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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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offensichtlich von der Annahme ausgehend, der Eindringling sei hinter mir her gewesen – jede Wette, dass er ein Schmerzensgeld freudig angenommen hätte. »Der stammte von Asprey. Ich gebe dir die Adresse.«
    Die Tänzerin folgte mir aus dem Raum.
    »Können wir für einen Moment reden?«, fragte sie.
    »Natürlich«, erwiderte ich und ging zur Bibliothek voraus.
    Ich wandte den immer noch brennenden Scheiten im Kamin den Rücken zu; sie kauerte sich mir gegenüber auf eine Sofalehne.
    »Wohin fahren Sie?«, fragte sie.
    »Ich hab was Geschäftliches zu erledigen.«
    »Darf ich mitkommen?«
    »Nein«, entgegnete ich. »Ihnen wird mit Meriwether nichts passieren.«
    »Schläft er eigentlich nie?«
    »Nicht wie andere Menschen«, antwortete ich.
    »Verstehen Sie, dass es mir wirklich leidtut?«, fragte sie.
    »Glauben Sie mir«, erwiderte ich, »er tut nie etwas, das er nicht wirklich tun will.«
    »Ich habe nicht von Meriwether gesprochen«, sagte sie. »Obwohl es mir leidtut, auch ihm zur Last zu fallen. Ich habe mich bei Ihnen entschuldigt. Ich wollte Sie nicht in diese Sache hineinziehen, was Sie auch …«
    »Sie haben mich in nichts hineingezogen«, unterbrach ich, und ein Bild von Justin Greenburg blitzte in mir auf, wie er die kleinen, nervösen Hände draußen vor der Notaufnahme des Bellevue rang. »Und es besteht kein Grund zur Annahme, dass etwas von den Ereignissen hier etwas mit Ihnen zu tun haben könnte.«
    »Bloß Zufall?«, fragte sie.
    Das war nicht der Moment, ihr zu sagen, dass daran jetzt kaum noch ein Zweifel bestand. Dass Greenburgs Tod mit ihr zu tun hatte. Dass Fallon sie verhören wollte.
    »Als Sie in mein Krankenzimmer gekommen sind«, sagte sie, »waren Sie sich sicher, dass wir uns nie begegnet sind. Danach ist alles so rasch gegangen. Ich habe Sie nicht mal gefragt, was Sie dazu bewogen hat, mir zu helfen.«
    Sie rutschte von der Sofalehne und kam zum Beistelltisch. Näher zu mir.
    Ich würde ihr den Grund nicht sagen, aber ich musste ihr allmählich eine Version der Wahrheit erzählen, also erklärte ich ihr etwas über die Bestimmungen für Obdachlose, über das Chlorpromazin, über die Psychiatrie. Ich sagte ihr, dass Greenburg die Krankenschwester und den Pfleger abgelenkt hatte, die die Trage dabeigehabt hatten.
    »Oh, mein Gott«, sagte sie. »Ich frage mich, ob sie begriffen hatten, was er getan hatte, als sie entdeckten, dass ich verschwunden war. Rufen wir ihn an! Es sollte nicht schwer sein, ihn zu finden.«
    »Jetzt nicht«, sagte ich nach einem Blick auf die Uhr. »Jetzt ist keine gute Zeit, weil ich losmuss.«
    »Warum nehmen Sie nicht das Boot?«, fragte sie.
    »Das Boot ist kaputt.«
    »Aber als Meriwether es zurückgebracht hat, hat er kein Wort gesagt.«
    »Er hat Ihnen nichts gesagt.«
    Ich musste ihr einfach weiter in die Augen sehen. Ich hatte Julia immer fragen wollen, welche Farbe sie in ihrem Führerschein angegeben hatte. Ich musste irgendwann mal nachsehen, welche Farben auf der Liste des Einwohnermeldeamts stehen. Nach Braun, Blau, Grün.
    »Weil Sie genug um die Ohren hatten«, fuhr ich fort.
    »Nick, bitte, sagen Sie’s mir, ich muss es wissen.«
    »Wir wollten nicht, dass Sie sich noch um etwas Sorgen machten. Aber Tatsache ist, dass die
Gwinnett
nicht wegkann. Jemand hat sie losgeschnitten und auch die Benzinleitung durchtrennt.«
    »Oh, nein!«, sagte sie.
    »Sie sind nicht in Gefahr«, sagte ich. »Wir haben nicht mit Problemen gerechnet, und wer das auch getan hat, er hat uns aus heiterem Himmel erwischt. Ich erwarte ihn nicht zurück – aber falls er zurückkehrt, wird es ihm leidtun.«
    »Danke«, sagte sie schwach und verschränkte die Arme vor der Brust, als sei ihr kalt. »Sie haben mir gesagt, Sie hätten nicht gewusst, ob er hinter mir her war. Und ich mache mir keine Sorgen, dass er zurückkommt. Es ist bloß … wenn es wegen mir ist … ich fühle mich nicht wie eine Frau, die jemanden dazu veranlassen könnte, sie zu überfallen … persönlich.«
    »Wer Sie auch überfallen hat, er ist auf und davon. Ein Taxifahrer hat Sie ins Bellevue gebracht. Der Angreifer hat nicht gewusst, dass Sie dort waren, und er weiß nicht, wo Sie jetzt sind. Was hier passierte, hatte mit mir zu tun.«
    »Warum?«, fragte sie.
    Wir standen einander gegenüber, und ich legte ihr meine Hände auf die Schultern und wunderte mich erneut darüber, wie rasch die Kunst des Lügens zurückkehrte.
    »Ich weiß es nicht genau«, entgegnete ich. »Aber es gibt

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