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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sah einen hünenhaften Italiener.
Er trug ein weißes Polohemd, Hosen aus Militär-Beständen und ein Goldkettchen
mit Amulett um den Hals. Er hatte schwarze Locken und ein breites Gesicht
voller kleiner Narben, die wohl von einer Hautkrankheit oder schlecht
verheilten Windpocken herrührten. Am linken Ohr hing ein Goldring — nach Art
der Piraten und Zigeuner.
    Narbengesicht grinste.
    „Du... Siegfried-Peter Weineackel, ja?
Ich dich beobachten... sehen... mittags schon... und vorhin. Ich dein Bild in
Zeitung sehen. Du weggelaufen von zu Hause?“
    Peter schluckte. „Si (ja) .“
    „Warum?“
    „Weil... Ich weiß nicht.“
    „Du bestimmt wissen.“
    Peter zögerte. Was sollte er sagen? Ihm
fiel nichts anderes ein als die Wahrheit.
    „Mit meinem Vater verstehe ich mich
nicht. Deshalb.“
    Narbengesicht nickte. Allmählich
erlosch sein Grinsen. Er schien nachzudenken.
    „Du mitkommen“, sagte er dann.
    „Wohin soll ich mitkommen?“ fragte
Peter ängstlich.
    „Du wirst sehen.“
    Narbengesicht wechselte den Griff.
Peter wurde am Handgelenk gefaßt.

    Der Mann stieg durchs Fenster hinaus.
Peter mußte ihm folgen und wurde durch den Garten zur Straße geführt.
    Narbengesicht blieb hinter den
Windrosen stehen und äugte in alle Richtungen.
    Erst nachdem er sich überzeugt hatte,
daß niemand in der Nähe war, stieg er über den Zaun — ohne Peter loszulassen.
    Wohin bringt der mich? Peter war übel
vor Angst. Bringt er mich nach Hause? Will er sich eine Belohnung verdienen —
einen Finderlohn? Das wäre ja beknackt für mich. Aber immer noch besser, als
wenn er... ja, was?
    Peter hatte keine Ahnung. Er wußte
nichts vom Lager der Sklaven — und hätte, wäre ihm davon erzählt worden, kein
Wort geglaubt. Und natürlich konnte er auch nicht wissen, daß Narbengesicht
einer der sogenannten Eingeweihten war, nämlich Massimo Alvaro.
    Er zog Peter zu dem parkenden Wagen. Es
war ein zweitüriger Lancia.
    Peter mußte sich auf die Rückbank
legen. Alvaro befahl ihm, Bauchlage einzunehmen, das Gesicht in den Armen zu
verstecken und den Hut auf dem Kopf zu lassen.
    Niemand, der zufällig einen Blick in
den Wagen warf, sollte den Jungen erkennen.
     
    Selbstverständlich fuhr Alvaro nicht
durch die Stadt, sondern nahm einen Umweg über stille Landstraßen in kauf: zum
Lager der Sklaven.
     
    *
     
    Die Sonne stand tief. Aber immer noch
erreichten ihre Strahlen die Piazza ( Marktplatz, Platz) Castello, wo der
192-Stufen-Turm im warmen Licht badete.
    Tim drehte den Kopf etwas weiter nach
links.
    Jetzt konnte er den Typ deutlicher
sehen. Er stand hinter der Glasvitrine, vor der die TKKG-Bande beratschlagte,
und zeigte schon seit Minuten ein unerklärliches Interesse für die dort
ausgestellte Damen-Oberbekleidung.
    Der belauscht uns, dachte Tim. Aber
warum?
    Der Typ war im Jünglingsalter,
höchstens 20, hatte eine athletische Figur bei mittlerer Größe und alle
typischen Merkmale des Mittelmeer-Anwohners: braune Haut, dunkles Haar, Vorliebe
für bunte Hemden.
    Was diesen Typ unverwechselbar machte,
waren seine gewaltigen Zähne. Ober- und Unterlippe schienen zu kurz zu sein, um
dieses Pferdegebiß zu bedecken. Der Typ zeigte ständig beide Zahnreihen, lachte
aber nicht, sondern hatte sich steile Unmutsfalten auf die Nasenwurzel gekerbt.
Wenn er lachte, fiel man vermutlich vor Schreck auf den Rücken.

    Weshalb belauscht er uns? überlegte
Tim. Will er seine Deutsch-Kenntnisse aufpolieren? Ist er scharf auf Willis
Schoko? Managt er die Nachwuchs-Diebe? Oder... klar, das ist es! Pfote gefällt
ihm.
    Gaby — die sich dieses Spitznamens
erfreute, weil ihr alle hundeartigen Vierbeiner gern die Pfote geben — blickte
versonnen zur Westseite des Castello-Turms.
    Dort war eine Sonnenuhr angebracht, die
vermutlich auf die Minute genau ging.
    „Kannst du erkennen, wie spät es da
ist?“ wurde Tim gefragt. Gleichzeitig stieß Gaby mit ausgestrecktem Zeigefinger
ein Loch in die Luft.
    „Zwölf Minuten vor sieben“, war die
Antwort nach einem 0,8-Sekunden-Blick.
    Gaby trat ihm auf die Zehen, was einen
Staubfleck auf den neuen Turnschuhen hinterließ.
    „Mit dem linken Auge hast du auf die
Armbanduhr geschielt. Das ist kein Kunststück.“
    „Aber ein Kunststück wird es sein,
rechtzeitig zum Abendessen am Tisch zu sitzen“, meinte Karl. „Wenn wir uns
vorher noch restaurant-fein machen wollen.“
    Das war das Stichwort. Sie sockten los
— in Richtung BELLAVISTA-Hotel. Karl führte, indem er sich der

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