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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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acht
Großmütter.“
    „Beneidenswert!“ rief Klößchen. „Im
übrigen ist das die Lösung. Vielweiberei führt zu vielen Großmüttern, und die
Enkel werden mit Schokolade überhäuft. Wieviel Pralinen konnte Mustafa auf
einen Sitz wegputzen, beziehungsweise wieviele 100-Gramm-Tafeln Schoko?“
    „Er hat nie Schokolade gegessen“,
erwiderte Tim. „In seinem zivilisations-fernen Dorf gab’s sowas nicht. Auch
kein fließend Wasser, nicht mal elektrisches Licht.“
    „Typisch!“ nickte Klößchen. „Hausen wie
die Wilden, aber jeder Mann hat vier Frauen. Was für eine Verschwendung von
Großmüttern!“

9. Geständnis unter Tränen
     
    Gundhammer Weg 41 war ein lieblos
erbauter Menschensilo, unterteilt in zahllose Klein-Wohnungen. An der weit
geöffneten Eingangstür hing ein Schild TÜR SCHLIESSEN.
    Jutta Frey wohnte im Erdgeschoß. Sie öffnete,
nachdem Glockner geklingelt hatte, erkannte die TKKG-Bande hinter dem Kommissar
und wußte offensichtlich nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Sieht aus wie das leibhaftige schlechte
Gewissen, dachte Tim. Wahrscheinlich schämt sie sich ihrer Schwiegermutter.
    „Frau Jutta Frey?“ fragte Glockner,
stellte sich vor, als sie bejahte, und zeigte seine Dienstmarke.
    Sie schien mit Polizeibesuch gerechnet
zu haben, nickte nur, trat zur Seite und ließ alle herein. Im Wohnraum, wo sie
zu sechst kaum Platz hatten, stand ein Aschenbecher auf dem Tisch.
    Tims Blick richtete sich auf ein halbes
Dutzend Sargnagel-Reste, das seine Vorarbeit für Lungenkrebs bereits geleistet
hatte, jetzt kalt und ausgedrückt vor sich hinstank und auf den letzten Weg in
den Abfalleimer wartete. Es handelte sich nicht um die Reste von Zigaretten,
sondern um zigarrenfarbene Zigarillo-Stumpen.
    Exakt so einen Bronchien-Torpedo,
dachte Tim, hat die italienische Schwiegermutter gepafft. War sie also hier!
Oder ist sie noch anwesend — und horcht nebenan an der Tür?
    Glockner sah die Frau prüfend an.
    Ihr Blick wich aus.
    „Wie steht es um Ihre kleine Tochter,
Frau Frey?“
    „Nicole... ist über den Berg. Aber ich
darf noch nicht zu ihr.“
    „Sie hat Pralinen gegessen aus der
Schachtel ,Süßer Gruß’. Sie wissen, Frau Frey, was an Ihrem Arbeitsplatz los
ist?“
    Jutta Frey nickte. Sie schlug den Blick
nieder, und ihr Mund begann zu zittern.
    „Weder Sie noch Ihre Kolleginnen an den
Kassen haben die Pralinen-Schachtel verkauft. Aber Ihre Schwiegermutter — von
der wir bislang nur wissen, daß sie mit Vornamen Carina heißt — sie hat die
Schachtel gestohlen. Sie wurde dabei von einem meiner jungen Freunde
beobachtet. Ich nehme an, Sie wissen das alles.“
    Klößchen war einen Schritt vorgerückt.
Er drückte die Brust raus und setzte eine Miene auf, als erwarte er Beifall.
    „Ja“, hauchte Jutta. Ihre Augen füllten
sich mit Tränen. „Es... es... war ein furchtbares Versehen. Daß Carina meiner
Tochter die Pralinen gegeben hat. Bitte, glauben Sie mir! Ich wußte nicht, daß
Carina stiehlt.“
    „Wo befindet sich Ihre
Schwiegermutter?“
    „Sie ist nicht mehr da. Sie hat gleich
begriffen, daß sie Schwierigkeiten kriegen wird, und ist nach Italien
zurückgereist.“
    „Wann?“
    „Etwa vor einer Stunde.“
    „Wie reist sie? Flugzeug, Bahn, eigener
Wagen?“
    „Sie kam mit einer Linienmaschine. Von
einem Taxi hat sie sich vorhin zum Flughafen bringen lassen. Aber sie wußte
nicht, ob in der nächsten Maschine ein Platz frei ist. Eventuell wollte sie
dann mit der Bahn reisen.“
    „Naja“, murmelte Glockner. „Wegen eines
Ladendiebstahls kann ich nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Sagen Sie
mir die volle Adresse der Frau!“
    „Carina Tegati. Sie wohnt in
Isoputavabella, Via Maledetto elf.“
    „Was?“ rief Klößchen. „In Isoputa...
Das ist ja wie ein Kulturaustausch zwischen befreundeten Städten. Isoputa
kriegt uns — edelstes Schülermaterial mit guten teutonischen (deutschen) Eigenschaften. Und wer kommt im Gegenzug? Eine diebische Groß- und
Schwiegermutter, die aus Versehen beinahe ihr Enkelkind umbringt.“
    Grinsend sah er seine Freunde an.
    Niemand lachte.
    „Wenn der Tod im Spiel ist, Willi“,
sagte Tim durch die Zähne, „läßt du deine Witze gefälligst unter Verschluß.
Bemerkenswert ist es indessen schon, daß Carina Tegati ausgerechnet dort wohnt.
Wir könnten...“
    Erschrocken hielt er inne.
    Was war mit der Frau los?
    Bei Jutta Frey schienen plötzlich die
Sicherungen durchzubrennen. Die mürrische Kühle, mit der sie sich

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