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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gepanzert
hatte, zerbröckelte wie trockner Kuchen. Der Mund verzog sich zu einem
Heul-Schlitz, die Augen wurden für einen Moment ganz dick, ehe die Tränenflut
herausschwappte. Schnüffelnd und schluchzend schlug Jutta die Hände vors
Gesicht, krallte dann eine Hand in die Frisur und begann zu rupfen, zu reißen —
als wollte sie sich lebendigen Leibes skalpieren.
    Es sah schrecklich aus.
    Selbst der Kommissar war für einen
Moment verstört und zögerte mit seinem Trost.
    „Ich... ich...“, greinte Jutta. „Ich...
bin schuldig. Nur ich! Ich! Ich! Aber... das... das Schicksal schlägt zurück.
Wenn... Nicole gestorben wäre, hätte ich... ich... ich...“
    Sie verschluckte sich an einem weiteren
,ich’, von dem sie offenbar angeekelt war.
    Nach kurzem Würgen und Husten stieß sie
hervor: „Hätte ich... ihren Tod verursacht. Weil ich die Pralinen vergiftet
habe. Ich! Ich war’s.“
    Pfh! dachte Tim. Das ist der Hammer des
Tages! Habe ich mich nun verhört? Hängt bei Mausgesicht die graue Masse auf
null? Oder schluchzt sie die Wahrheit raus — und ist personengleich mit dem
Wuhlwörs-Erpresser?
    „Wollen Sie damit sagen“, fragte
Glockner, „daß Sie den Erpresser-Brief verfaßt und die vergifteten Pralinen in
der Süßwaren-Abteilung versteckt haben?“
    „Ja“, schluchzte sie durch die Finger.
Sie nahm die Hände nicht vom Gesicht. Zu groß war die Scham.
    „Dann muß ich Sie bitten, mich zum
Präsidium zu begleiten“, sagte Glockner.
     
    *
     
    Später; als Jutta Frey von Kommissar
Glockner zum Untersuchungsrichter gebracht wurde, wartete die TKKG-Bande in
seinem Büro.
    Von der Verblüffung hatten sich alle
erholt. Klößchen meinte, dieser deutsch-italienische Familienrest sei ja wie
eine Schlangengrube — eine Weibsperson schlimmer als die andere. Hoffnung
bestehe wohl nur für Nicole, weil die in ihrem zarten Alter hinsichtlich der
Charakterbildung zum Guten noch alles drin habe.
    „Wie läuft denn das eigentlich“, meinte
er, „wenn die Frey in den Knast muß? Darf ihre Tochter mit, oder kommt sie zu
Pflegeeltern?“
    Glockner, der in diesem Moment
zurückkam, hatte die Frage gehört.
    „Für Nicole sorgt ein Vormund“,
erklärte er, „falls Jutta Frey verurteilt wird. Aber damit rechne ich nicht.
Sie hat freiwillig gestanden, obschon sie noch nicht unter Druck war. Das
Kaufhaus hat keinen Schaden erlitten, und der Fluch der bösen Tat ist
schicksalhafterweise wie ein Bumerang auf Jutta Frey zurückgekommen. Als Strafe
mag das genug sein, wird das Gericht sicherlich befinden. Damit müßte man die
Strafe zur Bewährung aussetzen. Ich bin sicher, daß Jutta Frey sowas nicht
wieder tut.“
    „Weshalb hat sie’s denn überhaupt
gemacht?“ fragte Gaby und pustete gegen ihren Pony. „Nur wegen der Kohle?“
    „Sie bildet sich ein, sie sei es Nicole
schuldig, ihr materiell (wirtschaftlich) was zu bieten. Eben jene Dinge,
die man nur für Geld — für viel Geld — bekommt. Daß man Nestwärme und Liebe
nicht kaufen kann, das begreift sie jetzt erst. Jedenfalls wollte sie das Geld
nicht für sich, sondern nur für Nicole.“
    „Dann ist ja da noch ein gutes Korn im
schlechten Brei“, meinte Gaby.
    Glockner setzte sich hinter seinen
Schreibtisch, sah einen nach dem andern an und schob die Brauen zusammen.
    „Morgen mittag“, sagte er, „brecht ihr
also nach Italien auf, in Begleitung zweier Mütter — die euch, wenn ihr vom
Hafer gestochen werdet, nicht gewachsen sind. Beide Damen sind ansehnlich und
apart. Wahrscheinlich werden einige Papagalli (Flirt-Abenteurer) versuchen,
sie anzumachen. Sollte es zu Aufdringlichkeiten kommen, meine Herren, sind die
drei Damen auf euren Schutz angewiesen.“
    „Da können Sie sich voll auf uns
verlassen“, sagte Tim. „Ich möchte nicht der Papagallo sein, der Ihre Frau,
meine Mutter oder Gaby belästigt.“
    „Da werden wir zum rasenden Teutonen (Germanen)“, nickte Klößchen, „und kennen keine Rücksicht auf unser Gastland.“
    „Gerade um eine besondere Rücksicht
aufs Gastland möchte ich euch aber ersuchen“, hakte Glockner ein. „Denn dir,
Tim, sehe ich an der Nasenspitze an, in welche Richtung sich deine Gedanken
bewegen. Im geistigen Hinterstübchen planst du doch schon, mal in der Via
Maledetto vorbeizuschauen.“
    Tim grinste. „Naja. Als Tourist eben.
Ich besichtige gern alles und nicht nur den Strand.“
    „Diese Carina Tegati“, sagte Glockner,
„ist eine Ladendiebin. Ob sie gewohnheitsmäßig stiehlt, oder ob es

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