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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Borneman? Nur ein Tag lag dazwischen. Wer auch immer hinter den Morden steckte, schien keine Zeit mehr verlieren zu wollen.
    Am Nachmittag suchte Violet ihren Vater auf. Dieser saß aufrecht im Bett, auf dem Schoß die Morgenzeitung, in der Hand eine Tasse Tee, die Alfred ihm gebracht haben musste. Gedankenverloren blickte er aus dem Fenster, auf das der Schatten der Straßenbäume fiel, und schien Violets Eintreten gar nicht zu bemerken.
    »Darf ich stören?«, fragte Violet vorsichtig.
    Lord Reginald zuckte zusammen, dann sah er sie an. »Aber natürlich, mein Kind. Was kann ich für dich tun?«
    Während sie näher trat und die Tür hinter sich schloss, wurde Violet bewusst, dass es zwischen ihr und ihrem Vater kaum einmal einen innigen Moment gegeben hatte. Sie hatte ihn nur beim Frühstück und beim Dinner zu Gesicht bekommen, ansonsten hatte er gearbeitet.
    »Ich habe gerade meine Beweismittel gesichtet und fragte mich, aufweiche Weise die Kapsel in deinen Körper gelangt sein könnte.«
    Ihr Vater lächelte amüsiert, wie ihr schien, was wirklich verwunderlich war angesichts der Tatsache, dass ein Anschlag auf ihn verübt worden war. Hatte er doch die Polizei benachrichtigt und betrachtete ihre Nachforschungen bestenfalls als Spielerei? Oder war er selbst aktiv geworden? Immerhin war er eine Säule der Königin. Vielleicht hatte er Lady Sharpe Bescheid gegeben …
    »Nun, was das angeht, kann ich wohl kaum eine große Hilfe sein, ich weiß es nicht.«
    »Lord Broockston ist an der Kapsel erstickt«, erklärte Violet, während sie ihre Gedanken beiseite drängte, die ihr sagten, dass ihr Vater ihre Ermittlungen nicht ernst nehmen würde. »Er muss sie irgendwie in den Mund bekommen haben, ohne es zu merken. Vielleicht hatte sie in einem Getränk gelegen.«
    Ihr Vater runzelte die Stirn, dann schien ihm etwas einzufallen. »Nun, ich habe mir sagen lassen, dass manche Männer auf die dumme Idee kommen, ihren Angebeteten den Verlobungsring in ein Glas Wein oder Champagner zu tun, damit sie ihn auf dem Boden finden. Manchmal endet dieses ehrenvolle Ansinnen damit, dass die Damen die Ringe verschlucken und dann entweder hoffen müssen, dass sich das Schmuckstück auf natürlichem Wege zeigt, oder aber sich in die Hände eines erfahrenen Chirurgen begeben.«
    Violet rekapitulierte, was der Inhaber des Restaurants erzählt hatte.
    Eine Frau von zweifelhaftem Ruf mit rotem Haar hatte ihn begleitet. Rotes Haar! Hatte sie so eine Frau auf dem Ball nicht mit General Black reden sehen? Auf einmal wurde ihr ganz flau zumute. Hatte er doch was mit der Sache zu tun? Oder war das nur Zufall?
    Bevor ihre Gedanken bei dem General verweilen konnten, wo sie nur zu gern verweilen wollten, richtete sie ihre Aufmerksamkeit rasch wieder auf den Mord. Wahrscheinlich hat Broockstons Begleiterin ihm die Kapsel ins Glas gegeben. Fasziniert von ihrem Aussehen hatte er nicht hingeschaut und den Inhalt des Glases hinuntergeschüttet. Das wäre eine Erklärung. Aber wie war es bei ihrem Vater? Er würde sich doch nicht etwa mit einer anderen Frau eingelassen haben? Dass Broockston ein Frauenheld war, wusste ganz London, aber der ehrenwerte Lord Reginald Adair?
    »Und du hast nicht irgendwas Seltsames im Essen bemerkt?«, hakte Violet nach. »Etwas wie einen Kirschkern vielleicht oder eine zu harte weiße Bohne.« Der letzte Vergleich passte am besten, denn die Kapseln hatten ungefähr diese Größe.
    Ihr Vater kratzte sich am Kopf. »Nun ja, wenn ich es recht bedenke … Vorgestern habe ich meinen Lunch im Club eingenommen. Das Essen war vorzüglich, es gab Kalbsbraten mit Bohnengemüse auf Toast. Ich dachte, ich hätte einen Knochen oder eine schlecht gekochte Bohne geschluckt, doch ich war dermaßen in Eile, dass ich mich nicht darüber beschwert habe. Und ehrlich gesagt habe ich die Sache auch sofort vergessen gehabt, doch nun …«
    Violet überlegte eine Weile. »Eigentlich ist es ja ziemlich riskant, diese Kapsel unters Essen zu mengen. Wenn das Opfer die Kapsel nun findet …«
    »Wahrscheinlich wissen diese Mistkerle genau über ihre Opfer Bescheid, kennen deren Gewohnheiten. Lass es bitte nicht deine Mutter wissen, aber ich bin um die Mittagszeit meist ziemlich in Eile und esse eher hastig. Ich weiß nicht, wie das bei Lord Stanton war, aber sie müssen von meinen Essgewohnheiten gewusst haben, und das haben sie ausgenutzt.«
    Ähnlich hat es sich bei Lord Broockston verhalten, ging es Violet durch den Kopf. Sie wussten, dass er sich

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