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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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hochfliegen.
    Der Mensch ist zur Mühsal geboren …
    Ich hatte mich von der Mühsal nicht ferngehalten. Aber jetzt war es lediglich die Mühsal anderer Menschen. Jetzt war sie mein Geschäft, nicht mein Leben.
    Ich ließ die Zigarette in ein Glas abgestandenes Bier fallen. Keine Funken mehr. Ich drehte mich um, schlief ein und träumte, zum ersten Mal seit langer Zeit, von Julia.
    Ich erwachte wie stets am Ende dieser Träume. Vielmehr, knapp vor dem Ende. Ich bin Sekunden davon entfernt, ihr das Lebenzu retten, und stets kommt mir etwas in die Quere. Verschiedene Dinge – Kugeln, wilde Tiere, Stromschnellen, große Sattelschlepper, Erdbeben.
    Ich hatte bloß eine halbe Stunde geschlafen, aber ich wusste, dass es für mich keinen weiteren Schlaf gäbe, also ging ich in mein Büro, wo ich einen Schluck Jameson in einen leeren Becher goss. Dann legte ich die Füße auf den Schreibtisch und rief Jersey Central Power & Light an, wo ich erfuhr, dass es in unserer Gegend keinen Stromausfall gegeben hatte.
    Vielleicht war ich zu einem ausreichend guten Detektiv geworden, um aus Instinkt heraus zu funktionieren, weil ich nicht weiß, was sonst mich dazu hätte bringen können, die Festnetzanschlüsse zu überprüfen, die keine Elektrizität erforderten, weswegen ich sie in der Hinterhand halte.
    Anschluss 1: tot.
    Anschluss 2: tot.
    Ich hatte mir auf dem Weg nach draußen einen Regenmantel geschnappt und übergestreift und suchte nach der Stelle, wo der Wind vielleicht unsere elektrische Leitung zerrissen hatte. Was ich fand, war der Beweis, dass die Leitung sauber durchgeschnitten worden war; ein einfaches Werkzeug hätte das tun können. Von wegen Sturm!
    Ich war mir ziemlich sicher, dass keiner der hiesigen Schlaumeier sich den Hügel hinab durch den Schlamm kämpfen und sich an der Seite einer Schute mit einem Seil hochziehen würde, und das bloß wegen ein wenig Vandalismus. Insbesondere niemand, der jemals Meriwether in der Stadt gesehen hatte.
    Vielleicht war jemand eine blöde Wette eingegangen. Der Verlust der Festnetzanschlüsse und des Stroms war ärgerlich, aber ich glaubte nicht, dass da etwas Ernsthaftes im Schwange war. Bis ich durch die Regenschleier hinaussah und entdeckte, dass mein Boot, die
Button Gwinnett,
losgeschnitten worden war und flussabwärts Richtung Port New York trieb.

7
    Ungeachtet dessen, was ich esse, trinke und rauche, und der heiklen Situation mit meinem Bein versuche ich, alle paar Tage einige Meilen zu laufen. Als ich daher in die Kabine und direkt zum Gästezimmer sprintete, schlug mir das Herz nicht etwa deshalb, weil ich außer Form war.
    Meriwether hörte mich und kam herbeigelaufen.
    »Jemand hat die
Gwinnett
losgeschnitten«, sagte ich.
    Er machte sich auf zum Deck, und ich blieb im Flur draußen vor dem Gästezimmer stehen, holte tief Luft und klopfte leise an. Keine unmittelbare Reaktion. Ich klopfte wieder. Und wieder, fester. Ich versuchte den Türknauf, und die Tür war nach wie vor verriegelt. Dann hämmerte ich an die Tür.
    Wie alle anderen Türen hier war sie solide, aber ich glaubte, sie nötigenfalls eintreten zu können.
    »Okay, komm ja schon«, sagte die Tänzerin. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Nick.«
    Sie entriegelte die Tür und öffnete sie. Rues dünnes Seidennachthemd war zu lang und schleifte hinter ihr auf dem Fußboden wie die Schleppe eines Ballkleids. Sie sah mich verständnislos an – aber sie hatte ihr Kurzzeitgedächtnis nicht verloren, sie hatte nur nicht geschlafen, und das zeigte sich jetzt.
    Fast sofort konzentrierte sich ihr Blick auf das schwache Licht einer Kerosinlampe, die Meriwether im Flur aufgestellt hatte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie. »Ist was passiert?«
    »Nein, nichts.«
    »Warum hämmern Sie dann an meiner Tür?«
    »Ich wollte mich überzeugen, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Weshalb sollte etwas nicht in Ordnung sein?«
    »Sloane machte sich Sorgen …«
    »Wissen Sie was, Nick?«, fragte sie. »Ich habe Sie gerade erst kennengelernt, aber ich sehe bereits, dass Sie ein schlechter Lügner sind.«
    Lügen hat für mich einmal zum Leben gehört, aber ich habe es weitestgehend aufgegeben, als ich die Drogen aufgegeben habe. Es benötigt Praxis, um in etwas gut zu sein, und ich war ein wenig eingerostet.
    »Sie sind clever«, sagte ich.
    »Bitte behandeln Sie mich nicht so von oben herab«, sagte sie.
    »Das wollte ich nicht.«
    »Werden Sie mir sagen, was hier nicht stimmt?«
    »So viel ist das gar nicht«,

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