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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Stunden gewesen waren.
    Eine Minute nach acht ging Carteret die Eingangstreppe zu seiner Limousine hinab, gefahren von Owens dienstältestem Angestellten, Jerry Deutsche, der bis acht Uhr abends bei Carteret blieb.
    An Sonntagen war der Stundenplan etwas flexibler, vielleicht eine halbe Stunde in der einen oder anderen Richtung, aber die Carterets verließen nie die Stadt. Kein Haus auf dem Land, kein Wochenendtrip.
    Der Wochenplan variierte nie. Montags bis freitags ging Carteret um acht Uhr zur Arbeit, und um halb sieben abends kam er zurück, samstags um halb drei nachmittags. Sämtliche Schichtwechsel fanden um Mitternacht und acht Uhr statt, außer bei meiner Schicht. Was bedeutete, dass ich für Julia nur zehneinhalb Stunden wochentags und sechseinhalb Stunden am Samstag verantwortlich war. Oft dasselbe am Sonntag. Nie genug Zeit.
    An jenem Tag, einem Mittwoch, waren wir das erste Mal allein im Haus, und sobald sich die Tür hinter dem Mann von der Nachtwache geschlossen hatte, gingen wir nach oben, schalteten die Klimaanlage ab und öffneten sämtliche Fenster. Julia zog ihre rosafarbene Bluse aus und warf sie aus dem Fenster im zweiten Stock. Obwohl sie meine Waffe verabscheute, sagte ich zu ihr, ich könne sie nicht aus dem Fenster werfen, also nahm ich sie ab und legte sie auf ihren Ankleidetisch. Dann schob sie eine CD in den Player, und der Bolero begann. Er fing wie immer leise und langsam an und unerbittlich. Verheißungsvoll.
    Wir tranken Champagner zum Frühstück, und später entschied Julia, dass wir das Mittagessen draußen auf der Terrasse zu uns nehmen würden.
    Wie alles andere kontrollierte Carteret auch die Küche. Nach dem Bombenanschlag auf seinen Wagen war sein Blutdruck in die Höhe geschossen, und der Arzt hatte ihn auf eine strikte Diät gesetzt. Als sich also der Speiseplan änderte, wollte er, seinem Typ getreu, kein Nahrungsmittel im Haus haben, das nicht Teil seiner Diät war.
    Was Julia für uns aus einem Restaurant in der Nähe bestellte, war eine Schachtel Sandwiches. Große, fettige, wie ich mich erinnere. Corned Beef, geräucherte Pute, Schinken und Käse. Das Gegenteil von Fisch, Salaten und gedünstetem Gemüse, was Carteret und ihr jeden Abend serviert wurde.
    Sie war so lange nicht sie selbst gewesen dass es keine Rolle mehr spielte, ob er von ihr erwartete, das zu essen, was er aß, das zu trinken, was er trank, und jedes Mal da zu sein, wenn er sie wollte. Er war Mittelpunkt des Universums, und sie war ein Stern, der seinen Orbit nur dann verlassen konnte, wenn er den Sturz in Kauf nähme.
    Der Stau löste sich langsam auf, und nach einer Weile jagten trotz des Regens und der Geschwindigkeitsbegrenzung auf fünfundsechzig Meilen jede Menge Laster und Autos mit fünfundsiebzig dahin. Normalerweise wäre ich einer davon gewesen, nur dass ich normalerweise nicht nach Stonington, Connecticut, mit einer verletzten Ballerina in einem Buick fuhr.
    »Vielleicht sollten Sie Ihre Freundin anrufen und Ihr Bescheid geben, dass wir später kommen«, schlug ich vor.
    »Ich glaube, gerade jetzt möchte ich nicht mit ihr sprechen«, sagte Hadley. »Ich habe ihr keinen genauen Zeitpunkt für unser Eintreffen gesagt.«
    »Na gut«, sagte ich. »Ist Ihr Zeitplan. Ich bin Ihr Fahrer.«
    Hadley sah stur geradeaus, als sie fragte: »Werden Sie mir den Rest der Geschichte erzählen?«
    Ich erinnere mich ganz genau an die Form, das Gewicht und das Gefühl der großen weißen Schachtel, die der Bursche aus dem Restaurant ablieferte. Sie war mit einem roten Faden verschnürt, den ich vorsichtig löste, um rasch einen Blick hineinzuwerfen. Ich sah, dass genug darin war, um vier hungrige Leute zu versorgen, nicht zwei, die ihren Appetit aufs Essen verloren hatten. Dann schnürte ich die Schachtel wieder zu.
    Als ich mir Julia oben im zweiten Stock vorstellte, wie sie auf der leuchten gelben Chaiselongue in ihrem Ankleidezimmer lag und nichts außer ihren goldenen Ohrringen trug, bezweifelte ich, dass wir die Schachtel überhaupt öffnen würden.
    Aber während der nächsten paar Sommernachmittage würden wir nicht nur miteinander spielen, sondern unseren Plan ausarbeiten. Wann sie Carteret sagen würde, dass sie ihn verlassen würde. Wie sie mit ihm umginge. Wohin wir gehen würden. Es spielte keine Rolle, dass ich meinen Job verlieren würde, wenn sie sich scheiden ließe. Es spielte keine Rolle, dass sie ein Dutzend Jahre älter war, oder dass wir kein Geld hatten. Wir wären den Rest unseres

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