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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Mitteilung
des Kidnappers verfaßt?“ fragte er. „Auf deutsch oder italienisch?“
    „Auf deutsch. Aber fehlerhaft. Einige
Worte waren verstümmelt. Deswegen haben wir uns schon Gedanken gemacht.
Vielleicht spricht der Kidnapper nur gebrochen deutsch — so eine Art Gastarbeiter-Deutsch.
Oder er fand nicht die richtigen Silben in der Zeitung.“
    Für einen Moment schwiegen alle.
    Melissa hatte ihre Lidschatten
aufgefrischt und schluchzte nicht mehr.
    „Wir werden jetzt weiter suchen“, sagte
Hugo. „Wir fahren kreuz und quer durch die Stadt. Es ist sicherlich nutzlos.
Aber man kann einfach nicht anders. Man hält es zu Hause nicht aus.“
    Das konnte jeder nachfühlen. Keiner
sagte etwas. Es wäre platt gewesen, diesen leidgeprüften Eltern Glück zu
wünschen bei ihrer Suche.
    Die Weineackels verabschiedeten sich
und fuhren weiter.
    Klößchen stieß Tim mit dem Ellbogen an.
    „Findest du nicht auch“, meinte er,
„für die kurze Zeit, die wir hier sind, ist schon ziemlich viel los.
     
    *
     
    Es bedeutete nichts Gutes, wenn man zum
Chef gerufen wurde.
    Bruno Buzzati wußte das. Er war
Taxifahrer, ein gemütlicher Papa-Typ mit Spaghetti-Bauch und rundem Gesicht.
    Jetzt, am späten Nachmittag, hatte er
Herzklopfen. Und ein bißchen Angstschweiß perlte auf seiner Stirn.
    Zögernd lenkte er sein Taxi durch die
Via Aurelia.
    Ganz am Ende bewohnte der Chef einen
schicken Bungalow. Im Vorgarten blühten seltene Blumen; und der
schmiedeeiserne, hohe Zaun war mit Goldbronze lackiert.
    Bruno läutete an der Tür.
    Neben der Klingel war das Namensschild
angebracht: Günter Fritz Unwärth.
    Der Chef war Deutscher.
    Bruno hatte vor Jahren in Frankfurt
gearbeitet und gute Erfahrungen gemacht. Aber Unwärth war anders als die Leute,
die er damals kennenlernte. Unwärth duldete keinen Widerspruch und war so
rücksichtslos wie ein Mafia-Boss.
    Er lebte allein. Deshalb kam er jetzt
selbst an die Tür.
    „Komm rein, Bruno!“ befahl er durch die
Goldkronen, unter denen er seine Zähne versteckte.
    Er ging voran in einen hellen Wohnraum,
der rückseitig lag und riesenhaft war. Die luxuriöse Einrichtung verriet wenig
Geschmack.
    Es gab eine Hausbar mit fünf Hockern
davor. Unwärth war gerade dabei, sich einen Cocktail zu mixen. Für die nächsten
Augenblicke nahm ihn das ganz in Anspruch.
    Bruno blieb auf dem weißen Teppich
stehen und hoffte, daß seine Schuhe sauber seien. Ihm wurde kein Platz
angeboten. Unwärth schien ihn für einen Moment zu vergessen.
    Ohne sich zu bewegen, blickte Bruno
umher.
    All diese Kostbarkeiten! Aber nicht ein
Stück, dachte er, ist auf ehrliche Weise erworben. Jedenfalls hat er alles mit
schmutzigem Geld bezahlt.
    Unwärth goß den Cocktail aus dem
Mixbecher in ein bauchiges Glas, schnüffelte daran und kostete.
    Er war groß, knochig und etwa 40 Jahre
alt. Heute trug er einen weißen Leinenanzug, dessen Rücken zerknittert war —
doch das gilt ja als schick bei Leinen und Seide.
    Dem schmalen Raubvogelgesicht schien
ein Farbstoff zu fehlen. Es bräunte nicht, sondern blieb — trotz südlicher
Sonne — fahl und grau. Unwärths Augen lagen so tief in den Höhlen, daß sie
dunkel wirkten. Aber in seinem Reisepaß stand, er habe graue Augen.
    Jetzt wandte er sich um.
    „Wie ich von Massimo höre, fängst du
an, Schwierigkeiten zu machen, Bruno. Das höre ich nicht gern.“
    Bruno nahm sein Herz in die Hände. „Ich
mache keine Schwierigkeiten, Chef. Aber ich will aufhören. Aussteigen. Die
Schulden habe ich bezahlt. Mein Taxi ernährt mich. Ich will die...
Nebeneinnahmen nicht mehr.“
    „Aussteigen?“ Unwärth schüttelte den
Kopf. „Bist du so naiv? In meiner Firma kündigt man nicht. Solange ich jemanden
brauche, setze ich ihn ein. Du hast immer zu meiner Zufriedenheit gearbeitet.
Gerade auf dich werde ich nicht verzichten. Nun überleg doch mal“, er verfiel
in kumpelhaften Ton, „so leicht wie bei mir verdienst du nie wieder einen
Anteil. Und ohne jedes Risiko. Was tust du denn? Du verkaufst mir Tips. Du
sitzt an der Quelle und nennst mir die Adressen betuchter Kunden, die du zum
Bahnhof oder zum Flughafen bringst. Weil sie für kurz oder lang verreisen — und
ihre Villen oder Wohnungen inzwischen leerstehen. Meine Leute machen dann den Einbruch,
mit dem du überhaupt nichts zu tun hast. Aber deine Kasse stimmt immer. Oder?“
    Es war zwecklos. Der Reif um Brunos
Brust wurde enger. Einmal dabei — immer dabei. Wenn er sich weigerte, würden
sie ihn fertigmachen. Wer

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