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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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diskret unter der alten Fassade versteckt waren. Vergeblich hielt man Ausschau nach Abluftschächten und Fenstersicherungsgittern, die automatisch heruntergefahren werden konnten. Natürlich gab es all diese technischen Vorrichtungen, allerdings waren sie geschickt hinter rankenverzierten Blenden verborgen, die Uneingeweihte für nichts anderes als Zierrat halten würden.
    Die Kutsche hielt vor der breiten Treppe, an der nur wenige Augenblicke später der schwarz gekleidete Butler des Hauses erschien.
    James Thompson war ein recht humorloser, blasser Mann mit Halbglatze, der meist so steif dastand, dass man ihn für ein Möbelstück halten konnte. Seit über vierzig Jahren versah er schon seinen Dienst bei den Sisslebys, makellos wie eine Maschine. Abgesehen davon, dass es keine Tochter des Hauses gab, würde er sich bestimmt niemals bereit erklären, eine solche bei nächtlichen Aktivitäten zu unterstützen. Allerdings saßen ihm auch keine chinesischen Verbrecher im Nacken. »Willkommen, Lady Emmeline und Lady Violet«, begrüßte Thompson sie, nachdem er den Kutschenschlag geöffnet hatte. »Lady Sissleby erwartet Sie bereits im Salon.«
    Nachdem er ihnen beim Aussteigen geholfen hatte, geleitete der Butler sie in die prächtig ausgestattete Eingangshalle, die von einer breiten Treppe beherrscht wurde. Ringsherum glänzte und funkelte es. Schwere goldene Bilderrahmen wetteiferten mit kunstvoll verzierten Gittern, hinter denen sich eine moderne dampfbetriebene Heizungsanlage verbarg. Ein leises Summen erfüllt die Luft. Die Küchenmaschine der Sisslebys läuft wesentlich leiser als unsere, registrierte Violet, als der Butler ihnen die Mäntel abnahm. Ich sollte irgendwas tun, damit unsere Bediensteten nicht noch taub werden von der alten Stromburgh.
    Durch einen mit zahllosen Bildern und Jagdtrophäen geschmückten Korridor brachte der Butler sie schließlich zur Tür des Salons, wo er die beiden Besucherinnen ankündigte.
    Violet bemerkte den neidischen Blick ihrer Mutter auf die Tür, deren bleigefasstes Glas ein wunderschönes rotes Blütenmuster zeigte.
    »Lady Sissleby wird Sie nun empfangen«, sagte der Butler, während er die Türflügel zur Seite schob.
    Agnes Sissleby thronte wie eine Königin auf ihrer mit rot-weißer Seide bespannten Chaiselongue. Ihr feuerrotes Haar war im Nacken zusammengesteckt und unter einer schwarzen Witwenhaube verborgen. Schwarz war auch das Nachmittagskleid, das sie trug, allerdings funkelten Tausende Perlen auf dem Stoff, und die Spitze, mit der Ausschnitt und Ärmel verziert waren, stammte gewiss aus Brüssel.
    Als Violet und ihre Mutter eintraten, erhob sie sich elegant und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu.
    »Meine liebe Emmeline! Ich freue mich, dich wiederzusehen!«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, liebe Agnes«, entgegnete ihre Mutter, woraufhin sich die beiden Frauen umarmten.
    Violet fiel ein, dass sie Lady Sissleby nicht auf dem Ball gesehen hatte. Dass man sie nicht eingeladen hatte, konnte sie sich kaum vorstellen. Wahrscheinlich hatte sie an jenem Abend Besseres zu tun gehabt, als sich auf einem Ball zu langweilen.
    Lady Sissleby mochte vielleicht eine der angesehensten und mächtigsten Frauen von ganz England sein, dennoch kursierten unter den Dienstboten Geschichten über sie. Geschichten, die besagten, dass sie sich hin und wieder einen jungen Liebhaber gönnte. Geschichten, die Violet nicht kennen würde, wenn sie nicht, wie ihre Mutter sagte, beinahe freundschaftlich mit dem Personal reden würde.
    »Ah, und da ist ja auch unsere kleine Violet!«
    Ehe sie es sich versah, griff Lady Sissleby nach ihren Händen und zog sie einmal nach links und einmal nach rechts, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Der Duft von Rosenparfüm stieg Violet dabei eine Spur zu aufdringlich in die Nase.
    »Was für ein großes, schönes Mädchen sie doch geworden ist, beinahe schon eine Frau! Sie hat Reginalds energisches Kinn und seine scharf geschnittene Nase, aber deine wunderschönen Augen und Lippen. Ich glaube kaum, dass sie in der bevorstehenden Saison das Mauerblümchen sein wird.«
    Das schien ihre Mutter ungemein zu erleichtern und zu erfreuen, während es Violet herzlich egal war. Doch ihrer Mutter und Lady Agnes zuliebe tat sie geschmeichelt und senkte scheu den Blick.
    »Nun, dann setzt euch, ich werde Thompson Bescheid geben, dass er Tee und Gebäck bringen soll.« Damit zog sie an dem Klingelseil, das über einen Schaltmechanismus eine Zahl

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