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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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erneut Gedanken über seine Klamotten zu machen, denn schon entdeckt er Schwanke, der im Gespräch mit diesem ominösen Holger Stocks im Foyer steht.
    Leon verdrückt sich zum Rand der großen Empfangshalle. Macht auf interessierten Hotelgast, der in diesem Nobelschuppen zu Hause ist, aber überwältigt die Architektur der Bel Epoque bestaunt. Er schaltet, wie für Touristen selbstverständlich, die Kamera ein und schwenkt durch das Foyer. Flugs geht er mit seiner Kamera in den Telebereich und dreht, wie nebenbei, Schwanke und Stocks. Schwanke hält noch immer seinen Koffer in der Hand, Stocks legt freundschaftlich seinen Arm um Schwankes breiten Rücken und führt ihn zu den Aufzügen.
    Ein Page öffnet den beiden Herren eine Fahrstuhltür, sie steigen ein und machen sich auf den Weg in ein vermutlich reserviertes Zimmer.
    Leon hat befürchtet, dass die Geldübergabe hinter verschlossenen Türen stattfindet. Wenigstens hat er Schwanke in der Bank mit dem Geldkoffer aufgenommen und nun mit demselben Koffer bei dem undurchsichtigen Waffenlobbyisten. Zufrieden schlendert er durch die große Halle, schnappt sich die Züricher Zeitung und setzt sich in einen ledernen Pullmannsessel, von dem aus er die Aufzüge gut im Blick behält.
    Auch die Züricher Zeitung hat den US-Präsidenten und seinen Raketenabwehrschirm auf der Titelseite, ebenso die Reaktionen aus Russland und China.
    Leon gibt vor, konzentriert in der Zeitung zu lesen. Doch er hat seine kleine Kamera fest im Griff und beobachtet die Aufzüge. Gern würde er drehen, wie Schwanke und Stocks sich verabschieden, am besten wäre dann, jetzt Stocks mit dem Geldkoffer in der Hand.
    Doch die beiden scheinen Zeit zu haben. Leon bestellt einen Kaffee und bezahlt ihn gleich. In Franken erscheint der Preis für Leon noch viel höher zu sein als in Euro. Aber ein Schweizer ›Kafi‹ war schon immer etwas Besonderes, beruhigt er sich, und überhaupt: Wenn er die Story verkauft, spielt der lächerliche Kaffeepreis keine Rolle mehr.
    Plötzlich steht Stocks völlig unerwartet unmittelbar neben ihm. Verdammt, Leon hebt die Zeitung schnell etwas höher, um sein Gesicht zu verbergen. Dieser dünn rasierte schwarze Schnauzer und die auf der Nase thronende große, dunkle Hornbrille, dazu die Frisur des 80er-Jahre-Schlagersängers Ricky Shayne, heute mit grauen Strähnen, sind unverkennbar.
    »Ich fliege in einer Stunde nach Berlin.« Holger Stocks spricht in ein Handy. »Schwanke hat nicht mehr viel Zeit, die Ereignisse haben sich überschlagen und ihm auf den Magen geschlagen«, lacht er, offenbar erfreut über sein gelungenes Wortspiel, »ich muss in Berlin dringend mit unserem Staatssekretär reden, dann sehen wir weiter.«
    Leon spitzt seine Ohren. Verdammt, wo war Schwanke?
    »Jo, der scheißt in d’ Hosen«, lacht Stocks laut, »aber ich habe die Summe! Damit lässt sich immer was machen.« Stocks dreht sich um die eigene Achse und geht gestikulierend mit seinem Handy am Ohr Richtung Rezeption.
    Leon schielt vorsichtig hinter seiner Zeitung hervor, erkennt, wie Stocks das Handy vom Ohr nimmt und seinen Weg in Richtung Terrasse ändert. Er selbst legt jetzt schnell die Zeitung weg, macht seine Kamera an und geht hinterher.
    Er dreht Stocks von hinten, aber nur kurz, dann ist der Mann im grellen Gegenlicht auf der Terrasse des Hotels verschwunden.
    Leon geht schnell hinterher, nimmt aber sicherheitshalber einen anderen Ausgang. Im Garten späht er vorsichtig über die Tische und sieht Stocks durch die Reihen zu Schwanke schlendern.
    Leon dreht den herrlichen Ausblick, die noble Bestuhlung in dem Privatpark direkt am Züricher See, die Ausflugsboote, die Menschen und dann, wie Stocks und Schwanke sich mit einem Sektglas – sicher echter Champagner, denkt Leon neidisch – zuprosten.
    Na also! Dieses Bild war die Geduld wert. Dafür ist Leon dem Waffenproduzenten vom Bodensee zum Waffenschieber an den Züricher See gefolgt. Damit kann er die Zusammenarbeit der beiden belegen. Sobald er Zeit hat, wird er sich um Stocks kümmern. Er muss seine Identität klären, vermutlich ist der Mann in Berlin bekannt. »Unser Staatssekretär«, hatte er eben sehr zynisch seinen Verbindungsmann in der Regierung genannt.
    Zwei parlamentarische Staatssekretäre gibt es im Verteidigungsministerium. Einer steht auf der Gehaltsliste des ominösen Herrn Stocks, da ist sich Leon ziemlich sicher. Ihn hatte er schon in dem Gespräch gegenüber Schwanke und Markus an jenem Abend in Immenstaad

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