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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Sayler, du Arschloch, gehen wir.
    Paulines Rasen begann, wo der Tunnel endete, und wir rannten über das Gras zu der Garage, beide begierig, aus dem Regen und ins Auto zu kommen.
    Obwohl es unwahrscheinlich erschien, dass der Bursche uns gesehen hatte, wie wir Paulines Garage verließen, fuhr ich eine Weile durch die Seitengassen von Weehawken, bevor ich davon überzeugt war, dass uns niemand folgte.
    Die Fahrt nach Stonington, Connecticut, wo Margo Holderness lebte, würde keine drei Stunden dauern und zumeist Richtung Norden über die Interstate 95 führen, der größte und befahrenste Korridor entlang der Ostküste.
    Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der I-95 liegt bei fünfundsechzig Meilen pro Stunde. Und mehr fuhr ich mit dem Buick auch nicht, meistens auf der mittleren Spur. Der Wagen war nicht so alt wie Sloanes Mercedes, aber er war auch kein Mercedes, alsowollte ich ihn im strömenden Regen nicht überstrapazieren. Ich hatte es nicht mehr eilig.
    Wir waren etwa dreißig Minuten gefahren, ohne zu sprechen. Hadley hielt die Augen geschlossen, und ich glaubte, sie sei eingeschlafen, bis ich ihre Berührung am Arm spürte.
    »Nick«, sagte sie, »ich möchte Sie etwas fragen.«
    »Okay«, erwiderte ich.
    »Aber Sie sollen mich nicht missverstehen …«
    »Ich werd’s Sie wissen lassen«, sagte ich.
    »Worin besteht der eigentliche Grund, dass Sie so viel für mich getan haben?«, fragte sie.
    »Ich hab’s Ihnen schon gesagt – ich bin bei Nonnen aufgewachsen.«
    »Das ist die Antwort?«, fragte sie.
    »Ist das nicht die richtige Antwort?«
    »Vielleicht ist es die richtige Antwort«, entgegnete sie. »Ich halte sie bloß nicht für die wahre Antwort.«
    »Sie haben Ihr Gedächtnis verloren, Hadley«, sagte ich und nahm es als gegeben, dass sie nicht schüchtern war. »Ansonsten würden Sie sich bestimmt daran erinnern, dass es in Ihrem Leben eine lange Liste von Männern gab, die immer um einen Platz in der Schlange kämpften, um Ihnen zu helfen – wenn Sie Hilfe brauchten.«
    Das machte sie verlegen. Sie starrte auf ihre fest ineinander verschränkten Hände hinab.
    »Sie sind eine sehr schöne Frau«, fuhr ich fort.
    »Und deswegen haben Sie mir geholfen«, sagte sie und legte eine Hand auf die Schramme an ihrer Wange. »Weil Sie mich für schön halten?«
    »Na ja«, sagte ich, »ich bin schon immer ein großer Verehrer eines schönen Gesichts gewesen.«
    »Verstehe …«, sagte sie.
    Weitere fünfzehn Minuten fuhren wir schweigend dahin.
    »Da ist noch etwas«, sagte sie und nahm das Gespräch wieder auf, als sei unterdessen keine Zeit verstrichen.
    »Noch etwas, das Sie mich fragen wollen«, sagte ich.
    »Nein«, erwiderte sie. »Etwas, das Sie mir nicht erzählt haben.«
    »Es gibt vieles, das ich Ihnen nicht erzählt habe.«
    Sie schwieg, und während wir weitere Meilen dahinrollten, wurde das Schweigen allmählich unbehaglich.
    Schließlich sagte ich: »Ja, da ist noch etwas.«
    Nach meiner Verhaftung habe ich, dazu gezwungen, die Tatsachen über Julia und mich dargelegt. Ich habe nie über meine Gefühle zu ihr gesprochen. Nicht mit Fallon – zunächst aus Selbstschutzgründen. Aber auch später nicht, um sie zu erklären. Nicht mit Sloane, der Julia einmal begegnet war und den größten Teil der Geschichte kannte. Und nicht mit Rue, von einem raschen Überblick abgesehen, den ich ihr schuldig war. Sie verstand, worauf es ankam, und wollte keine weiteren Einzelheiten, ein weiterer Grund, weshalb ich sie mochte.
    Plötzlich jedoch, in der privaten Blase von Pauline Prochevskys Buick, während die Scheibenwischer rhythmisch den Regen wegfegten, war mir danach, über Julia zu reden.

23
    Eines Sonntagabends im August, vor zehn Jahren, versuchte jemand, der eine Nixonmaske trug, William Carteret zu ermorden, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Aktiengesellschaft Silverstone mit dem Geschäftsbereich kreditfinanzierte Firmenaufkäufe.
    Carteret war ein großer Mann, und obwohl seine Fitness der Fettleibigkeit gewichen war, war er stark, und es gelang ihm, seinen Angreifer abzuwehren.
    Der zweite Attentatsversuch war tödlicher – jedoch nicht für ihn. Ein neuer Fahrer, allein in Carterets Limousine, wurde getötet, als eine versteckte Bombe explodierte.
    Carteret war Tyrann von Natur aus, einer der ersten Architekten der feindlichen Übernahmen und somit regelmäßig verantwortlich dafür, dass Hunderte von Menschen ihren Job, ihre Abfindung, Krankenversicherung und Rente

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