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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Kellnerin in einem Restaurant und als Hostess in einem frequentierten Stripclub, wo viele Kunden während der Mittagszeit zu einem Lap Dance vorbeischauten.
    Einer von denen war Mr Gerald Wilson, ein großer, schlanker, höflicher Mann, der jeden Mittwoch und Freitag kam und für einMädchen zahlte, das einfach nur neben ihm sitzen sollte, und das Einzige, was er tat, war, ihr die Hand zu halten.
    An einem Freitag lag die Hälfte der Mädchen mit einer Magen-Darm-Infektion im Bett, und Julia war einverstanden, sich neben ihn zu setzen, und während sie Händchen hielten, erfuhr sie, dass seine Frau mit fünfunddreißig Jahren gestorben und er einsam war.
    Er war Manager des besten Hotels in St. Louis, und wenige Wochen, nachdem er sie kennengelernt hatte, heuerte er Julia für Büroarbeiten an. Keine zwei Jahre später heiratete Mr Wilson eine Dame, die er in der Kirche getroffen hatte, und zog nach Austin um, aber nicht, bevor er dafür gesorgt hatte, dass Julia zur Rezeptionistin befördert wurde.
    Ihre Freizeit verbrachte Julia mit Lesen und Werkeln im Hotelgarten. Sie trug einen Ehering, um sich Männer vom Leib zu halten. Der Gedanke, angerührt zu werden, stieß sie ab, und wenn sie Freunde wollte, so fand sie diese in Büchern.
    Dann begegnete sie William Carteret.
    Er befand sich auf einer Geschäftsreise, und Julia war diejenige, bei der er im Hotel eincheckte. Ihre Schönheit verblüffte ihn nicht mehr als alle anderen, aber etwas so Belangloses wie ein Ehering – oder ein Gatte, falls es einen gegeben hätte – würde Carteret nicht abschrecken.
    Fast zwanzig Jahre älter als Julia, war er dennoch jung mit seinen neununddreißig Jahren. Und reich. Und überzeugend. Er wollte sich um sie kümmern. Niemand hatte sich jemals um sie gekümmert, und sie war es müde, beständig auf der Hut zu sein, also heiratete sie Carteret in St. Louis, und er brachte sie zurück nach New York, wo er sehr bald klarstellte, dass sie sein Besitz war.
    Sie hatte eine rasche Auffassungsgabe und erlernte die gesellschaftlichen Rituale, die Teil seines Lebens waren. Ihr Leben bestand aus Büchern. Er wollte nicht, dass sie Freunde hatte, und sie sagte mir, es sei ihr gleichgültig. Sie hatte den größten Teil ihres Lebens zusammengepfercht mit anderen Menschen zugebracht. Einsamkeit war ihre Erlösung gewesen.
    Als sie begriff, dass etwas sehr falsch war mit Carteret, falsch mit seinen Emotionen, schloss sie die Einsamkeit wieder freudig in dieArme und akzeptierte das Leben im goldenen Käfig. Er berührte sein kostbares Exemplar nur selten, sondern zog es vor, sie anzuschauen oder mitzunehmen und zu präsentieren. Als Einziges verlangte er Gehorsam, was für jede andere Frau unannehmbar gewesen wäre. Aber Julia war nicht wie andere Frauen.
    Nachdem sie sich mit dreizehn vom Boden der Scheune im Jackson County wieder hochgerappelt hatte, akzeptierte sie, dass sie im Herzen immer allein war und bleiben würde. Sie erlernte, wie sie wachsam sein konnte, wie sie kämpfen und laufen, sich verstecken konnte.
    In Carterets Haus war sie in Sicherheit, sie war nicht ein- oder ausgeschlossen; sie hatte Geld, so viel sie nur haben wollte, und sie war zufrieden – erleichtert –, eine abgeschieden lebende Person zu sein.
    Sie und ihr Gatte gehörten keiner Gruppe an, gaben elegante Empfänge, jedoch nur selten, und erschienen nur auf sehr noblen gesellschaftlichen Ereignissen, Wohltätigkeitsveranstaltungen für zehntausend Dollar das Gedeck. Die Leute klatschten unablässig über das seltsame Leben der Carterets.
    Schließlich erfuhr ich von Edward Sloanes Freundin Constance Cohen, dass in der Vorstellung der gesellschaftlich gehobenen, reichen New Yorker, die irgendeine Verbindung zu Silverstone hatten oder gern gehabt hätten, die verblüffende und rätselhafte Julia Carteret im Laufe eines Jahrzehnts eine fast mystische Gestalt geworden war. Die Ironie daran war, dass es erst der Umstände ihres Todes bedurfte, um zu beweisen, dass sie menschlich war.

24
    »Erzählen Sie weiter!«, forderte Hadley mich auf, als ich zu reden aufhörte.
    »Nicht gerade jetzt«, sagte ich. »Ich möchte herausbekommen, was auf dieser Straße los ist.«
    Wir waren kaum in Connecticut, da geriet der Verkehrsfluss ins Stocken, wurde langsamer, dann noch langsamer und kam schließlich völlig zum Erliegen. Soweit ich erkennen konnte, rührte sich zu beiden Seiten des Highway absolut nichts.
    Ein Anruf bei Meriwether mit seiner Möglichkeit, den

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