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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aber Sonnenbrillen und Tennishüte. Der eine
war durchtrainiert und ansehnlich. Dem andern hing eine Fettschürze über den
Hosenbund. Trotzdem lief er sicherlich in diesem Aufzug — also ohne Hemd — in
der Innenstadt herum: zur Freude aller, die sich an seinem Anblick ergötzen
konnten.
    Peter steckte das Wechselgeld ein,
klemmte die Zeitungen unter den Arm und trollte sich.
    Erst langsam, dann mit Tempo.
    Nachdem er die Kreuzung überquert
hatte, begann er zu rennen.
    Mehrmals sah er sich um.
    Keine Menschenseele konnte er entdecken,
also auch keinen Verfolger.
    Stille lag über der Gegend.
Landeinwärts hatte man Gärten angelegt. Einige Lauben waren aufwendig gebaut
worden wie Sommerhäuser. Aber zur Zeit herrschte hier total tote Hose. Die
Gartenbesitzer verbrachten ihre Freizeit am Meer.
    An der Rückseite eines Sommerhauses
hatte Peter ein Fenster eingeschlagen. Seit drei Tagen hauste er dort.
    Er hatte Konserven vorgefunden und sich
davon ernährt. Ob wohl alle mitleidigen Menschen in der Stadt nach ihm Ausschau
hielten?
    Sollten sie! Ihm ging’s nur um seine
Mutter. Und um Hugo — wie er seinen Stiefvater nannte.
    Peter verzog das Gesicht, als er jetzt
an ihn dachte.
    Würde der wohl bereit sein, eine
Million Mark für ihn zu opfern? Und war seine Mutter tatsächlich verzweifelt?
    In Gedanken sah er sie vor sich. Sie
weinte. Naja, wenn sie jetzt ein bißchen litt — das hatte sie verdient.
    Hatte sie denn überhaupt noch Zeit für
ihn gehabt — seit ihrer Heirat mit Hugo? Und der? Der kümmerte sich doch nur um
seine Geschäfte.
    Aber jetzt, dachte Peter, merken sie
vielleicht, daß ich noch da bin.
    Es war so einfach gewesen. Er hatte zu
Hause einen sorgsam vorbereiteten Brief — aus aufgeklebten Zeitungswörtern — in
den Briefkasten geworfen und sich dann verkrümelt. In dem Brief teilte der
,Kidnapper* die Entführung mit und forderte das Lösegeld.
    Hinsichtlich der Übergabe hatte er sich
schon Gedanken gemacht. Er wollte Hugo zu der Landstraße bestellen, die nach
Laurienza führt. Nachts, natürlich. Hugo sollte die Straße entlangfahren und
auf das Blinksignal warten, dann das Geld aus dem Wagen werfen.
    Für das Blinksignal benötigte Peter
eine Taschenlampe. Da er Geld hatte, würde er sie irgendwo besorgen können.
    Schwieriger war es, Hugo zu
verständigen.
    Anrufen konnte er nicht. Man hätte
seine Stimme erkannt. Am besten, er benutzte die Schreibmaschine, die er in dem
Sommerhaus entdeckt hatte. Sie war alt, aber sie funktionierte noch.
    Und wenn er sich tatsächlich in die Via
Aurelia schlich, konnte er seine Mitteilung in den Briefkasten stecken.
    Daß er seinen Stiefvater auf die Probe
stellen mußte, stand für ihn außer Frage. Wenn Hugo eine Million für ihn
zahlte, sagte er sich, bestand noch Hoffnung, daß sie Freunde wurden.
    Peter erreichte das Gartengrundstück.
    Schon wollte er über den Zaun klettern,
als er den Wagen bemerkte. Er stand etwa 100 Meter entfernt und war leer. Im
Hintergrund begann ein Olivenhain. Es gab keine Häuser mehr, und die Straße
endete in einer Kiesgrube.
    Vorhin war der Wagen nicht hier
gewesen.
    Peter blickte umher. Er wartete eine
Weile. Niemand kam. Er war noch ein bißchen beunruhigt, zuckte dann die Achseln
und kletterte über den Zaun.
    Ein Spalier duftender Wildrosen
schirmte zur Straße ab. Das Sommerhaus war eingeschossig, ganz aus Holz und
ziemlich vergammelt. An Reparaturen würde man wohl erst denken, wenn die Wände
herausfielen.
    Es gab auf jeder Seite zwei Fenster.
Die morschen Läden waren geschlossen.
    Er lief zur Rückseite, öffnete den
Laden, den er aufgebrochen hatte, und wischte ein paar Glassplitter zur Seite.
Sie rührten her von der eingeschlagenen Scheibe.
    Das Sommerhaus verfügte über zwei
Räume. Auch der hintere war dunkel.
    Deshalb sah Peter den Kerl nicht.

16. Kriminelle Zustände
     
    Gibt’s doch nicht! dachte Tim.
    Wie ein geölter Blitz schoß er aus dem Castello-Turm
heraus — unten am Ausgang natürlich. Aber die spiralige Wendeltreppe hatte sich
in seine Schrittfolge einprogrammiert.
    Für einen Moment konnte er kaum
geradeaus laufen. Seine Beine wollten weiter Spiralen drehen. Aber dann
herrschte er die Wadenmuskeln an, und sie gehorchten wieder wie beim
100-Meter-Sprint.
    Während er über den Platz sauste, sah
er schon: zu spät! Viel zu spät!
    Es braucht eben Zeit, einen Turm von
192 Stufen als Strecke zu überwinden. Es sei denn, man entscheidet sich für den
freien Fall. Das spart enorm Zeit,

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