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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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elektrischer Impulse durch das Haus schickte, die schließlich ein lautes Schrillen im Dienstbotentrakt auslösen würden. Wenig später erschien der Butler und nahm die Anweisung mit teilnahmsloser Miene und einem Nicken entgegen.
    »Die Sache mit Lord Stanton war wirklich schlimm, ich war schockiert, davon zu hören«, sagte Lady Agnes, als sie sich wie eine überlebensgroße schwarze Puppe auf ihre Chaiselongue drapierte.
    Lady Emmeline wurde puterrot. Offenbar hatte sie nicht erwartet, dass die Baronin gleich damit anfangen würde. »Ja, es war auch für uns ein sehr großer Schock.«
    Lady Agnes lächelte sie gewinnend an. »Keine Sorge, ich teile nicht die Ansicht einiger Hohlköpfe im Parlament, dass euch eine Schuld trifft. Ich finde es ziemlich verfehlt, zu denken, dass der Gastgeber für seine Gäste in vollem Umfang verantwortlich ist. Was auch immer Lord Stanton getötet hat, muss er sich nicht auf eurem Ball zugezogen haben.«
    Ganz recht, dachte Violet. Da sich die Kapsel erst nach einer bestimmten Zeit öffnet, muss der Mörder sie ihm an einem anderen Ort verabreicht haben.
    Wie immer, wenn sie felsenfest davon überzeugt war, recht zu haben, hätte sie ihr Wissen am liebsten gleich herausposaunt. Doch sie hielt sich zurück und faltete, wie sie es ihrer Mutter versprochen hatte, sittsam die Hände über dem Schoß.
    »Ich habe ganz furchtbare Geschichten über seinen Tod gehört«, fuhr Lady Sissleby fort. Das Vergnügen in ihren Augen erschien Violet ein wenig unangemessen, auch ihre Mutter blickte konsterniert drein. »Er soll bizarre Metallreste im Körper gehabt haben. Vielleicht hat er sogar eine Giftkapsel geschluckt.«
    »Darf ich fragen, woher Sie das wissen, Lady Sissleby?«, meldete sich Violet nun doch zu Wort.
    »Nun, eine Frau meines Standes hat gewisse Kontakte, auch zur Polizei«, gab die Baronin leichthin zurück. »Auch wenn die Leute zum Stillschweigen verpflichtet sind, tendieren sie dazu, zu tratschen. In dem Fall war es sogar der Polizeipräsident selbst, der bei der Obduktion zugegen war. Der Coroner meinte, dass es eine Giftkapsel gewesen sein könnte, allerdings wird das vor der Öffentlichkeit noch geheim gehalten, denn dieser Befund könnte zu der Schlussfolgerung führen, dass Lord Stanton freiwillig aus dem Leben geschieden ist.«
    »Selbstmord?«, flüsterte Violets Mutter entsetzt. »Aber welchen Grund sollte er gehabt haben?«
    »Nun, es gibt viele Dinge, durch die ein Mann von hohem Rang sein Ansehen ruinieren kann. Leichtfertige Frauenzimmer, Glücksspiel. Ich kenne die Stantons leider nicht gut genug, um genau zu wissen, welchem Laster das Familienoberhaupt verfallen war. Vielleicht musste er auch eine Ehrenschuld begleichen.«
    Violet kniff unmerklich die Augen zusammen. Mit der Vermutung, dass es eine Giftkapsel war, kam Lady Sissleby der Wahrheit sehr nahe. Dass sich in der Kapsel eine Spinne befunden hatte, konnte nicht einmal der Coroner wissen. Doch warum hätte sich Lord Stanton umbringen sollen? Aus den Erzählungen ihres Vaters wusste sie, dass er kein leichtfertiger Mann gewesen war. Und als sein Freund hätte ihr Vater doch sicher etwas geahnt, wenn Spielschulden oder Frauengeschichten Lord Stanton in den Ruin getrieben hätten.
    »Jedenfalls habe ich bereits begonnen, euren Namen wieder reinzuwaschen«, setzte Lady Sissleby hinzu, womit sie wohl andeuten wollte, dass sie keine weitere Diskussion über Lord Stanton wünschte. »In einem Monat wird niemand mehr über die Affäre sprechen – zumal viel größeres Augenmerk auf Lord Broockston liegt, der in Begleitung einer Dame von höchst zweifelhaftem Ruf war, als er in dem Restaurant starb. Man munkelt, er sei an einem Mittel erstickt, das seine Manneskraft ein wenig stärken sollte.«
    Als Lady Emmeline entsetzt die Augen aufriss, hielt sich Violet rasch die Hand vor den Mund. Das Gesicht war einfach göttlich!
    Inzwischen erschien der Butler mit Tee und Gebäck, was die Ladys dazu ermunterte, über Teesorten, Kuchen und die Künste ihrer Köchinnen zu philosophieren. Für Violet war jetzt nichts Brauchbares mehr dabei. Während sie auf einem Scone herumkaute, sinnierte sie über das, was Lady Sissleby über die beiden Männer gesagt hatte. Was Broockston anging, lag sie ja total falsch! Aber woher sollte der Polizeichef das auch wissen, wenn sie die Kapsel in ihrem Besitz hatte. Oder besser: gehabt hatte, bevor der Zeitzünder ausgelöst worden war und so die Kapsel gesprengt hatte.
    Da sich die beiden

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