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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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deshalb werden wir den Turm erklimmen.“
    Der Aufstieg war kostenlos, was in
Italien bemerkenswert ist — wo an jeder Ecke jemand die Hand aufhält für eine
oft nicht erkennbare Dienstleistung.
    Hohe Steinstufen führten im Turm hinauf
— eine Art Wendeltreppe, die ihn so ausfüllte, daß nichts anderes Platz hatte.
Wegen der Belüftung waren in regelmäßigen Abständen Turmfensterchen angebracht.
    Tim zerrte Gaby hinter sich her. Sie
hatte etwas müde Beine heute.
    Karl folgte mit pfeifendem Atem.
Klößchen prustete alsbald wie ein auftauchendes Flußpferd. Dann verschluckte er
sich an seiner Schokolade und blieb — hoffnungslos abgeschlagen — zurück.

    Nur wenige Touristen wagten den
strapaziösen Aufstieg, Einheimische überhaupt nicht. Die kannten den Ausblick
schon.
    Als Tim, Karl und Gaby oben ankamen,
machten sich zwei zähe Japaner an den Abstieg. Sie lächelten und waren
sicherlich der Meinung, sie hätten jetzt ganz Italien gesehen.
    Die Plattform war nicht groß, die
Brüstung arg niedrig.
    Ein Schild neben dem Ausstieg riet in
vier Sprachen, daß es für Nicht-Schwindelfreie besser sei, unten zu bleiben.
    „Unten habe ich kein derartiges Schild
gesehen“, lachte Gaby. „Wo bleibt Willi?“
    „Er hat sich auf die 46. oder 47. Stufe
gesetzt“, antwortete Karl, „und will auf uns warten.“
    Tim trat an die Westseite und sah über
die Dächer der Stadt. Es gab viele Dachterrassen. Die meisten wurden benutzt,
um Wäsche zu trocknen. Hinter der Stadt — weit draußen — sah er den Flughafen.
Im Moment herrschte dort Ruhe. Jedenfalls war kein Flieger in der Luft.
    Ostseitig funkelte das Meer im Glanz
der tiefstehenden Sonne. Tim sah den Hafen, den Jachthafen und weit draußen den
zweiten Jachthafen, an den sich ein vielgerühmter Naturstrand anschloß — mit
dünen-ähnlichem Gelände und satter Vegetation.
    Jachthafen II war fast leer.
    „Habe ich mich verzählt?“ meinte Gaby.
„Bei mir waren es nur 189 Stufen.“
    „Vielleicht ist der Turm geschrumpft“,
lachte Tim. „Oder böse Touristen haben drei Stufen als Andenken geklaut.“
    Karl hatte sich über die Brüstung
gebeugt und sah auf den Platz hinunter.
    „He!“ meinte er. „Was ist denn das?“
    Tim trat neben ihn. „Was meinst du?“
    „Dort — vor der Pizzeria! Bei den
Kolonnaden ( Säulengang ).“ Er streckte den Arm aus.
    Jetzt sah Tim, was er meinte.
    Ein typisches Touristen-Paar hatte dort
die Auslagen einer Glasvitrine betrachtet. Doch jetzt fiel den beiden
gutgenährten Italien-Besuchern ein kleines Mädchen direkt vor die Füße.
    Selbst aus der Vogelschau erkannte Tims
Adlerauge, um wen es sich handelte. Drei Zöpfchen baumelten um den Kinderkopf,
eins war links geflochten, eins rechts, eins hinten.
    Während sich Mann und Frau zu dem
Mädchen bückten, tauchte Lockenkopf hinter ihnen auf. Man sah nicht, was er
tat. Aber schon hatte er die Kamera des Mannes in der Hand. Rückwärtsgehend
verschwand der kleine Dieb unter einer Markise.
    „Diese Mini-Ganoven!“ stieß Tim durch
die Zähne. „Ich sause runter. Vielleicht erwische ich sie diesmal.“
    Sprach’s und warf sich förmlich in die
langgestreckten Spiralen der Wendeltreppe.
    In rasender Eile sprang er abwärts,
nahm mindestens vier Stufen pro Schrittlänge.
    Die neuen Turnschuhe bewährten sich.
Die Sohlen — auch geeignet für Volleyball — dämpften.
    Trotzdem — abwärts schien die Treppe
noch länger zu sein, wollte und wollte nicht enden.
    Als er fast unten war, sah er Klößchen
vor sich.
    Vor sich hinschimpfend kletterte das
dicke TKKG-Mitglied abwärts. Dabei ließ Willi eine Hand an der Mauer
entlanggleiten — vielleicht in Ermangelung eines Geländers.
    „Aus dem Weg, Willi!“ schrie Tim.
    „Was? Stürzt der Turm ein?“ Klößchen
preßte sich an die Mauer, und Tim rannte vorbei.

15. Die Falle
     
    Im Flughafen herrschte wenig Betrieb.
    Die Clayfords, die nach London jetten
wollten, saßen in der Wartehalle.
    Es war noch Zeit bis zum Abflug.
    Die 16jährige Tochter blätterte in
einem Journal. Sie wäre lieber hier geblieben, statt im insel-diesigen England
eine kostbare Ferienwoche mit doofer Mischpoke ( Verwandtschaft ) zu
vertun. Maryam hatte hier einen Freund, einen schwarzlockigen
Isoputavabella-Macker. Ach, Emilio! Sie seufzte.
    Clayford drückte seine Zigarette in den
Aschenbecher.
    „Ich rufe Commissario Vinosa nochmal
an“, sagte er zu seiner Frau. „Ist mir sicherer. Daß da keine Panne passiert.“
    Sie nickte. „Aber

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