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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Frauen bald angeregt über die neueste Mode und den aktuellen Klatsch unterhielten und sie gar nicht mehr zu bemerken schienen, nutzte Violet die Gelegenheit, um aus dem Salon zu schlüpfen. Wo das luxuriös eingerichtete Badezimmer war, wusste sie, allerdings zog es sie nicht dorthin. Vielmehr wollte sie die Gelegenheit nutzen und sich ein wenig im Haus umsehen.
    Es hieß, dass sich Lady Sissleby ebenfalls mit Erfindungen beschäftigte. Ob das mehr als ein Gerücht war, wusste Violet nicht, doch solche Informationen hatten meist einen wahren Kern.
    Bei ihrem Einfluss und ihren Kontakten lief sie nicht Gefahr, jemand in der Academy könnte über sie lachen, dachte Violet ein wenig grollend, dann packte die Neugier sie. Womit sich Lady Agnes wohl beschäftigte? Mit Mechanik? Mit Dampftechnik? Mit Tesla-Energie? Wo sie wohl ihr Laboratorium eingerichtet hatte? Doch bestimmt nicht in Southwark oder im East End. Bestimmt befand es sich hier im Haus – bei den Sicherungsvorrichtungen. Lady Sissleby wäre dumm, das nicht zu nutzen!
    Da sie wusste, dass sich im Keller die Küche, die Speisekammer, die Waschküche und das Dienstbotenzimmer befanden und dass es ausgeschlossen war, dass die elegante Lady Agnes in einer Dachkammer arbeitete, entschied sich Violet, die Räume im ersten Stock unter die Lupe zu nehmen.
    Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinauf und warf dabei einen kurzen Blick auf das Porträt des verstorbenen Lord Sissleby, der in würdevoller Haltung auf die Besucher herabblickte.
    Woran ist der noch mal gestorben? Violet konnte sich dunkel erinnern, dass er irgendwann einmal bei ihrer Familie zu Gast gewesen war, doch mehr als ein schemenhaftes Bild war bei ihr nicht hängen geblieben.
    Oben angekommen wusste sie zunächst nicht, wohin sie sich zuerst wenden sollte. Die Türen zu ihrer Rechten oder zu ihrer Linken? Vielleicht sollte ich mir eine nach der anderen vornehmen, dachte Violet, auch auf die Gefahr hin, dass ich in der Kleiderkammer lande.
    Tatsächlich befand sich hinter der ersten Tür, die sie öffnete, eine Art Ankleidezimmer, in dem zahlreiche Kleider auf Ständern aufgereiht waren.
    Also die nächste Tür.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte eine sanfte Männerstimme, gefolgt vom Zuklappen einer Tür.
    Violet wirbelte ertappt herum. »Ich ..« Die Stimme blieb ihr im Hals stecken, als sie sah, wer sie erwischt hatte.
    Der Mann mit der Augenklappe! Hatte er bereits von Weitem ein interessantes Bild abgegeben, wirkte er von Nahem ungemein anziehend.
    Violet wurde abwechselnd heiß und kalt, ihre Wangen glühten wie zwei Herdplatten.
    »Ich … ich wollte mich … nur ein wenig umsehen.«
    Ein Lächeln umspielte die sanft geschwungenen Lippen des Fremden. Erst jetzt bemerkte Violet, dass das eine Auge silbergrau war, beinahe so hell wie seine Haarsträhne, die sich von seinem Scheitel über die linke Kopfhälfte zog.
    Was war dem Mann zugestoßen, dass er diese Strähne bekommen hatte? Wenn sie sich nicht arg verschätzte, war er bestenfalls Mitte zwanzig – eindeutig zu jung.
    »Umsehen?«, riss der Fremde sie aus ihren Gedanken. »In den privaten Räumen von Lady Sissleby?« Das Lächeln des Mannes verbreiterte sich. »Sie gehören zum Besuch, den sie vorhin empfangen hat, stimmt’s? Lady Adair, nehme ich an.«
    »Ja, ich bin die Tochter von Lady Emmeline. Und wer sind Sie?«
    »Hieronymus Black.« Der Mann machte eine galante Verbeugung. »Früher einmal General Hieronymus Black, aber ich habe vor einiger Zeit meinen Dienst quittiert.«
    »Und da tragen Sie noch immer die Uniform?«, platzte es aus Violet heraus, was sie augenblicklich bereute. Es ging sie nichts an und …
    Womöglich stand sie vor dem Mann, der für die Morde an Lord Stanton und Lord Broockston verantwortlich war!
    »Es ist eine lieb gewonnene Gewohnheit. Außerdem habe ich einen Schwur abgelegt.«
    »Einen Schwur?«
    Black nickte. »Ich werde die Uniform erst dann ablegen, wenn …«
    Plötzlich stockte er. Ein dunkler Schatten zog über sein Gesicht.
    »Ich glaube, Sie sollten wieder zu Lady Sissleby zurückkehren. Sie wird Ihre Anwesenheit sicher schon vermissen.«
    »Das glaube ich kaum«, entgegnete Violet unsicher lächelnd. »Sie unterhält sich bestens mit meiner Mutter. Allerdings sind ihre Themen nicht die, für die ich mich interessiere.«
    »Und für welche Themen interessieren Sie sich?«, fragte Black mit einem liebenswürdigen Lächeln, das den Schatten allerdings nicht vertreiben konnte. Etwas

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