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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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umso deutlicher hervor. Obwohl sie recht einfach gekleidet war, fühlte sich Violet an diesem Ort ziemlich fehl am Platze. Den Blicken einiger hohlwangiger Frauen wich sie mit schlechtem Gewissen aus. Bemerkungen, die hinter ihnen her geflüstert oder gezischt wurden, versuchte sie zu ignorieren.
    Vielleicht hätte ich doch erst am Abend herkommen sollen, dachte sie, während sie zu Alfred blickte, der äußerlich die Ruhe in Person zu sein schien. Doch sein wachsamer Blick verriet, dass auch er mehr angespannt war als zu Nachtzeiten.
    »Ich frage mich jedes Mal, warum Sie sich ausgerechnet in dieser Gegend ein Labor gesucht haben, Mylady«, raunte er, als sein Blick auf eine Gruppe Männer fiel, die sie von einer Hausecke aus beobachteten.
    »Es ist weit genug entfernt von Belgravia und erschwinglich. Sie wissen, dass ich nicht viel Geld zur Verfügung habe und dass große Beträge auffallen würden.«
    »Dennoch wäre ein Labor im Dampfviertel besser.«
    »Wo man alle zwei Schritte gegen einen Erfinder stößt?« Violet schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, ich bin hier genau am richtigen Ort, Alfred. So vergesse ich wenigstens nicht, wie privilegiert ich eigentlich bin.«
    Fünf Minuten später standen sie vor dem alten Fabriktor.
    Das Plakat von Mr Blakleys Zirkus musste vor Kurzem erst hier angebracht worden sein. War das Zufall oder sollte es eine Nachricht sein?
    »Irgendwas gefällt mir nicht«, murmelte Alfred hinter ihr. »Vielleicht sollten Sie mich vorgehen lassen. Für den Fall, dass sich im Labor jemand befindet, der hier nicht hingehört.«
    »Und woran wollen Sie das erkannt haben?« Violet konnte an der Tür nichts Auffälliges entdecken.
    »Ist nur so ein Gefühl.«
    »Ich bleibe auf keinen Fall allein auf der Straße!«, protestierte Violet, während sie sich zu dem Karren eines Rattenfängers umdrehte, der langsam die Straße heraufgepoltert kam. Diese Männer waren mittlerweile nicht nur mit Greifeisen bewaffnet, sondern verfügten auch über aufladbare Stromschocker, die Ratten je nach Einstellung betäuben oder auf der Stelle rösten konnten. Manche Leute behaupteten, dass die Rattenfänger ihre Werkzeuge auch als Waffen einsetzten – gegeneinander, wie die beiden Männer in der Morgue, oder auch gegen unvorsichtige Spaziergänger, um an deren Geldbörsen zu kommen.
    »Na gut, Sie gehen vor, Alfred, ich folge Ihnen auf dem Fuße, und sollte jemand auftauchen, der hier nicht hergehört, schicken Sie ihn ins Reich der Träume.«
    »Und wenn es die Männer von Lady Annabelle sind?«
    »Erst recht die!«
    Ein lautes Knarren hallte durch den Durchgang, als Alfred die Tür öffnete. Noch immer war nichts Verdächtiges zu entdecken, doch Violet wusste, dass das Gespür ihres Butlers vertrauenswürdig war.
    Während sie ausschritten, als wäre alles in Ordnung, spähten sie aufmerksam in die Ecken. Die dort nistenden Schatten waren groß genug, um eine Person zu verbergen. Doch nichts bewegte sich. Auch auf dem Hof war alles ruhig. Wie Alfred ihr einmal erklärt hatte, verrieten sich viele heimliche Beobachter allein dadurch, dass sie nach einer Weile nicht mehr stillstehen konnten. Sie griffen sich an die Nase, rieben sich das Kinn, alles Bewegungen, die Geräusche verursachten, und sei es das von schabendem Stoff.
    Nichts dergleichen war zu hören. Nur das ferne Stampfen der Maschinen und diffuse Stimmen aus dem East End.
    »Offenbar täuscht sich Ihr Gefühl diesmal doch, Alfred«, bemerkte Violet, während sie ihren Blick über die Fenster des Hauptgebäudes schweifen ließ.
    Leer stehende Häuser übten auf Vandalen eine nahezu magische Anziehungskraft aus. Auch in besseren Gegenden als dieser stand kein Haus lange leer, ohne dass eine Scheibe eingeworfen wurde. Hier hatten sich die Vandalen nach Herzenslust austoben können. Wie glitzernde Haifischzähne ragten die Splitter aus den Fensterrahmen. Ein trostloses Bild – und das in einer Stadt, die durch ihre Fabriken und ihre Industrie berühmt geworden war.
    Auch der Butler sah sich um, schüttelte dann leicht den Kopf, als könnte er selbst nicht glauben, sich getäuscht zu haben. »Vielleicht habe ich mich wirklich getäuscht, Mylady, doch ich sage Ihnen, jemand war hier. Ich kann es förmlich riechen.«
    »Riechen?«, wunderte sich Violet und schnupperte. Hier roch es nur nach Rauch, nassem Lehm, altem Maschinenöl und Dreck. »Sind an Ihrer Nase irgendwelche Veränderungen vorgenommen worden?«
    »Nein, aber es lässt sich wohl nicht

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