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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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unternehmen.
    »Ich bin vorhin einem sehr freundlichen Gentleman begegnet«, begann Violet, nachdem sie sich noch einmal zur Tür umgesehen hatte. »Er stellte sich mir als Hieronymus Black vor.«
    Lady Sisslebys Augenbrauen zuckten kurz in die Höhe. »Hat mein Neffe sein Zimmer mal verlassen?«, entgegnete sie und griff nach ihrer Teetasse. »Er ist ein richtiges Arbeitstier, kommt nur dann und wann mal raus. Die Zeit bei der Armee hat aus dem armen Jungen einen verschlossenen Eigenbrötler gemacht. Wo waren wir gleich, Lady Emmeline?«
    »Bei der Planung des Debüts meiner Tochter«, half Violets Mutter, die Blacks Auftauchen nicht zu interessieren schien, der Baronin auf die Sprünge.
    »Ach ja, richtig. Ich glaube, es wird da kein Problem geben. Trotz des Vorfalls sind die Adairs immer noch eine hoch angesehene Familie. In ein paar Monaten spricht niemand mehr über diesen unerfreulichen Vorfall.«
    Warum schiebt sie das Thema einfach beiseite, fragte sich Violet, während sich die beiden Frauen munter über das Prozedere der Vorstellung vor der Königin unterhielten. Sie selbst interessierte das wenig. Wieder und wieder ging sie die Begegnung mit Black durch, und bei jedem Mal fand sie ihn nur noch anziehender. Gut, ein Meuchelmörder war er nicht, aber was hatte es mit dem Schwur auf sich? Und was meinte Lady Sissleby damit, dass ihn die Militärzeit zu einem Einsiedler gemacht hatte? Warum war er nicht bei seiner Kompanie?
    Diese Fragen beschäftigten sie, bis ihre Mutter es schließlich für angebracht hielt, sich zu verabschieden. Inzwischen wurden draußen die Gaslaternen angezündet; Dienstmädchen eilten mit den letzten Besorgungen zu ihren Häusern zurück. Schon bald würde der Himmel sein graues Nachmittagskleid gegen eine tiefschwarze Abendrobe austauschen.
    »Nochmals vielen Dank dafür, dass Sie uns empfangen haben«, sagte ihre Mutter beim Abschied. »Und dass Sie ein gutes Wort für Violet einlegen.«
    Lady Sisslebys Blick traf Violet. »Keine Ursache, Ihre Tochter ist ein ganz reizendes Mädchen. Es wird mir eine Ehre sein, als Debütpatin für sie zu fungieren.«
    Lady Emmeline schwebte geradezu auf Wolken, als sie zur Kutsche zurückkehrten. Violet hingegen konnte ihre Gedanken nicht von dem jungen Mann losbekommen. Trotz der Augenklappe war er wirklich gut aussehend; je länger sie über ihn nachdachte, desto mehr Details kamen ihr in den Sinn. Der Schwung der Brauen, die Form seines Nasenrückens und seine langen Hände …
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, riss die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Gedanken.
    »Entschuldige, Mutter, was hast du gesagt?«
    Lady Emmeline schüttelte den Kopf. »Ich hoffe sehr, dass der Unterricht bei Lady Agnes etwas bringt. Du wirkst manchmal so unkonzentriert.«
    Dass das nicht stimmte und sie sich vielmehr auf Dinge konzentrierte, von denen ihre Mutter nichts wusste, verriet sie ihr nicht.
    Bei ihrer Rückkehr war Violet immer noch ganz durcheinander. Der junge Mann mit der Augenklappe ging ihr nicht aus dem Sinn. Als Alfred ihr einen Becher heiße Schokolade brachte, sah sie ihre Chance gekommen.
    »Was wissen Sie über einen gewissen Hieronymus Black?«, fragte sie, während sie ihre Beine unruhig über die Bettkante baumeln ließ.
    Alfreds Körper versteifte sich, dann stellte er das Tablett auf der Anrichte ab. »Er ist einer der jüngsten Generäle, die die englische Infanterie hat. Stationiert war er in Indien, bis es dort zu einem folgenschweren Vorfall kam …«
    »Erzählen Sie weiter, Alfred, was für ein Vorfall?«, hakte Violet nach, als der Butler stockte.
    »Es hat eine Explosion gegeben. Genaueres weiß ich nicht, aber es wäre kein Problem, etwas darüber herauszufinden.«
    »Tun Sie das!«, sagte Violet, während sie sich vom Bett schwang und sich ihre Notizen holte, um sich ein wenig von Black und seinem trotz der Augenklappe wunderschönen Gesicht abzulenken.
     

14. Kapitel
     
    Ganz Belgravia war an diesem Morgen in Aufruhr. Allerdings nicht, weil es einen neuerlichen Mordfall gegeben hätte. Die Dienstboten auf den Straßen und die Herrschaften in den Fenstern reckten ihre Köpfe gen Himmel, um das bedeutendste Wunderwerk der Königlichen Luftflotte bewundern zu können. Die Queen Victoria, das größte Personenluftschiff Englands, kehrte von einer Reise nach Kanada und Indien zurück, an Bord niemand Geringeres als Königin Victoria selbst, die wie in jedem Jahr ihren Kronkolonien einen Besuch abgestattet hatte.
    Auch Violet war

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