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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Luck
fuhren.
    Ich nannte meine Schute
Dumb Luck,
Glücksfall, weil ich sie und den größten Teil ihres Zubehörs beim Kartenspiel gewonnen hatte. Pokern ist nicht mein Ding, und selbst wenn es das gewesen wäre, so standen die Chancen nach wie vor etwa eine halbe Million zu eins dagegen, eine Straße in einer Farbe vom As abwärts zu bekommen.
    Aber die hatte ich auf der Hand, damals, um die Morgendämmerung herum, im Cobra-Club, wo ich Glück hatte, wo man spielte, nachdem alles Übrige geschlossen hatte, wo ich nie zuvor gewesen war und niemals mehr hingehen würde, da er in der folgenden Woche von einer Sondereinheit der New Yorker Polizei dichtgemacht worden war.
    Da saß ein reiches Jüngelchen mit am Spieltisch, knapp vor seinem einundzwanzigsten Geburtstag, ab wann er einen großen Teil seines 40-Millionen-Erbes verjubeln durfte. Bis dahin erhielt er Taschengeld – irrsinnig hoch in den Augen normaler Menschen. Aber selbst die Vorschüsse auf das Taschengeld waren einige Monate vor dem Pokerspiel aufgebraucht gewesen, bei dem er sein allerletztes Geld verlor. Am Ende setzte er anstelle von Bargeld die Schute ein.
    Ein Treuhandverwalter von J.P. Morgan sowie etliche Anwälte von Skadden Arps versuchten halbherzig, den Handel rückgängig zu machen. Sie wussten, dass eine Auseinandersetzung vor Gericht, basierend auf einer Nacht des illegalen Glücksspiels, insbesondere mit mir, sämtliche alten Schlagzeilen wieder ausbuddeln und mit Sicherheit dafür sorgen würde, dass der Junge in der Regenbogenpresse und den entsprechenden Fernsehsendungen landete. Ich bluffte, als ich deutlich klarstellte, dass ich einen Scheißdreck darum gäbe, wieder in den Nachrichten zu erscheinen, und es war ein offenes Geheimnis, dass der Junge gern in die Schlagzeilen gekommen wäre, wenn auch lediglich deshalb, weil er sich wie ein Idiot verhalten hatte.
    Aber seine Eltern wollten keine öffentlichen Beweise mehr dafür, wie sehr sie die Erziehung ihres Sohnes verpfuscht hatten. Also traten Bank und Anwälte den Rückzug an. Und ich wurde legaler Besitzer eines Schiffs von fünf Bruttoregistertonnen mit einem Deck, das länger als ein Fußballfeld war.
    Die Wohnbereiche waren zu einem Hip-Hop-Paradies mit zwölf Räumen und fünf Bädern aufgedonnert worden. Mit unheimlichem Retro-Zubehör. Ich warf die Samtvorhänge, die weißen Flokatis und sämtliche Poster hinaus, die nackte Menschen verschiedenen Geschlechts zeigten.
    Beim Anblick der leeren Räume und kahlen Wände dämmerte mir, dass ich nie genug Mittel haben würde, um diesen Vergnügungspalast in einen angenehmen Ort zum Leben zu verwandeln, also suchte ich nach dem Markt für gebrauchte Schuten. Und entdeckte, dass es keinen gab.
    Das war, bevor ich zufällig auf ein verborgenes Paneel in einem der Schränke traf und eine Tür entdeckte, die sich in einen langen, dunklen, abfallenden Gang öffnete. Am Ende dieses Gangs lag eine weitere Tür, die zum Panikraum führte.
    Diesen Zufluchtsort vor gewalttätigen Eindringlingen benötigte ich ebenso wenig wie das Sonnenstudio des Jungen, da ich keine Angst vor häuslichen Überfällen hatte.
    Die Ostküste von Weehawken, New Jersey, ist keine bevorzugte Anlaufstelle. Nicht einmal für Möwen. Der Panikraum wurde vielleicht installiert, weil er zum Statussymbol geworden war, wie diese Zementbunker damals in den 50er- Jahren, errichtet zum Schutz gegen einen atomaren Angriff, der nie erfolgte.
    Die Regale an den Stahlwänden quollen über von harten Sachen, Bier und Schachteln voller Junkfood. So würde das Anti-Penthouse eines Ritz-Carlton-Hotels aussehen, wenn es je gebaut worden wäre. Ausgestattet mit der Ausdauer eines Spatzen, hatte der Junge nie irgendwelches Mobiliar hereingeholt, aber es gab andere Besonderheiten. Oder eine andere Besonderheit.
    Am Tag, nachdem ich den Panikraum entdeckt hatte, brachte ich meine alte Ducati dort hinunter. Das Motorrad war eine GT 1000, das ich anstelle eines Honorars von einem Mandanten mit Liquiditätsproblemen angenommen hatte. Ich benutze es nicht häufig, weil, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Observierung auf einem Motorrad ein Widerspruch in sich ist.
    Als ich die Ducati in eine Ecke rollte, stolperte ich fast über ein Gemälde, das umgedreht auf dem Zementboden zurückgelassen worden war. Ich drehte es um und entdeckte, dass es keinen Schaden genommen hatte, und es war vermutlich hübsch, wenn man etwas für nackte Amoretten übrighatte, die in goldenen Wolken

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