Bombe an Bord (Haie an Bord)
eigentlich? Er kannte drei: Unwärth, Massimo Alvaro
und Carlo Pratolini. Aber die Einbrecher-Bande mußte größer sein.
„Also, Bruno“, fuhr Unwärth fort, „es
bleibt alles beim alten. Ich erwarte erstklassige Tips. Wie bisher. Ach, und
noch was, bevor du gehst: Es gibt Leute, die sagen zum Schein ja. Aber heimlich
verständigen sie die Bullen. Weißt du, ich mag den hiesigen Polizeichef nicht.
Commissario Vinosa ist mir unsympathisch. Keine Ahnung, weshalb. Aber ich muß
mich nach meinem Empfinden richten. Würdest du Vinosa verständigen, liefen
meine Leute in eine Falle. Das wäre übel für dich. Du verstehst. Deine Kollegen
würden sich fragen, wo du geblieben bist. Denn du tauchst nie wieder auf. Und
rechne nicht mit Polizeischutz. Die Bullen bewachen dich nicht dein Leben
lang.“
„Ich käme niemals auf die Idee, einen
Coup zu verraten“, sagte Bruno und meinte es auch so.
„Gut.“ Unwärth machte eine Kinnbewegung
zur Tür hin. „Du kannst gehen.“
Bruno schlich hinaus. Er fühlte sich
gedemütigt.
Als er im Taxi saß, wischte er sich mit
dem Taschentuch übers Gesicht.
Hätte ich doch niemals bei denen
mitgemacht, dachte er. Jetzt ist es zu spät.
Sein Sprechfunkgerät meldete sich. Der
Auftrag kam über Taxi-Ruf — von der Zentrale, der er angeschlossen war.
Es war eine Adresse in der Nähe, zu der
er fahren sollte: also im sogenannten Ausländer-Viertel.
Deutsche, Engländer, Schweden —
ausnahmslos wohlhabende Leute — hatten dort ihre Ferienhäuser. Einige wurden
nur selten benutzt. Bei denen lohnte sich Einbruch nicht. Sie enthielten keine
Kostbarkeiten. Andere waren ganzjährig bewohnt als Ruhesitze. Oder auch von
jüngeren Leuten, die finanziell so unabhängig waren, daß sie ihren Wohnort nach
Lust und Laune auswählen konnten.
Bruno fuhr zu der genannten Adresse und
hielt vor einer Villa, die er schon oft im Vorbeifahren bewundert hatte.
Ein Teil der Vorderfront versteckte
sich hinter Palmen.
Jetzt standen drei Koffer und zwei
Reisetaschen vor der Haustür.
Bruno lud sie in den Kofferraum ein —
wie ihm zugerufen wurde aus einem der Fenster.
Dann kam Robert P. Clayford mit Frau
und Tochter aus dem Haus.
Klasse-Leute! Das sah Bruno sofort.
Was die Villa enthielt, davon konnte
man nur träumen. „Zum Flughafen!“ sagte Clayford, als alle im Wagen saßen.
Bester Stimmung waren er und seine Frau — wie das so ist, wenn man nach Jahren
wiedermal in die alte Heimat fliegt.
Nach London, wie Bruno dem Gespräch
entnahm.
Die Tochter schien nicht so erbaut zu
sein von der Reise. „In einer Woche sind wir leider wieder zurück“, erzählte
Clayford bereitwillig. „Aber in diesen sieben Tagen treffen wir die ganze
Verwandtschaft. Und wir werden die kühle Witterung genießen. Hier erstickt mich
manchmal die Hitze. Findest du nicht auch, meine Liebe“, wandte er sich an
seine Frau, die rotblondes Haar und Sonnenbrand hatte, „daß wir viel zu selten
nach London kommen.“
„Viel zu selten“, bestätigte sie. „Aber
man schwebt ja auch immer in Angst. Sind wir hier, sorgen wir uns, daß in
London unsere Stadtwohnung ausgeräumt wird. Sind wir fort, darf ich gar nicht
an unser hiesiges Zuhause denken. Die Einbrecher werden immer dreister.“
Bruno nickte. „Seit einem Jahr geht es
hier schlimm zu. Ich glaube, es ballen sich zuviele Vermögenswerte auf zu engem
Raum. Das wissen die Einbrecher.“
Clayford pflichtete ihm bei.
„Kürzlich las ich in der Zeitung“, fuhr
Bruno fort, „es müßten organisierte Profis sein, die hier die Villen
aufbrechen. Aber Ihr Haus ist bestimmt bestens gesichert.“
Clayford hüstelte. „Naja
„Mit Alarmanlage und so“, sagte Bruno
und schaffte bei Gelb noch die Kreuzung.
„Über den Wert einer Alarmanlage“,
meinte Clayford, „kann man geteilter Meinung sein. Profis werden auch damit
fertig. Deshalb haben wir darauf verzichtet. Unsere Alarmanlage hat acht Pfoten
und gefährliche Reißzähne.“ Er lachte. „Zwei Doggen bewachen unser Haus und
unseren Schlaf.“
„Auch jetzt, wenn Sie nicht da sind?“
fragte Bruno verblüfft.
„Jetzt sind Castor und Pollux in der
Hundepension“, antwortete Mrs. Clayford. „Das ist es ja, weshalb ich so unruhig
bin. Hoffentlich finden wir alles unversehrt vor — bei unserer Rückkehr.“
Die Tochter — ein etwa löjähriges Mädchen
— hatte bis jetzt kein Wort gesagt. Sie wirkte muffelig.
Bruno brachte die Familie zum
Flughafen, wünschte guten Flug und fühlte sich
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