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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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von einer schönen Frau würde ablenken lassen, und deshalb haben sie auf den Ringtrick zurückgegriffen, was allerdings schiefgegangen war.
    Mitten in ihren Überlegungen spürte sie plötzlich die Hand ihres Vaters auf ihrer. »Versprich mir, dass du vorsichtig bist.«
    »Natürlich bin ich das«, antwortete Violet. »Ich sitze lediglich in meinem Zimmer und kombiniere.«
    »Aber letzte Nacht warst du an der Gruft, nicht wahr?«
    Violets Augen weiteten sich überrascht. »Woher …«
    Lord Reginald lächelte gütig und besorgt zugleich. »Du bist eine Adair. Du bekommst keine Information, ohne sie zu nutzen. Außerdem konnte ich nicht schlafen und habe dich über den Gang schleichen gehört. Ich war zunächst außer mir vor Sorge und wollte dir nachlaufen, doch dann habe ich gesehen, dass du jemanden bei dir hattest. Alfred, nehme ich an.«
    »Ich …« Violet stockte, während ihre Wangen wie Feuer glühten. Leugnen würde nichts helfen, ihr Vater ließ sich für gewöhnlich nicht für dumm verkaufen. Doch wenn Alfred seine Anstellung verlor, wäre das für sie beide eine Katastrophe. »Ich habe ihm befohlen mitzukommen«, erklärte sie schließlich. »Er trägt keine Schuld. Wenn du jemanden schelten musst, dann mich.«
    Reginald Adair seufzte. »Das wäre zu spät, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es sehr leichtsinnig ist, nachts durch die Straßen zu gehen.« Er verstummte kurz, dachte nach und fügte dann hinzu: »Offenbar bist du nicht in die Gruft eingestiegen, oder?«
    Violet schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe …« Sollte sie ihm von den Männern und der Schachtel erzählen? Ein prüfender Blick zeigte ihr, dass ihr Vater erschöpft wirkte. Später, dachte sie. Wenn es ihm wieder besser geht, kann ich ihm alles erzählen. »Ich wusste nicht, wie ich an den Fallen vorbeikommen sollte.«
    Lord Reginalds Augenlider sanken herab. »Ist gut, es muss auch nicht sein, dass du da reingehst. Eines Tages wirst du das tun, aber jetzt …« Die letzten Worte gingen in ein Seufzen über und ihr Vater schlief ein. Vorsichtig zog Violet die Hand unter seiner hervor und hob das Tablett von seinem Schoß. Dann verließ sie vorsichtig sein Zimmer.
    Draußen auf dem Gang traf sie auf ihre Mutter, die erstaunt auf das Tablett in Violets Hand blickte. Sie wirkte ein wenig müde, was eigentlich ein Wunder war, da sie doch den ganzen Tag in ihrem Zimmer verbracht hatte.
    »Er schläft«, flüsterte Violet in der Annahme, dass Lady Emmeline zu ihrem Mann wollte.
    Ihre Mutter sah sie prüfend an. »Hat er mit dir gesprochen? Hat er dir gesagt, was hier vorgeht?«
    Violet schüttelte den Kopf. Offenbar war ihre Mutter doch nicht so abwesend, wie sie immer glaubte. Was, wenn die Migräne nur vorgeschützt war und sie diese Zeit nutzte, um über alles nachzudenken? Von irgendwem musste Violet ihren wachen Geist ja haben, und ihr Vater war eher ein Mann der Praxis. Komisch, dass sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte.
    »Hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung, das spüre ich«, sagte Lady Emmeline mit einer Ernsthaftigkeit, die Violet an ihr noch nie gesehen hatte. »Ich weiß nur nicht, was.
    Dein Vater kann ein richtiger Geheimniskrämer sein, auch zu Lord Stanton und Lord Broockston hat er mir kaum etwas erzählt. Sag du mir, was soll das alles?«
    Das konnte sie ihr unmöglich erklären! So gern sie es auch getan hätte.
    »Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen, Mama, Papa wird es schon bald wieder gut gehen«, antwortete sie ausweichend. »Es wird sich alles aufklären, immerhin hast du jetzt eine Debütpatin für mich, und bis zum Weihnachtsball wird der ganze Spuk vergessen sein, da bin ich sicher.«
    Da geschah etwas, das sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ihre Mutter, die sonst immer distanziert wirkte, nahm sie in die Arme und zog sie an sich. Violet, die Mühe hatte, ob des Ansturms das Tablett nicht fallen zu lassen, spürte, dass ihre Mutter am ganzen Körper zitterte. Vielleicht wusste sie nicht, was vor sich ging, doch sie hatte Angst. Große Angst. Während sie das Rosenparfüm einatmete, das ihre Mutter eigentlich ständig umgab, schwor sich Violet, den Fall aufzuklären – damit bis zum Weihnachtsball der ganze Spuk wirklich vergessen war.
     

18. Kapitel
     
    Dass Highgate Cemetery an diesem Abend gruselig wirkte, lag nicht so sehr an dem Ort selbst, sondern an den Gefühlen, die Violet heimsuchten. Das Wissen, dass hier

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