Bombenbrut
Schwanke weiter, »was fällt Ihnen ein? Sie wissen ja nicht einmal, was wir hier produzieren.«
»Das sagen Sie schließlich auch nicht klar und deutlich. Sie reden von einem Teleskop, dabei ist es die gefährlichste Laserkanone für den Krieg der Sterne, die zurzeit auf dem Markt ist.«
»Pah«, blafft Schwanke, »das ist Stengeles Steckenpferd. Wir arbeiten an ganz anderen Dingen, aber da krachen uns gerade wegen dieser Scheiß-ZAS-Patente alle Aufträge weg.«
»Warum?«
»Warum? Warum? Wenn ich darauf eine Antwort hätte! Vermutlich, weil den Amerikanern und somit einigen europäischen Behörden die Nebentätigkeit unseres Herrn Stengele missfällt. Dabei waren wir gut im Geschäft, wir hatten einen Großauftrag. 50 Millionen Euro hatte die ESA ausgeschrieben. Da waren wir mit dabei. 5.000 bis 6.000 Satelliten kreisen nutzlos um die Erde. Darunter selbst atomgetriebene Satelliten der Russen, die heute völlig außer Kontrolle über unseren Köpfen umherschwirren. Mensch! Das ist eine wirkliche Gefahr für die Menschheit. Diesen Schrott im Orbit gilt es schnellstmöglichst einzusammeln. Dafür entwickeln wir gerade einen Satellitenfänger. Der könnte wie ein Pilzsammler im Schwarzwald die gefährlichen Satelliten einsammeln und sicher zur Erde bringen«, lacht Schwanke selbstgefällig. »Was hat das mit Waffenschieberei zu tun, sagen Sie mir das?«, fragt er Leon forsch.
»Man könnte fragen, wer den gefährlichen Schrott ins All geschossen hat«, bleibt Leon stur. »Na? Das Militär, oder? Und sicher ist auch, dass das Militär sich Ihren Satellitensammler ebenfalls schnell einverleiben wird, um damit die feindlichen Nachrichtensatelliten ebenso einzusammeln. Damit können Sie doch erst richtig Geld verdienen.«
Schwanke winkt ab, Leon setzt unbeirrt einen obenauf: »Macht allerdings nichts, denn so können Sie sicher wieder eine neue Defensive-Finte entwickeln, die jeden unbefugten Angreifer eines Satelliten rechtzeitig mit Ihrer Laserkanone – vielleicht sogar aus der ZAS-Station – abknallt.«
»Das bringt nichts«, schüttelt Schwanke seinen dicken Kopf, »mit Leuten wie Ihnen kann man nicht diskutieren. 50 Jahre Frieden zwischen den Großmächten, selbst diesem Argument sind Sie nicht zugänglich, lassen wir es dabei. Was wollen Sie von mir?«
»Frieden?«, lächelt Leon, »Frieden sieht anders aus, womit wir wieder bei Ihrem ermordeten oder besser gesagt gefallenen Freund Matthias Kluge und den toten Iranern wären und bei Herbert Stengele. Können Sie wenigstens Ihrem Freund und Angestellten im Kriegsgefangenenlager helfen?«
»Sparen Sie sich Ihren Zynismus«, blafft Schwanke zurück, »wie bitte soll ich Herbert helfen? Abgesehen davon, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob ich will.«
Der Senior der kleinen Rüstungsklitsche lehnt sich zögerlich in sein Polster zurück. »Uns werden alle öffentlichen Aufträge entzogen und bereits abgeschlossene storniert. Warum? Nur weil wir mit diesem Scheißteleskop von Stengele auf anderen Gefilden tätig sind. Dieser Markt ist sensibel. Mir haben diese umstrittenen Patente bisher mehr Verluste eingebracht als Gewinn. Gerade schwimmen uns alle Felle davon.«
»Verstehe ich nicht«, gibt Leon unumwunden zu, »ich denke, Sie sind mit diesen Patenten so gut im Geschäft wie nie zuvor? Alle wollen Ihr Know-how, wo ist das Problem?«
»Das können Sie sich doch selbst denken. Sie wissen genau, dass die Amerikaner unser Know-how längst besitzen, Sie haben den Präsidenten bestimmt prahlen hören und mittlerweile wurde explizit vom Wirtschaftsministerium jeder Verkauf neuer Patente im Bereich der Luft-und Raumfahrt außerhalb der NATO verboten. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft. Wir werden schon jetzt abgemahnt. Deshalb entziehen uns die offiziellen Stellen alle anderen Aufträge. Das ist für uns existenzbedrohend, die wollen uns aushungern lassen.«
»Dann ist es aus mit der schönen Lage am See«, schaut Leon über die ruhig daliegende Wasseroberfläche. Glatt wie ein Spiegel schimmert sie stahlblau vor der Terrasse des traumhaften Schlösschens in der Morgensonne. Nur am Horizont vor dem Schweizer Ufer wabern noch ein paar Dunstwolken.
»Quatsch«, frohlockt Schwanke, »mir kann keiner ans Leder. Unser Haus und Grund gehören längst meiner Frau.« Dabei zwinkert er Ines zu und stößt mit ihr verschwörerisch mit seinem Glas Orangensaft an.
»Na dann«, gibt sich Leon geschlagen, »dann haben Sie Ihren Arsch ja in Butter und müssen sich
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