Bomann, Corinna - Clockwork Spiders
Vermögen bringen würde. Zumal sie ja aus einer prominenten Leiche stammt.«
»Ich weiß nicht.« Mit anmutigem Hüftschwung trat die Frau näher und ließ sich schließlich auf dem Diwan nieder, der mit cremefarbenem Damast bespannt war. Sie wusste nur zu gut, dass sie darauf ein nahezu göttliches Bild abgeben würde.
»Was weißt du nicht?«
»Vielleicht war es Lady Sharpe selbst. Die Frau ist nicht auf den Kopf gefallen.«
Der Mann schnaubte spöttisch. »Die Spy Mistress!«, spie er aus. »Die hat doch keine Ahnung, was wirklich gespielt wird. Wahrscheinlich hat sie ihre Leute unter den Betten sämtlicher Österreicher verstaut, weil sie glaubt, die Morde wären eine ausländische Provokation.«
»Da wäre ich mir nicht sicher. Immerhin war sie bei Lord Adairs Ball. Sie ist nicht gerade eine Party-Lady. Lieber läuft sie in Männerkleidern herum und benimmt sich wie ein Mann. Wenn sie dort war, hat sie einen Verdacht. Vielleicht hat einer deiner Handlanger geredet?«
»Das glaube ich kaum. Meine Leute werden gut bezahlt, in diesen Zeiten gibt niemand leichtfertig die Gelegenheit auf, für wenig Arbeit und ein bisschen Schweigen an viel Geld zu kommen. Mal abgesehen von den Dingen, die nach dem großen Wandel folgen werden.«
»Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Lord Adair wird inzwischen alles in Bewegung gesetzt haben, um seine Ehre reinzuwaschen.«
»Lord Adair …« Ein böses Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. »Wo wir gerade von dem sprechen. Wann, glaubst du, ist die beste Gelegenheit, sich seiner zu entledigen?«
»Nun, in ein paar Tagen, würde ich sagen. Momentan ist schwer an ihn heranzukommen. Wie ich erfahren habe, sitzt er Tag und Nacht in seinem Büro und hat keine Zeit für irgendwelche Vergnügungen.«
»Auch nicht für die Wonnen, die ihm Lady Copper bereiten würde?«
Wissend um die Fertigkeiten ihrer Handlangerin lächelte Lady X. »Ich glaube kaum, dass die Methoden, die du bei Lord Broockston angewandt hast, bei Lord Adair fruchten werden. Er ist mit den anderen beiden nicht zu vergleichen. Ich weiß das.«
Der Mann musterte sie von Kopf bis Fuß, dann verbreiterte sich sein Lächeln. »O ja, wer, wenn nicht du? Also gut, warten wir noch ein wenig. Vielleicht fällt dir ja inzwischen eine Möglichkeit ein, ihm unser kleines Geschenk zu übergeben. Wenn er tot ist, werden wir die nächste Phase unserer Bemühungen einläuten.«
»Und was ist mit der vierten Säule?«
»Oh, um die habe ich mich bereits gekümmert.« Der Mann prostete Lady X zu.
13. Kapitel
Diesmal fanden sie den Weg zu John Borneman allein. Die Falle in ihrer Tasche schien mit jeder Minute, die Violet sie bei sich trug, immer schwerer zu werden. Wenn sie doch dieses gefährliche Tier bloß schon los wäre!
Glücklicherweise war der Professor in seinem Büro. Erstaunt starrte er Violet an, als sie auf sein »Herein!« hin durch die Tür trat.
»Guten Tag, Herr Professor«, sagte Violet, zog die Spinnenfalle aus der Tasche und stellte sie neben ein Buch mit der Aufschrift Spiders of Australia, in dem Borneman offenbar gerade geblättert hatte. »Ich habe zwar geglaubt, dass ich Sie nicht so schnell wieder stören muss, aber leider bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Lady Violet!« Borneman erhob sich von seinem Stuhl. Diesmal trug er ein braunes Glencheck-Jackett mit Lederflicken an den Unterarmen. Entweder kam er gerade von einer Besprechung oder von einer der Führungen, die die Professoren für besondere Gäste manchmal persönlich übernahmen. Eine galante Bemerkung zu ihrem Namen sparte er sich diesmal, stattdessen fragte er: »Was kann ich für Sie tun? Haben Sie wieder einen bemerkenswerten Fund gemacht?«
Violet nickte, dann sah sie zur Spinnenfalle hinüber. Noch immer leuchtete die Lampe rot, was Violet zugleich erleichterte und erstaunte, denn sie hätte nicht gedacht, dass das elektrische Kraftfeld so lange durchhalten würde.
»Wo haben Sie die her?«, fragte Borneman entsetzt. »Und was ist das für ein Gerät?«
»Meine Spinnenfalle. Glücklicherweise habe ich sie kürzlich entwickelt, sonst wäre ich womöglich nicht mehr am Leben.«
Borneman holte ein großes Glas und stellte es mit zitternden Fingern auf den Tisch.
Violet entriegelte die Tür der Falle, und nach kurzem Schütteln purzelte die Giftspinne heraus. Kaum auf dem Boden angekommen stellte sie sich blitzschnell wieder auf ihre acht Beine und versuchte nach oben zu krabbeln. Auch ohne Ahnung von
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