    »Und ich sollte Ihren Anordnungen folgen, weil, was – weil Sie hier der Boss sind?«
    Ich erwiderte nichts, als sie vorsichtig ihr Handgelenk aus meinem Griff löste und sich einen großzügigen Schuss Wodka ins Glas goss.
    »Wahrscheinlich habe ich immer Wodka in meinem Mitternachts-Snack«, fuhr sie fort. Dann lächelte sie. Ein verschmitztes Lächeln, so vertraut, dass es schmerzte.
    Da die Küche eindeutig nicht meine Domäne war, hatte ich nicht viel Glück bei der Suche in unserer Vorratskammer nach etwas Essbarem.
    Allerdings entdeckte ich eine Flasche mit Aspirin und spülte drei davon hinunter, als die Tänzerin nicht hinsah.
    Schließlich fand ich etwas Käse und eine Schachtel Kräcker; statt sie jedoch zu essen, zerbrach die Tänzerin die Kräcker immer und immer wieder und nippte an ihrem Orangensaft mit

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