Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
Vom Netzwerk:
nicht vor Grauen zu schütteln. »Und wie viele Spinnen hat so ein Wurf?« Ein besseres Wort wollte ihr dafür nicht einfallen.
    »Ein Kokon«, sagte der Forscher, »kann zehn bis zwanzig Junge beherbergen.«
    »Ach du Schande!«, platzte es im Hintergrund aus Alfred heraus. »Das hieße ja, dass dieser Verrückte über zwanzig weitere Giftspinnen verfugt. Und wenn die sich vermehren …«
    Violet sah ihn an und schüttelte den Kopf. Borneman war schon niedergeschlagen genug, da musste er nicht noch einen draufsetzen.
    »Das alles wollte ich nicht«, murmelte Borneman. »Ich wollte niemandem schaden, immerhin bin ich Forscher, und unser Institut braucht das Geld dringend …«
    Was würde jetzt mit ihm geschehen? Violet war kein Polizist, sie konnte ihn schlecht festnehmen. Und eigentlich hatte er das auch nicht verdient. Dafür, dass er gegen das Züchtungsgesetz verstoßen hatte, musste er natürlich bestraft werden, doch Leichtgläubigkeit, die offenbar auch bei klugen Köpfen vorkam, stand als Tatbestand in keinem Strafgesetzbuch.
    Und Violet glaubte ihm auch, dass er aus wissenschaftlicher Neugier heraus, vielleicht auch aus Geldgier gehandelt hatte, aber nicht in der Absicht, Menschen zu töten.
    »Eine letzte Frage habe ich noch, Professor.«
    Borneman nickte niedergeschlagen.
    »Können Sie mir den Mann beschreiben, der Ihnen die Spinnen abgekauft hat?«
    »Er trug einen dunklen Mantel und einen Zylinder, der sein Gesicht vollkommen überschattet hat«, entgegnete er nach kurzem Überlegen. »Wir haben uns nicht hier getroffen, sondern meist in recht dunklen Ecken. Er hatte darauf bestanden.«
    Wer macht schon Geschäfte mit einem schwarzbemäntelten Zylindermann! Beinahe jeder Mann konnte hinter solch einer Maskerade stecken! Violet schluckte den kleinen Fluch hinunter, der ihr auf den Lippen lag, und sagte stattdessen, so sanft sie konnte: »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Professor. Ich werde die Polizei nicht rufen, es liegt an Ihnen, was Sie tun werden. Doch Sie sollten sich vor Augen halten, dass Ihre Schöpfung Menschen tötet. Ich würde es wirklich begrüßen, wenn Sie sich stellen und der Polizei helfen würden, Ihren seltsamen Naturfreund zu finden.«
    Damit wandte sie sich um und bedeutete Alfred, dass sie gehen würden.
    Am Nachmittag blieb Violet nichts anderes übrig, als mit ihrer Mutter zu Lady Sissleby zu fahren, einer alten Freundin der Familie. Agnes Sissleby war seit zwei Jahren verwitwet, was ihrem Einfluss allerdings keinen Abbruch tat. Zwar konnte sie nicht mehr auf ihren Ehemann, der eine wichtige Stellung im House of Lords eingenommen hatte, einwirken, aber ihre Kontakte waren dennoch sehr weitreichend und ihr Ansehen war sehr hoch. Wen sie zu sich einlud, der konnte sich als von allen Sünden reingewaschen betrachten – jedenfalls im gesellschaftlichen Sinne.
    Missmutig blickte Violet durch das Kutschenfenster. Das Taftkleid, das sie auf Wunsch der Mutter trug, kratzte am Hals und an den Handgelenken, außerdem hatte dafür das Korsett ziemlich eng geschnürt werden müssen, sodass sie beim Sitzen kaum noch Luft bekam.
    Doch Luft war in den Augen der Gesellschaft ebenso entbehrlich für junge Aristokratinnen wie Gedanken oder Bücher.
    Die Zeit könnte ich besser nutzen, ging es Violet durch den Kopf. Doch sie wusste, dass der Besuch sehr wichtig war. Durch den Tod Lord Stantons war ein Schatten auf Adair House gefallen. Diesen mussten sie bis zu ihrem Debüt auf dem Weihnachtsball loswerden, sonst würden sich ihre Chancen, einen reichen und gut situierten Ehemann zu finden, deutlich verringern.
    Violets Einwand, dass sie ja erst am Weihnachtstag achtzehn wurde und damit noch gut ein Jahr Zeit hätte, hatte ihre Mutter nicht gelten lassen. Offenbar hatte sie es sehr eilig, sie zu verheiraten.
    »Violet, ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass dieser Besuch sehr wichtig ist«, meldete sich Lady Emmeline zu Wort, als sie auf die London Bridge fuhren. In der Ferne konnte Violet die Schornsteine des Dampfviertels erkennen, die mit ihrem schwarzen Rauch dafür sorgten, dass auch an klaren Tagen das Sonnenlicht kaum eine Chance hatte, den Boden zu erreichen.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, hakte Emmeline nach, als Violet nicht gleich reagierte.
    »Natürlich, Mutter, der Besuch ist sehr wichtig.« Violet wandte den Blick von der grauen Themse, auf der sich heute zahlreiche Lastkähne und Jachten tummelten, ab. »Ich habe nicht vor, euch Schande zu machen. Ich werde mit sittsam

Weitere Kostenlose Bücher